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Krankschreibung per Telefon ist wieder möglich: Was Ärzte in der Region davon halten

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Arztpraxen und Kliniken bekommen die aktuelle Infektionswelle zu spüren. Die telefonische Krankschreibung soll künftig Erleichterung bringen.

Die telefonische Krankschreibung ist nun wieder möglich.
Die telefonische Krankschreibung ist nun wieder möglich.  Foto: Hannes P. Albert/dpa

Krankmeldungen sind ab sofort wieder telefonisch möglich. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss am Donnerstag beschlossen. Jeder mit leichten Symptomen, der bereits Patient in der kontaktierten Praxis ist, kann so bis zu fünf Tage krankgeschrieben werden. Bei schweren Erkrankungen ist weiterhin eine persönliche Untersuchung nötig. In Praxen, die Videosprechstunden anbieten, kann es keine telefonische Krankschreibung geben.

Damit reagiert der Ausschuss auf die aktuelle Krankheitswelle. Der AOK Baden-Württemberg lagen Mitte November rund 43.000 Krankmeldungen aufgrund von Atemwegsinfekten vor. Das seien rund 20 Prozent mehr Krankmeldungen als 2022. "Der Krankenstand war im Herbst ungewöhnlich hoch", erklärt ein AOK-Sprecher. In keinem anderen Jahr seien so viele Menschen wegen Atemwegserkrankungen arbeitsunfähig gewesen – und das ohne telefonische Krankschreibung. Es gelte, die Entwicklung mit dieser Möglichkeit zu beobachten. Die Einführung der telefonischen Krankschreibung sei ein "pragmatischer Schritt in Richtung einer unbürokratischen Versorgung". Doch nicht alle Ärzte machen deshalb Freudensprünge – einige haben Bedenken.

Erleichterung und Vorsicht: So reagieren Ärzte aus der Region auf die telefonische Krankschreibung

Dr. Michael Niemeyer, Arzt in Ingelfingen, ist dabei allerdings vorsichtig. Für Erkältungskrankheiten sei das Vorgehen sehr gut. "Ich mache das aber nur, wenn ich den Patienten schon mal gesehen habe", und das in jüngerer Zeit, betont der Arzt, der seit Kurzem Teil der Gemeinschaftspraxis ist. "Ich muss ihn einschätzen können."

Die telefonische Krankschreibung sei für "Patienten mit banalen Infekten" eine Erleichterung, sagt Martin Merkle, Allgemeinmediziner in der Praxis Silcherkarree in Heilbronn. Dass die telefonische Krankschreibung missbraucht werden kann, sei dem Arzt bewusst: "Jedes Gesetz wird ausgenutzt." Lege es ein Patient darauf an, könne er auch in der Sprechstunde Symptome vorspielen. Die Hürde werde bei einem Anruf aber verringert. Letztlich müssen Ärzte, aus Merkles Sicht, sich häufende telefonische Krankmeldungen bei einzelnen Patienten im Auge zu behalten.


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Krankheitswelle ist auch in Kliniken angekommen

Auch in den Kliniken ist die Infektionswelle spürbar angekommen. Die Folge davon sind krankgemeldete Mitarbeiter und ein erhöhtes Patientenaufkommen, erklärt Ute Emig-Lange, Sprecherin der BBT-Gruppe, zu der das Hohenloher Krankenhaus Öhringen gehört. Wie viele Menschen derzeit seien auch die Mitarbeitenden von verschiedenen Krankheiten und vor allem Atemwegserkrankungen betroffen. Durch das große Engagement des gesamten Teams gelinge es aber, die Ausfälle weitgehend zu kompensieren.

Es gebe aktuell keine generelle Maskenpflicht. Den Besuchern werde aber empfohlen, zum Schutz der Patienten sowie zum Selbstschutz einen Mund-Nasenschutz zu tragen und bei Erkältungssymptomen den Besuch auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Auch den Mitarbeitenden empfehle man das Tragen einer Maske, das werde von sehr vielen Kollegen auch umgesetzt. Bei der Versorgung von Corona-Patienten sei das Tragen einer FFP2-Maske Pflicht.

Maskenpflicht und hoher Krankenstand: So geht es den SLK-Kliniken

"Aufgrund der hohen Zahlen an Erkältungskrankheiten tragen unsere Mitarbeiter bei Patientenkontakt zurzeit einen Mund-Nasenschutz", teilt Anne Hekel, Pressesprecherin der SLK-Kliniken, mit. Auch Patienten und Besuchern werde geraten, eine Maske zu tragen. Trotz vieler Infektionen sei die Lage in den SLK-Kliniken typisch für die Saison.


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Die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses sind für die kassenärztliche Versorgung bindend. Die Änderung der Arbeitsunfähigkeits-Richtlinie ist nach dem Vorbild einer Regelung während der Corona-Pandemie entstanden, nur mit strikteren Voraussetzungen. Die Arbeitgeber äußerten Kritik: Die Krankschreibung müsse herhalten dafür, dass die Politik den Ärztemangel lange vernachlässigt habe. Der Hausärzteverband begrüßt die Entscheidung als Entlastung.

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