Ursache für Fischsterben in der Schozach offenbar geklärt
In der Schozach verenden massenhaft Fische. Nun gibt es erste Hinweise auf eine mögliche Ursache. Auf einem Firmengelände soll ein Unfall mit einer Chemikalie zu der tödlichen Verunreinigung geführt haben.
Nach ersten Erkenntnissen gelangt das Abwasser von einem der Gullis bei der Spedition nicht in die Kanalisation, sondern fließt direkt in den Gruppenbach. Das erklärte Susanne Sperrfechter vom Landratsamt gegenüber der Heilbronner Stimme. Wie es zu diesem Fehler kommt, ist derzeit noch unklar. Die betreffende Leitung werde umgehend abgedichtet.
Der Gruppenbach mündet bei Auenstein in die Schozach. Am Donnerstag war es im Flussabschnitt zwischen Ilsfeld und Heilbronn zu einem massiven Fischsterben gekommen, auch Wasservögel sind verendet.
Bereits am Freitagmittag hatten sich die Hinweise auf das im Ilsfelder Gewerbegebiet Bustadt ansässige Unternehmen Kühne und Nagel verdichtet. Ein Konzernsprecher bestätigte auf Stimme-Anfrage, dass es auf dem Firmengelände einen Vorfall gegeben habe.
Unfall mit wassergefährdender Chemikalie
Das Landratsamt teilte am Freitagnachmittag mit, dass es bei der Spedition bereits am Dienstag einen Unfall mit 1000 Litern eines Stoffes der Wassergefährdungsklasse II gegeben habe – das Umweltbundesamt fasst darin Stoffe zusammen, die es als „deutlich wassergefährdend“ einstuft.
Recherchen der Heilbronner Stimme zufolge handelt es sich bei der Chemikalie, die in einem Fass auf dem Gelände bei der Spedition festgestellt wurde und weshalb die Feuerwehr noch am Freitagabend im Ilsfelder Gewerbegebiet Bustadt anrückte, um Dehypon LS 54. „Die Polizei sichert Beweise“, teilt ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit.
Nachdem erste Wasserproben der Feuerwehr keine Hinweise auf die Zusammensetzung oder den Typ des Schadstoffs ergeben hatten, sind Wasserproben gezogen und zur Analyse in ein Fachlabor nach Ludwigsburg gebracht worden. Das Labor weist Reste wasserlöslicher Glycole, Glycolether und Alkohole nach – außerdem zeigen in der Nacht gezogene Proben erhöhte Ammoniumwerte.
BUND-Regionalgeschäftsführer fordert politische Konsequenzen
Auch Gottfried May-Stürmer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kann sich vorstellen, dass die Chemikalie Dehypon LS 54 ursächlich für die Katastrophe ist. Seinen ersten Informationen zufolge wird sie zur Reinigung von harten Oberflächen eingesetzt. In einem Datenblatt zur Chemikalie heißt es, sie könne „langfristige schädliche Effekte auf die aquatische Umwelt“ haben - genau wie hier geschehen. Dehypon LS 54 verhindert demnach die Kiemenatmung von Fischen und führe daher zum Ersticken.
May-Stürmer fordert politische Konsequenzen. Es könne nicht angehen, dass bei einem Unfall oder Vorfall auf dem Betriebsgelände solche Chemikalien in das Umgebungswasser geraten können. Es müsse sichergestellt sein, dass dies gesondert abgefangen werde. Für die Schozach bedürfe es nun eines qualifizierten Gewässerentwicklungsplans, der ökologische Verbesserungen mit sich bringe.
Ökologisch verheerende Katastrophe
„Massenhaft verendete Fische sind eine traurige und ökologisch verheerende Bilanz des Schadstoffeintrags“, sagt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller. Es werde lange dauern, bis der Fischbestand und die Kleinstlebewesen in dem betroffenen Abschnitt wiederaufgebaut seien. „Wir müssen alles daransetzen, dass solche Ereignisse wie an der Schozach nicht vorkommen.“ jükü/aho/ale
Die Schozach
Die Schozach entspringt in der Nähe des Untergruppenbacher Weilers Vorhof und durchzieht auf rund 26 Kilometern Länge Teile des südöstlichen Landkreises Heilbronn. Zwischen den Heilbronner Stadtteilen Horkheim und Sontheim mündet der Fluss in den Neckar.
Das Schozachtal zwischen Ilsfeld und Talheim steht seit 1983 unter Landschaftsschutz.