Was im Heilbronner Crystal-Meth-Prozess offen geblieben ist
Anklage und Verteidigung liefern sich beim Crystal-Meth-Prozess einen Schlagabtausch im Heilbronner Landgericht. Für die beiden Angeklagten stehen am Ende mehrjährige Haftstrafen. Laut Gerichtsurteil ist dem Hauptangeklagten eine Sache aber nicht nachzuweisen.

Im Heilbronner Prozess um den Fund von rund 200 Kilogramm Crystal Meth im Oktober 2022 auf dem Gelände eines Shisha-Bedarfsladens in Sinsheim hat das Landgericht Heilbronn die beiden Angeklagten zu Freiheitsstrafen verurteilt.
Der 34-jährigen Hauptangeklagte aus Heilbronn muss für acht Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Der 33-jährige Mitangeklagte aus dem Raum Sinsheim wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. Die dritte Große Strafkammer blieb damit unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Sie hatte elf und sieben Jahre Gefängnis gefordert.
Crystal-Meth-Prozess in Heilbronn: Emotionale Plädoyers von Anklage und Verteidigung
Selten habe er in einem Drogenprozess so emotionale Plädoyers von Anklage und Verteidigung gehört, sagte Richter Thomas Berkner. Die Bandbreite sei beachtlich gewesen. "Mit einer Vielzahl von Varianten und rechtlichen Bewertungen", so der Richter.
Dem Hauptangeklagten wurden gleich mehrere rechtlich selbstständige Straftaten zur Last gelegt. Den Vorwurf des Betrugs hatte die Kammer schon vor den Plädoyers eingestellt. Zu schwach seien die Aussagen dreier Bankmitarbeiter im Zeugenstand gewesen. Mehr oder weniger unstrittig waren weitere Vorwürfe. Demnach hat nach Auffassung des Gerichts der Hauptbeschuldigte zwei Mal Handel mit zehn und acht Kilogramm Marihuana betrieben. Er habe darüber hinaus Bankauszüge gefälscht, um einen Kredit über 1,1 Millionen Euro bei einer Bank zu bekommen. Und er habe sich der Geldwäsche schuldig gemacht, indem er über das Konto eines Dritten mit Bargeldeinzahlungen Fahrzeuge gekauft hat.
Handel mit 200 Kilogramm Crystal Meth: Die Drogen bestellt oder nur gelagert?
Heftig umstritten war während der Plädoyers allerdings die Frage nach der Rolle, die der 34-jährige gebürtige Iraker beim Handel mit den rund 200 Kilogramm Crystal Meth spielte. Hat er die synthetische Droge im Wert von rund 20 Millionen Euro für eine Belohnung von 200.000 Euro nur für einen Freund gelagert? Oder hat er das Methamphetamin aus Mexiko selbst bestellt, um in Deutschland einen Markt zu erschließen? So interpretierte die Staatsanwältin die Indizien und wies aber darauf hin, dass es dafür keine Beweise gibt.
Die Verteidigung bezeichnete das als absurd. "Glauben Sie selbst, was sie da erzählen?", frage Anke Stiefel-Bechdolf. Lückenhafte Indizien würden mit Interpretationen aufgefüllt. Die Anklägerin lasse sich von den Ermittlern "instrumentalisieren", die ihre anderthalbjährige Arbeit "honoriert bekommen wollen", so die Strafverteidigerin. Auch Lars Middendorf hat keine belastbaren Beweise in diesem Prozess finden können. "Man vermutet und vermutet", sagte der Anwalt des Mitbeschuldigten.
Gericht reichen Indizien für den Handel mit Crystal Meth nicht aus
Dem Gericht reichten die Indizien nicht aus. Die Kammer sah in diesem Anklagepunkt nur die Beihilfe zur Einfuhr und zum Handeltreiben mit der Droge als beweisbar an. Weder wisse man, wer dahinter steckt noch wer der Empfänger sein sollte. Eine kleinere Rolle habe der Mitangeklagte gespielt. Er wurde der Beihilfe für den Handel mit Drogen für schuldig befunden. Dafür hatte er 2000 Euro erhalten.