Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Künstliche Intelligenz im Unterricht: Der Computer gibt Schülern Tipps für die Hausarbeit

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

In der Region Heilbronn greifen Lehrer und Schüler auf Anwendungen der Künstlichen Intelligenz zurück. Dabei gibt es auch Tücken. Denn nicht immer spuckt die KI das richtige Ergebnis aus.

Programme wie ChatGPT können auch Schülern helfen.
Programme wie ChatGPT können auch Schülern helfen.  Foto: Hannes P. Albert/dpa

Die Künstliche Intelligenz (KI) zeichnet in der Informatik-AG des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Neckarsulm verschieden farbige Sterne. Wenn dann die Jugendlichen ein paar Zeilen des Programmiercodes ändern, schafft der Computer übereinanderliegende Balken, immer wieder neu zusammengestellt.

Mit der KI bekommen Lehrer am Evangelischen Paul-Distelbarth-Gymnasium in Obersulm unter anderem mehr Zeit im Wirtschaftsunterricht, um mit Jugendlichen zu diskutieren. Auch die Wolf-von-Gemmingen-Schule hat KI eingesetzt und dabei bemerkt, dass im Fach Mathe ein vom Computer ausgegebenes Rechenergebnis falsch war. Die Beispiele zeigen: In der Region setzen Schulen KI ein, viele Lehrer testen Möglichkeiten. Auch bei der Ausbildung der angehenden Lehrer an Gymnasien in Heilbronn spielt diese Entwicklung eine Rolle. KI, vor allem dank des Tools ChatGPT zum Begriff geworden, hat in einer rasanten Geschwindigkeit weite Teile der Gesellschaft erfasst.

 


Mehr zum Thema

Werden Arbeitnehmende bald durch Künstliche Intelligenz ersetzt? Einer Umfrage zufolge fürchten 52 Prozent der Befragten nicht um ihren Job.
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Künstliche Intelligenz bleibt. Darauf müssen alle Schulen schnell reagieren


KI an Schulen in den Unterricht integrieren

Die KI hat ihre Tücken, das hat Leonhard vom Paul-Distelbarth-Gymnasium in Obersulm gemerkt. Im Wirtschaftskurs wollte der Jugendliche ChatGPT nutzen, um sich für eine Präsentation tiefer mit dem Mindestlohn auseinanderzusetzen. Teile der Ergebnisse seien falsch gewesen, aufgeführte Gewerkschaften gebe es nicht, erzählt er. Stutzig ist der Jugendliche wegen der Bezeichnungen geworden. "Es hat sich komisch angehört", erzählt er.

 


Mehr zum Thema

Das Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam hat sich den Auftrag für den KI-Park in Heilbronn geholt. Das sind die Entwürfe, wie das Gelände einmal aussehen soll.
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Ums KI-Zentrum in Heilbronn scharen sich noch zu wenige


 

Dennoch beschreitet die Schule aus Sicht von Leonhard den einzig richtigen Weg: KI werde nicht verdammt, sie solle in den Unterricht integriert werden, sagt Leonhard. Das sehen Klassenkameraden genauso. Mitschülerin Gözde holte sich bei einer Präsentation Anregungen zur Gestaltung. "Das hat mir weitergeholfen."

Das Gymnasium Obersulm greift auf Künstliche Intelligenz zurück

Ermutigt von Schulleiter Dieter Kurtze setzen in Obersulm Lehrer wie Christopher Muhler Anwendungen der Künstliche Intelligenz ein. "KI geht nicht mehr weg", begründet Christopher Muhler seine Offenheit für diese Neuerungen. Die gesamte Schulgemeinschaft stehe der Idee positiv gegenüber, KI stellenweise einzubinden. Letztendlich gehe es darum, den Kindern Grundkompetenzen zu vermitteln - und dabei Anwendungen kritisch zu hinterfragen. Schule, sagt er, bereite Kinder und Jugendliche auf die Zukunft vor. Und in der spiele KI eine Rolle.


Mehr zum Thema

Erst programmieren, dann drucken: Jugendliche des Neckarsulmer Gymnasiums zeigen Ergebnisse des Informatikunterrichts. Foto: Simon Gajer
Stimme+
Neckarsulm
Lesezeichen setzen

Informatik-AG am Neckarsulmer Gymnasium verwendet Künstliche Intelligenz


Für Christopher Muhler haben KI-Anwendungen mehrere Vorteile. Zum einen könnten sie ihm helfen, den Unterricht schneller vorzubereiten. Im Unterricht mit Älteren bleibe zudem mehr Zeit für Diskussionen. In Obersulm haben Lehrer mittlerweile im laufenden Schuljahr die Bewertungskriterien für größere Präsentationen überarbeitet. Eine umfassende Hausarbeit und ein Kolloquium in der Schule ergeben zusammen eine Note: Noch bis vor ein paar Monaten seien beide Teile gleich gewichtet gewesen. Weil jetzt aber unklar sei, wo und wie stark die KI eingesetzt werde, zählt das Kolloquium doppelt.

KI ist auch bei der Fortbildung von Lehrern im Einsatz

Zugleich denken Lehrer darüber nach, wie KI noch intensiver eingesetzt werden kann: Denkbar sei es, den Jugendlichen eine größere Methodenkompetenz zu vermitteln. In der ohnehin erforderlichen Quellenangabe könnten die Jugendlichen ebenfalls anführen, mit welchen Worten sie die KI gefüttert hätten, überlegt Christopher Muhler.

Bei der Aus- und Weiterbildung von Lehrern ist KI schnell zum Thema geworden. Am Fortbildungsseminar in Heilbronn für Gymnasiallehrer geht es beispielsweise um "Nutzung der KI für den Lernprozess" oder darum, wie ChatGPT in Gesellschaftswissenschaften eingesetzt werden kann. Wichtig sei es, den Schülern die Arbeitsweisen durch und mit KI zu vermitteln, sagt Katja Klee, die Fortbildungen leitet. Schüler müssten Kompetenzen bekommen, um Texte einer KI beurteilen zu können, ergänzt Seminarleiterin Martina Geiger.

 


Mehr zum Thema

Ein Schriftzug weist auf den Bildungscampus Heilbronn hin.
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Künstliche Intelligenz an Schulen: So beeinflusst Digitalisierung den Unterricht


 

Dank KI die langjährigen Abläufe im Unterricht hinterfragen

Zugleich gehe es auch darum, dass Lehrer unter Umständen langjährige Abläufe im Unterricht hinterfragen müssten. "Wenn wir Arbeitsaufgaben nicht verändern, schreibt die KI die Texte", sagt Elena Nowitzki. Im Unterricht kann KI vielfältig eingesetzt werden, beispielsweise um anspruchsvolle Texte für schwächere Schüler umzuschreiben. Sebastian Emling spricht von Binnendifferenzierung, die auch durch ChatGPT möglich ist.

Die Jugendlichen in Obersulm machen unterschiedliche Erfahrungen mit der Künstlichen Intelligenz. In Physik hätte die KI nicht rechnen können, in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern sei sie "hilfreich und zuverlässig", berichtet Janina. Die KI könne in Fremdsprachen die Zeiten anpassen und Texte um Adjektive ergänzen, Texte würden problemlos verlängert oder gekürzt, erzählt Mitschülerin Annika. Die Gymnasiasten wollen KI nicht missen. "Ich finde es cool, dass wir sie einsetzen", sagt Anna - auch wenn es fast "gruselig ist, was die kann". Für einen groben Überblick seien die Programme gut. "Wenn es aber in Richtung Meinungsbildung geht, ist KI nicht hilfreich", sagt Annika. "Man muss selbst denken, das finde ich gut."

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben