Hohe Entsorgungskosten
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Illegal abgestellter Müll: Menge im Landkreis Heilbronn sprunghaft angestiegen

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In Baden-Württemberg wird immer mehr Müll an verschiedenen Orten illegal abgestellt. Altreifen, Bauschutt, Kühlschränke gehören dazu – und sogar Schlachtabfälle.

Illegal entsorgter Müll ist in einem Landschaftsschutzgebiet zu sehen.
Illegal entsorgter Müll ist in einem Landschaftsschutzgebiet zu sehen.  Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

"Aber da liegt doch schon Müll": Mit solchen Ausflüchten argumentieren Menschen, die beim illegalen Entladen von Müll erwischt werden. Als Entschuldigung gilt das aber nicht. 

Die Landkreise und Städte haben alle Hände voll zu tun: Altreifen, Bauschutt, Kühlschränke bis hin zu Schlachtabfällen müssen sie entsorgen. Und meistens bleiben die Kosten der Beseitigung an ihnen hängen, wie eine dpa-Umfrage zeigt. Die Verursacher werden selten ermittelt.

Landkreis Heilbronn: Menge an wildem Müll im Jahr 2023 sprunghaft angestiegen

Auch im Landkreis Heilbronn steigen die Zahlen. "Die wilden Müllablagerungen betreffen allgemein öffentlich zugängliche Plätze sowie die Containerstandorte, Feldwege, Wälder, Baumgrundstücke, Parks. Bei dem Müll handelt es sich um Restmüll, Sperrmüll wie Möbel, defekte Elektrogeräte, Kunststoffe, Altholz, Altfahrzeuge und Asbest", sagt eine Sprecherin. Die Menge an sogenanntem wildem Müll sei bis 2022 allmählich, im Jahr 2023 dann sprunghaft angestiegen. 

Mitarbeiter des Neckarsulmer Bauhofs müssen Containerstandorte regelmäßig von den illegalen Hinterlassenschaften säubern. Vor allem der Parkplatz beim Biergarten Strandkorb hinter dem Freizeitbad Aquatoll scheint bei Müllsündern besonders beliebt zu sein. Allein an einem Montag im März musste der Bauhof mehrere Wagenladungen an wildem Müll mit einem Gesamtvolumen von etwa zwei Kubikmetern abtransportieren und entsorgen. Die Stadt bleibt auf den Kosten sitzen, somit geht die Entsorgung zu Lasten der Allgemeinheit. 


Stadt Heilbronn: Vor allem rund um Container-Standorte ist wilder Müll ein Problem

Auch in der Stadt Heilbronn gibt es Orte, die besonders von illegalen Ablagerungen betroffen sind. „An einigen Containerstandorten für Altglas und Alttextilien stellen wir regelmäßige Vermüllungen fest – leider mit steigender Tendenz“, erklärte die Stadt kürzlich auf Stimme-Anfrage.

Nicht selten findet sich an diesen Orten auch Unrat, der dort nicht hingehört. Alter Elektroschrott oder durchgesessene Sofas zum Beispiel. Die Verantwortlichen für diese wüsten Hinterlassenschaften bleiben in vielen Fällen unbekannt – und kommen somit häufig straffrei davon. Auch in Hinterhöfen der Innenstadt abgelegter Müll sorgt regelmäßig für Anwohner-Frust

In den Heilbronner Stadtteilen ist wilder Müll ebenfalls ein Dauer-Ärgernis. Der Container-Platz an der Böckinger Viehweide, das Areal rund um den Güterbahnhof sowie die Römerstraße in Neckargartach werden besonders häufig von Müllsündern heimgesucht. 

Stadt Heilbronn musste im Jahr 2023 rund 150.000 Euro für Beseitigung ausgeben

Die Stadt kommt das Verhalten Einzelner teuer zu stehen: Im vergangenen Jahr mussten rund 150.000 Euro für die Reinigung der Container-Standorte sowie die Beseitigung von verbotenen Abfallablagerungen aufgewendet werden. Rund 500 Mal musste die Entsorgungsbetriebe zusätzlich ausrücken, um großflächigere Müllablagerungen zeitnah zu beseitigen. Mit dieser Maßnahme will man vor allem Nachahmungen entgegenwirken.

Zeitweise machte die Stadt sogar mit Videokameras an den entsprechenden Containerstandorten Jagd auf die zunehmende Zahl an Müllsündern. Im September 2023 wurde eine Überwachungsanlage am Containerstandort Ecke Uhlandstraße/Steinstraße aufgestellt. Im Jahr zuvor wurden am Container-Standort Viehweide nach einer vierwöchigen Überwachung 60 Verstöße zur Anzeige gebracht. 

Mängelmelder Heilbronn: Zahlreiche Hinweise auf illegale Müllablagerungen

Dass illegale Müllablagerungen ein großes Ärgernis sind, zeigen auch zahlreiche Hinweise auf dem Mängelmelder-Portal der Stadt Heilbronn. Auf der Webseite können Bürger Missstände mitteilen und Fotos hochladen. Die Hinweise werden sowohl in einer Kartenansicht als auch in Einzelmeldungen angezeigt.

Vermüllte Grillstellen, Container-Standorte und Spielplätze: Allein seit Anfang April wurden auf dem Mängelmelder-Portal mehr als 20 Beschwerden über wilde Müllablagerungen oder Verschmutzungen veröffentlicht. Die Stadt prüft die Hinweise, beseitigt die Mängel gegebenenfalls und aktualisiert den Status der Einträge. 

Auch in Stuttgart, Karlsruhe und Mannheim gibt es Ärger

In der Landeshauptstadt Stuttgart ist die Anzahl illegaler Müllablagerungen laut einem Sprecher deutlich angestiegen. "Es handelt sich um eine Vielzahl von Abfällen, darunter Möbel, Matratzen, Elektrogeräte, Wäsche, Bauschutt, Grillabfälle, Reifen, Sperrmüll, Asbest, Farben, Öle, Batterien, Asphalt und mehr. Ein konkretes Beispiel war eine illegale Entsorgung von 700 Altreifen im Eschbachwald in Stuttgart-Mühlhausen." Gut erkennbar sei der Anstieg der Müllmengen an Glascontainerstandplätzen: 53 Tonnen im Jahr 2020, 66 Tonnen im Jahr 2021, 73 Tonnen im Jahr 2022 und 82 Tonnen im vergangenen Jahr.

Im Kreis Karlsruhe wurden in den Jahren 2019 bis 2023 rund 825 Tonnen wilder Müll von privaten Grundstücken im Außenbereich sowie vom Wald im Außenbereich eingewogen, wie eine Sprecherin mitteilt. In der Stadt Karlsruhe sind die illegalen Müllablagerungen seit rund drei bis vier Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau. "Grundsätzlich besteht bei größeren illegalen Müllablagerungen im Stadtgebiet immer die Problematik, dass oft die Daten des Verursachers fehlen. Wenn keine "Daten" im Müll vorhanden sind – etwa alte Rechnungen, Pakete, Nummernschilder - können keine Verfahren geführt werden", berichtet ein Sprecher. 

In Mannheim entstehen illegale Ablagerungen laut einem Sprecher an schwer einsehbaren oder anonymen Bereichen mit angrenzender Großwohnbebauung. "Die Gründe sind vielfältig, oft liegt ein mangelndes Verständnis über das richtige Entsorgungsverhalten, Bequemlichkeit oder Gleichgültigkeit vor."

Heidelberg: Sperrmüll wird ohne Anmeldung auf Straße gestellt

Heidelberg meldet: "Weiterhin kommt es leider immer wieder vor, dass Abfälle außerhalb der Öffnungszeiten vor den Zufahrten der Recyclinghöfe abgelagert werden. Ein weiteres Ärgernis stellt Sperrmüll dar, der zwar am richtigen Abholtag, jedoch aber ohne zuvor erfolgte Anmeldung bereitgestellt wird", sagt ein Stadtsprecher. 

Die Umweltverschmutzung durch wilden Müll nimmt auch im Kreis Sigmaringen immer mehr zu. Wilder Müll sei regelmäßig an Parkplätzen und Rastanlagen entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie an Altglas- und Altkleidercontainern zu finden, sagt ein Sprecher. "Die Mitarbeitenden unserer Straßenmeistereien haben in den vergangenen fünf Jahren 143 Tonnen (2019), 182 Tonnen (2020), 193 Tonnen (2021), 193 Tonnen (2022) beziehungsweise 217 Tonnen (2023) illegal entsorgten Müll eingesammelt."

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