Künstliche Intelligenz: Immer mehr Schulen im Raum Heilbronn setzen KI ein
Künstliche Intelligenz erreicht den Unterricht. Lehrer bereiten mit KI ihre Stunden vor, Jugendliche dürfen ganz offiziell damit Hausaufgaben machen. Auch in der Lehrerausbildung und fürs Kultusministerium ist KI ein Thema.
Lehrer setzen verstärkt Künstliche Intelligenz (KI) im Unterricht ein, auch in der Region. Sie programmieren mit Jugendlichen Anwendungen, um wechselnde Bilder zu schaffen. Sie greifen auf KI in Fächern wie Wirtschaft, Englisch oder Mathe zurück. Jugendliche verwenden ChatGPT für umfassende Hausaufgaben, auch in der Lehrerausbildung ist die KI ein Baustein.
Das Kultusministerium sieht bei KI keine Grenzen, was Fächer, Klassenstufen oder Schularten angeht. "Schülerinnen und Schüler müssen lernen, wie die Technik beziehungsweise die Algorithmen dahinter funktionieren und welche Chancen und Möglichkeiten, aber auch Risiken damit verbunden sein können", sagt Simone Höhn, Sprecherin des Ministeriums. Sowohl das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) als auch das Landesmedienzentrum hätten seit der Einführung von ChatGPT ihre Fortbildungsangebote im Bereich der Künstlichen Intelligenz stark ausgebaut.
In der Lehrerfortbildung geht es um den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Unterricht
Am ZSL seien zunächst fachspezifische Veranstaltungen zu KI angeboten worden. Das hat sich gewandelt. "Die aktuellen Entwicklungen machen es notwendig, diese Thematik fächer- und schulartübergreifend nicht nur aus der Perspektive zu betrachten, wie die Technik funktioniert und wie KI eingesetzt werden kann, sondern auch unter dem Aspekt der gesellschaftlich-kulturell-ethischen Implikationen", so Simone Höhn.
In Heilbronn gibt es KI-Schulungen am Fortbildungsseminar für Lehrer an Gymnasien. Künstliche Intelligenz verändere die Lernkultur, sagt Martina Geiger, die das Seminar leitet. Mittlerweile gibt es Stimmen, die in KI eine Möglichkeit sehen, die Auswirkungen des Lehrermangels abzufedern. Martina Geigern warnt davor, zu viel Hoffnung in solche Anwendungen zu legen. "KI heißt nicht, dass automatisch gut unterrichtet wird."
Wie die KI den Lehrer beim Bewerten helfen könnte
Lehrer können sich unterdessen vorstellen, dass ihnen KI beim Bewerten von Arbeiten hilft - eben dann, wenn es ums Anstreichen der Fehler gehe, so Elena Nowitzki, die am Seminar in Heilbronn in der Lehrerausbildung tätig ist. Das schaffe Freiräume. Dann bleibe den Pädagogen mehr Zeit, den Kindern ein ausführliches Feedback zu schreiben. Davon hätten die Schüler mehr.
In Sprachen kommt Künstliche Intelligenz zwar schon länger zum Einsatz, doch mit Anwendungen wie ChatGPT nimmt das Thema deutlich an Fahrt auf. KI hat bei der Weiterbildung mehrere Aspekte, es geht nicht nur um die reine Anwendung im Unterricht. Es sei zugleich ein Impuls für ein anderes Lernen, sagt Katja Klee, die ebenfalls am Fortbildungsbereich tätig ist. Ein Beispiel dafür gibt Elena Nowitzki: Würden manche Aufgaben für Schüler nicht überarbeitet, ließen die Kinder die KI die Antworten schreiben. Die Herausforderungen sind groß. Unter anderem müssten Jugendliche lernen, gute KI-Antworten zu identifizieren, ergänzt Sebastian Emling. Außerdem müssten Kinder dafür sensibilisiert werden, dass KI eben mittlerweile auch Fotos und Videos erstellen kann, so Katja Klee.
So schätzen Verbände die Künstliche Intelligenz ein
Für Sebastian Lutz vom Verband Bildung und Erziehung in der Region eignet sich nicht jeder Unterricht für KI. "Massive Auswirkungen" auf die Schulen erwartet Jana Kolberg von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Verändern würden sich Vorstellungen, wie Hausaufgaben aussehen oder Wissen abgefragt werde, so die GEW-Vorsitzende in Hohenlohe. Genau überlegt werden müsse, was ein Schüler tatsächlich wissen müsse. Noch stärker in den Fokus rückt ihrer Ansicht nach ein Punkt: "Es geht um Fertigkeiten, wie man sich Wissen aneignet." Nun sei das Ministerium gefordert, Fortbildungen zu schaffen. Jana Kolberg: "Die Kollegen müssen Bescheid wissen, wie sie mit KI umgehen."
Seit Januar haben laut Kultusministerium 26 Veranstaltungen zu KI im Rahmen der amtlichen Lehrkräftefortbildung stattgefunden, 572 Lehrkräfte nahmen daran teil. "Diese Veranstaltungen wurden ergänzt durch sieben Online-Seminare in diesem Zeitraum zu diesem Themenbereich, an denen knapp 1000 Lehrkräfte teilnahmen", so Ministeriumssprecherin Simone Höhn. Zudem habe das Landesmedienzentrum seit Januar ebenfalls 26 Veranstaltungen zum Thema KI durchgeführt, weitere fünf seien bis zu den Sommerferien geplant. "Insgesamt nahmen hier 1902 Personen teil."