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Ausbrüche aus Psychiatrie: Weinsberger sind beunruhigt, Bürgermeister Stefan Thoma kritisiert die Polizei

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Nach dem Ausbruch von vier Straftätern und der Flucht eines Patienten aus dem offenen Vollzug des Klinikums am Weissenhof: Eine Umfrage in der Innenstadt von Weinsberg ergibt unterschiedliche Gefühlslagen in der Bevölkerung.

Die Reaktionen in der Kernerstadt fallen unterschiedlich aus, nachdem zuerst vier Straftäter im Klinikum am Weissenhof ausgebrochen sind und nun ein Patient aus dem offenen Vollzug entwischt ist. Manche haben Angst, andere nicht. Foto: Archiv/Veigel
Die Reaktionen in der Kernerstadt fallen unterschiedlich aus, nachdem zuerst vier Straftäter im Klinikum am Weissenhof ausgebrochen sind und nun ein Patient aus dem offenen Vollzug entwischt ist. Manche haben Angst, andere nicht. Foto: Archiv/Veigel  Foto: Veigel

Zwischen Besorgnis und Gleichgültigkeit schwankt die Gefühlslage der Bevölkerung, nachdem nach dem Ausbruch von vier Straftätern vor zweieinhalb Wochen aus dem Maßregelvollzug am Samstag ein Patient aus dem offenen Vollzug im Klinikum am Weissenhof entwischt ist. Das ergab eine Umfrage in der Weinsberger Innenstadt.

Bürgermeister Stefan Thoma ist verärgert, dass die Polizei die Stadt auch über diesen Vorfall nicht zeitnah informiert hat. Deshalb hat er am Dienstag ein Gespräch mit dem Heilbronner Polizeipräsidenten Hans Becker.

Wie kann ein Ausbruch passieren?

Irina Boskovic fühlt sich nicht mehr so sicher. Sie gibt zu, dass sie Angst hat. Spätabends würde die junge Mutter derzeit nicht mehr spazieren gehen. "Das darf an für sich nicht passieren", kommentiert Kerstin Kesel die Vorfälle am Weissenhof. Beunruhigt ist die Bäckereifachverkäuferin schon. "Wir bleiben drinnen und gehen nicht raus", schildert eine Rentnerin, die in der Bäckerei Hönnige gerade einen Kaffee trinkt, ihre Reaktion auf die Flucht am Samstag.


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"Es ist nicht so, dass man sich Gedanken macht, dass etwas passiert", sagt hingegen Claudia Ott von Mode Strobel. Die Ausbrecher hätten sicherlich alles drangesetzt, so schnell wie möglich aus Weinsberg wegzukommen, sieht eine andere Rentnerin keine unmittelbare Gefahr. "Man sollte besser aufpassen", kritisiert sie das Klinikum.

Günther Leibhold findet deutlichere Worte: "Es ist beschämend. Das gibt es doch nicht, dass man einfach ausbrechen kann." Eine gewisse Angst, die er auch im Bekanntenkreis ausmacht, sei da. Aber vorsichtiger sei er nicht. Natalie Schmitt aus Erlenbach hingegen ist aufmerksamer. "Ich habe heute Nacht alles zugemacht, alle Rollläden heruntergelassen", erzählt eine Verkäuferin eines Fachgeschäfts.


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Fragen nach der Flucht aus der Psychiatrie


Kein Gefängnis, sondern ein Krankenhaus

Lilo Müller hingegen verspürt keine Angst, geht sie doch davon aus, dass die noch flüchtigen Ausbrecher längst über alle Berge sind. "Es ist ja kein Gefängnis, sondern ein Krankenhaus", antwortet sie auf die Frage, ob der Maßregelvollzug besser gesichert gehört.

"Die Sicherheitseinrichtungen funktionieren eigentlich", meint Bürgermeister Stefan Thoma. Seine Kritik setzt woanders an: Bei der "Unsitte" Straftäter, die schuldfähig seien, dem Maßregelvollzug zuzuweisen, so dass es zu wenig Betten gebe. Deshalb will der beim Sozialministerium vorstellig werden.

Polizei hält sich nicht an die Absprache

Die Informationspolitik des Klinikums sei "1a" und "mustergültig", sagt Thoma. Auch am Samstag sei er zeitnah vom Ärztlichen Direktor Dr. Matthias Michel über die Entweichung eines Patienten informiert worden. "Wir haben schnell reagiert", sagt der Stadtchef, der die Bevölkerung über seinen Facebook-Account und den der Stadt über die den Vorfall in Kenntnis setzte.

An Gemeinde- und Ortschaftsräte schickte er eine E-Mail, mit dem Gellmersbacher Ortsvorsteher telefoniert er. "Wir verlangen, dass die Informationspolitik verbessert wird", fordert Thoma hingegen von der Polizei, die sich nicht an die Absprache des Runden Tischs Maßregelvollzug gehalten habe.

 

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