SLK-Klinik gegen Oberärztin Nessel: Kein Ende des Zwists in Sicht
SLK unterliegt erneut: Das Arbeitsgericht Heilbronn erklärt auch zwei weitere Kündigungen gegen Oberärztin Regine Nessel für unwirksam.
Neue Ergebnisse brachte der zweite Arbeitsgerichtstermin in Sachen Regine Nessel gegen die SLK-Kliniken nicht. Dafür offenbarte die gut 30-minütige Sitzung unter Leitung von Richterin Anja Nägele-Berkner einmal mehr, wie tief die Gräben zwischen der Oberärztin aus dem Bereich Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum am Gesundbrunnen und ihrem Arbeitgeber sind.
Seit 1. Oktober ist Nessel wieder in ihrer Abteilung angestellt, nachdem das Gericht im Juli eine zuvor ausgesprochene fristlose Kündigung gegen die Ärztin für unwirksam erklärt hatte. Sie sei seitdem jedoch nicht "als regelhaft arbeitende Oberärztin eingeteilt wie alle anderen auch", beklagte Nessel vor Gericht und führte unter anderem an, sie habe bisher gemäß Dienstplan nur leichte Eingriffe gemacht, die normalerweise Berufsanfänger oder Assistenten absolvierten.
Das konnte SLK-Personalleiter Ulrich Proplesch nicht grundsätzlich widerlegen. Man brauche eben jemanden, der auf das Setzen von Ports spezialisiert sei, sagte er in seiner Erwiderung. Ein Port ist ein dauerhafter Zugang von außen in eine Vene, mit dem zum Beispiel Medikamente in der Chemotherapie verabreicht werden. Richterin Anja Nägele-Berkner warf prompt ein, dass diese Tätigkeit wohl "nicht eigentlich in den Bereich Viszeralchirurgie" fällt.
Oberärztin und SLK bei Prozess vor dem Arbeitsgericht – Keine Kommunikation zwischen den Parteien
Arne Killmer, der Hamburger Anwalt von Regine Nessel, wurde in seinem Vortrag grundsätzlich. Er fragte, "ob wir uns als Gesellschaft einen Gefallen tun", wenn Ärztinnen sich einen neuen Job suchen müssten, weil der Chefarzt nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten wolle. Solche Fälle erlebe er bei der anwaltlichen Vertretung von Krankenhausmitarbeitern leider oft.
Er fragte auch, ob es nicht sinnvoll wäre, als Arbeitgeber externe Mediatoren hinzuziehen, bevor ein solcher Konflikt eskaliere. Seine konkrete Kritik an die SLK und deren Rechtsanwalt Dominik Müller: "Ich wäre ja immer bereit zu einem Gespräch, aber mich hat seit der letzten Sitzung niemand angerufen und es auch nicht versucht."
Müller seinerseits wies den deutlich mitschwingenden Vorwurf gegen den Chefarzt der Abteilung zurück. Es sei keinesfalls so, dass nur dieser Regine Nessel loswerden wolle. Die Klägerin habe vielmehr "durch ihr Verhalten Unruhe in die Station gebracht", sagte er, ohne das weiter auszuführen.
Beziehung zwischen Arbeitgeber SLK und Oberärztin: Viel Porzellan zerschlagen
Sie sei schon verwundert, dass es so gar keine Bewegung in der Sache gebe, so Anja Nägele-Berkner. "Offenbar ist ziemlich viel Porzellan zerschlagen worden." Die Richterin mahnte dazu, dass sich beide Seiten "Gedanken machen, wie das in Zukunft weitergehen kann." Denn Regine Nessels erklärtes Ziel ist es, auch künftig bei SLK zu arbeiten.
Arne Killmer deutete an, dass es wohl weitere Auseinandersetzungen geben könnte. Mögliches Thema dann: Die ihrer hohen Qualifikation entsprechende Beschäftigung in der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum am Gesundbrunnen.
Das Urteil des Arbeitsgerichts Heilbronn in dieser Runde: Auch die beiden Kündigungen, die SLK Ende Juni gegen Regine Nessel ausgesprochen hatte, sind unwirksam. Ihr Arbeitsverhältnis ist damit nicht aufgelöst worden.

Stimme.de