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Machen Bürger seit der Maskenpflicht einen Bogen um Heilbronn?

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Trotz hoher Corona-Infektionszahlen bleibt die Heilbronner Fußgängerzone ein Anlaufpunkt, aber mit spürbar weniger Frequenz. In Geschäften wird verstärkt belüftet. Passanten zeigen überwiegend Vorsicht, den Gang in die Stadt wollen sich einige Befragte nicht nehmen lassen.

von Carsten Friese

Vor mehr als einer Woche hat die Stadt Heilbronn den kritischen Hotspot-Wert bei Corona-Infektionen überschritten, stand am Donnerstagabend mit 140 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen weiter auf Platz eins in der Tabelle der Stadt- und Landkreise im Südwesten. Die Corona-Regeln sind deutlich verschärft worden, neu ist die Maskenpflicht in den Fußgängerzonen. Wie wirkt sich das auf die Bürger aus? Wie auf die Frequenz in der Innenstadt und im Einzelhandel? Machen viele einen Bogen um die Stadt - oder gehen sie weiter in die City, eben mit mehr Schutzmaßnahmen als bisher?


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Der Passantenstrom am Freitag um die Mittagszeit ist überschaubar. Über den Kiliansplatz laufen immer wieder Menschen, aber eher spärlich, in kleinerer Zahl. Alle haben Platz. Die Passantenfrequenz-App "hystreet.com" weist für die Fleiner Straße zu den Werten der Vorwoche einen sichtbaren Rückgang um ein paar tausend Fußgänger aus. Aber: Gegenüber der Corona-Hochphase im Frühjahr sind die Tageswerte mit rund 19.000 bis 20.000 Passanten werktags noch deutlich über der tiefen Talsohle.

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"Man fühlt sich schon ein bisschen unwohl", sagt der Ilsfelder Hasan Trepic in der Fußgängerzone. Aber: "Nur zu Hause bleiben geht auch nicht." Mit Maske, Abstand und regelmäßigem Händewaschen sei es okay. Er wird weiter zum Einkaufen nach Heilbronn kommen. "Ich lebe doch hier." Nur auf öffentliche Toiletten geht er aus Vorsicht nicht mehr. Und bei der Nummerneingabe am Geldautomaten zieht er mittlerweile ein Stück Textil über den Finger.

Kontrolleure sprachen bis Donnerstag 20 Anzeigen wegen Maskenverstößen in der Innenstadt aus

Das Ordnungsamt kontrolliert intensiv das Einhalten der Corona-Vorschriften. "Der Großteil der Bürger hält sich daran", teilt Rathaussprecherin Claudia Küpper mit. In den ersten drei Tagen wurden bei Verstößen mündliche Verwarnungen und Hinweise auf die neue Rechtslage erteilt. Danach wurden die Personalien aufgenommen und kostenpflichtige Anzeigen gestellt. Die Bilanz seit vergangenen Freitag bis zum Donnerstag, 22. Oktober: 20 Anzeigen hat das Ordnungsamt wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht verhängt - mit Geldbußen bis zu 100 Euro wird dies in der Praxis geahndet.

Verstöße gegen die Sperrzeitbegrenzung in Lokalen oder das nächtliche Alkoholverkaufsverbot wurden bislang nicht festgestellt. Rauchen ist in der Fußgängerzone eigentlich neuerdings verboten. Wenn jemand an einem öffentlichen Aschenbecher aber mit Abstand für sich rauche, reagiere man mit Augenmaß, sagt Küpper.


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Wie die Einzelhändler Heilbronns Aufstieg zum Spitzenreiter bei Neuinfektionen im Südwesten erleben? "Wir haben deutlich zurückgehende Frequenzen in den Geschäften", stellt Stadtinitiative-Vorsitzender Thomas Gauß auf Anfrage fest. Bummel-Kunden würden weniger. aber die, die kommen, "kaufen gezielt ein". Im Gegensatz zum Frühjahr wisse man nun mehr über das Virus. Es sei nachweisbar, dass der Einzelhandel kein Treiber von Infektionen sei, "Kunden können sich bei uns sicher fühlen". Abstand, Hygiene, Masken seien weiter Pflicht, dazu komme jetzt eine verstärke gute Belüftung in den Räumen, über Fenster oder über eine gezielte Belüftungsanlage, die an einer Seite Luft ansauge und an einer anderen Seite wieder abführe.

Chef der Einzelhändler: Einen erneuten Lockdown darf es nicht geben

In Teilen der Heilbronner Innenstadt gilt Maskenpflicht. Foto: Ralf Seidel
In Teilen der Heilbronner Innenstadt gilt Maskenpflicht. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Einem erneuten Lockdown wie im Frühjahr erteilt Gauß eine klare Absage. "Das würden wir nicht mitmachen." Von der Stadtverwaltung gebe es aber bisher auch keine Signale in diese Richtung. Mit Blick auf aktuell hohe Neuinfektionszahlen in der Stadt sieht der Verbandschef der Einzelhändler sogar eine Kundennachfrage, die er als "besser als befürchtet" einstuft. Er ist optimistischer als im Frühjahr, weil die Kunden sich auch ein Stück weit an die Situation gewöhnt hätten. Derzeit diskutiere man weitere Marketingmaßnahmen für die Geschäfte. Ein verstärkter Lieferservice sei eine Option dabei.

Wer in der Stadt unterwegs ist, hat seine Entscheidung schon getroffen. Wie es sich derzeit anfühlt? "Ich fühle mich mit Maske und Abstand sicher", sagt eine 65-jährige Heilbronnerin. Auch eine Leingartenerin (57) achtet auf Maske und Abstand. Dass nun neben Arbeitsplatz und Stadtbahn die Maske auch in der Innenstadt getragen werden muss, "ist schon nervig". Eine 41-jährige Mutter ist hin- und hergerissen. Sie sitzt mit ihrem Sohn am Komödiantenbrunnen, trinkt einen Kaffee. Sie spüre "schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen". Kaffee könne sie ja auch daheim im Garten trinken.

Aber: "In der Stadt zu sein, zu bummeln, mit meinem Sohn hier am Wasser zu sitzen", sei einfach schön. Sie wolle natürlich nicht Impulsgeber für eine Infektion bei älteren Verwandten sein. Ihre Maske hat sie in der Hand. "Sie draußen zu tragen, ist nervig, vor allem, wenn es in der Innenstadt nicht voll ist." Aber: Sie könne die Regelung verstehen. Es sei "konsequent" im Gegensatz dazu, alle paar Meter vielleicht einen Wechsel zuzulassen.

Corona-Eckdaten

In Heilbronn wurden seit März bis Donnerstag, 22. Oktober, insgesamt 1045 Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt, teilt die Stadtverwaltung mit. Davon sind 233 aktuelle Fälle. Von allen seit März erfassten Corona-Infizierten gelten 795 als genesen, 17 sind an oder mit dem Virus verstorben. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert lag Donnerstagabend bei 140,6.

1045 Infizierte seit März bedeutet auch: Von rund 125.000 Einwohnern der Stadt haben sich 0,84 Prozent mit dem Virus infiziert; die aktuellen 233 machen 0,19 Prozent aus. Die Dunkelziffer unbekannter Fälle ist darin nicht berücksichtigt.

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