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Mein Aquatoll: Unsere Leser erinnern sich an Bad und Sauna

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Nach fast 32 Betriebsjahren ist Schluss: Der Neckarsulmer Gemeinderat zieht sich aus der Finanzierung zurück.

Schülerparty des ASG im Aquatoll Neckarsulm
 Foto: Ralf Seidel

Das Aquatoll in Neckarsulm war über viele Jahre eine der größten Attraktionen in der Region. Eröffnet im September 1990 hat es sich schnell weit über Neckarsulm hinaus einen Namen gemacht, es galt als Bad der Superlative. Sogar die Stahlkuppel, in muschelform angelegt, erhielt einen Preis und beschäftigt Baustudenten bis heute. Bis zu 450.000 Badegäste kamen in den Anfangsjahren in die Stadt, Jugendliche genossen eine der ersten Wildwasserkanäle überhaupt. Die Architektur hat ihre Liebhaber, allerdings könnte am Donnerstag Schluss sein. Der Gemeinderat spricht sich vermutlich gegen die Sanierung und Modernisierung aus. Ohne einen privaten Betreiber sieht es düster aus, dann droht dem Bad oder weiten Teilen davon der Abriss. Unsere Leser und stimme.de-User erinnern sich an die Zeit, die sie im Aquatoll verbracht haben. Darunter sind auch erschütternde Geschichten.


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Als Bub geht es am Eröffnungstag in den Wildwasserkanal

Martin Schneider, ein gebürtiger Neckarsulmer, erinnert sich noch an die Eröffnungsfeier. An der konnte er als Neunjähriger teilnehmen, weil er bei einer Verlosung gewonnen hat. Er sei deshalb einer der ersten gewesen, die den Wildwasserkanal rutschen konnten. Das Aquatoll geschlossen: "Es würde etwas verloren gehen", betont er. Als Neckarsulmer sei er oft im Bad gewesen, sommers wie winters. "Besonders Spaß machte es, zu versuchen, in das Ruhebecken im Außenbereich des Wildwasserkanals zu kommen und hier jede Menge Unfug zu treiben." Später erlebte er im Aquatoll noch viele Saunarunden mit Freunden und Kollegen. Damit ist er nicht allein.

Beim Heimatbesuch gehört die Sauna dazu

"Ich bin praktisch mit dem Aquatoll aufgewachsen", schreibt Heike Kegel. "Nachdem ich in die USA ausgewandert bin, ist ein Besuch der Saunalandschaft immer ein Höhepunkt, wenn ich nach Deutschland komme - ein Stück Heimat." Sie freue sich, "den unverfälschten heimatlichen Dialekt zu hören". Sie erzählt: "Fast jedesmal treffe ich dort auch alte Freunde." Es gibt auch Schilderungen, die mit dem Aquatoll erschreckende Erlebnisse verbinden. Eine Leserin erzählt, dass sie im Bad als Zwölfjährige sexuell belästigt worden sei.


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Heutiges Ehepaar lernt sich im Aquatoll kennen

In den Zusendungen überwiegen positive Geschichten. Das Aquatoll hat auch Paare zusammengebracht, davon schreibt Carmen Schmukal. "Am 4. Februar 2012 hat ein Freund seinen Geburtstag im Aquatoll gefeiert." Eingeladen hatte er einige Kommilitonen, darunter auch Carmen Schmukal, und seine Heimat-Clique, "die ich bis dahin nicht kannte". Beim Plantschen und Rutschen haben sich alle kennengelernt. In der Heimat-Clique sei "auch ein junger Mann" gewesen, "mit dem ich mich besonders gut verstand. Heute ist dieser immer noch junge Mann mein Ehemann, und wir haben zusammen zwei Töchter, mit denen wir das Aquatoll auch schon besucht haben". Sollte das Aquatoll abgerissen werden, verschwänden für die Familie "sehr schöne Erinnerungen".

Junge ist im Wildwasserkanal zu schnell unterwegs

Riccardo Passariello berichtet von einer Zeit, die gut 25 Jahre zurückliegt - und die für ihn mit einem Schrecken endete. "Wir waren immer als Kinder und Jugendliche zusammen im Aquatoll und sind den ganzen Tag gerutscht." Zwischendurch habe es Pommes gegeben, und zum Erholen ging es ins Eukalyptus-Dampfbad. "Wir waren immer ziemlich aufgedreht und sind die Wildwasserrutsche bestimmt 20 Mal am Tag gerutscht."

Riccardo Passariello sah nach eigenen Angaben immer die Älteren, die im Außenbereich auf dem Bauch gerutscht und ins Wasser gesprungen seien. "Und dann wollte ich es auch mal probieren." Er sei wohl zu schnell gewesen, rutschte über die Bahn hinaus und "landete außerhalb der Rutsche im Dreck". Riccardo Passariello erzählt: "Kurz dachte ich, es geht da bestimmt fünf Meter runter, und ich breche mir alle Knochen." Zum Glück seien es nur 50 Zentimeter gewesen. Er sei voller Erde gewesen, der Rest in Ordnung. "Daran erinnere ich mich immer wieder gerne. Auch weil meine ganzen Freunde das sahen und heute noch drüber lachen können."


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Jens Mücke hatte mit Freunden mal die komplette Öffnungszeit im Aquatoll verbracht. "Das waren zwölf Stunden", schildert er. "Das haben wir dann auch durchgezogen, obwohl die Lippen gegen Ende schon etwas blau wurden." Die Wildwasserrutsche sei für ihn als 14-Jährigen das absolute Glanzlicht gewesen.

Besucher lobt die Mitarbeiter

Uwe Fischer weiß, dass in den Jahren viele "besondere Freundschaften" entstanden seien. Es habe sogar Gäste gegeben, "die abends nach dem Saunieren direkt in den Kreißsaal zur Entbindung in die Klinik gefahren sind". Er berichtet auch von "tollen Mitarbeitern", jetzt immer noch, "die uns auch aktuell trotz wohl baldiger Schließung immer wieder ein Gefühl von Herzlichkeit und Lebensfreude vermitteln".


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Brigitte Storz ist nach eigenen Angaben "sehr betroffen über den eventuellen Abriss". Sie schreibt: "Seit Bestehen dieser tollen Bade- und Saunalandschaft kamen mein Mann, unsere Söhne und ich immer wieder gern für ein paar Stunden Erholung und auch Abwechslung vom Alltag ins Aquatoll." Schön sei die Silvesterparty gewesen. "Mit Badelatschen zu toller Musik tanzen, nicht zu teures Essen genießen, freundliches Personal um uns herum und ganz viel Spaß haben." Sie erzählt: "Ich glaube, es gab auch noch ein Feuerwerk über der Kuppel zu sehen." Es liege zwar schon einige Jahre zurück, es sei aber super organisiert gewesen. "Und wir sprechen immer wieder gerne davon."

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