Kein zusätzlicher verkaufsoffener Sonntag in Heilbronn
Die Stadtinitiative kann sich nicht gegen Verdi durchsetzen. Der gefundene Kompromiss sieht einen zusätzlichen Tag im Herbst 2023 vor.

Im Januar war die Stadtinitiative (SI) vorgeprescht. Mit einem zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag am 8. Mai wollte der Verein mit Rückenwind in die zweite Jahreshälfte gehen und bei den leidgeprüften Händlern in der Heilbronner Innenstadt für zusätzliche Umsätze sorgen. Doch aus dem Plan wird nichts. Der Verein konnte sich nicht gegen den Widerstand der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi durchsetzen, obwohl auch die Heilbronner Stadtverwaltung die SI-Pläne unterstützte.
Verdi zeigte sich unversöhnlich, als die Pläne im Januar bekannt wurden (wir berichteten). Die Stadtinitiative wollte die Frequenz an Besuchern und Läufern im Umfeld des Trollinger-Marathons nutzen, um die Geschäfte in der Stadt an einem zusätzlichen Frühlingstag zu öffnen. "Wenn dieser Antrag tatsächlich kommt, werden wir alle drei verkaufsoffenen Sonntage rechtlich überprüfen lassen", kündigte Katharina Kaupp, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Heilbronn-Neckar-Franken dem Verein daraufhin an.
Zähe Verhandlungen
Nach zähen Verhandlungen liegt nun ein Ergebnis auf dem Tisch, das beide Parteien als Kompromiss verkaufen. Der verkaufsoffene Sonntag am 8. Mai kommt nicht, dafür soll es 2023 im Rahmen des Heilbronner Weindorfes einen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag in der Stadt geben. "Wären wir nicht aufeinander zugegangen, hätte dies zu einer Eskalation geführt", verteidigt Johannes Nölscher, Vorstandsvorsitzender der Stadtinitiative, die getroffene Entscheidung. Verdi hatte erneut damit gedroht alle verkaufsoffenen Sonntage gerichtlich überprüfen zu lassen - mit ungewissem Ausgang. Dieser Schritt ist nun vom Tisch.
Unterschiedliche Auffassungen
Damit wird es in diesem Jahr den verkaufsoffenen Sonntag beim Festival "Magie der Stimmen" am 3. April und am 9. Oktober bei "Jazz in der City" geben. "Wir wollen keine Gerichtsprozesse, sondern eine Gesprächsbasis", betont Kaupp und ergänzt: "Wir wollen auch generell keine verkaufsoffenen Sonntage, das tut den Mitarbeitern weh." "Der Sonntag ist ein Familientag, der muss geschützt bleiben", springt Dekan Roland Rossnagel vom katholischen Dekanat Heilbronn-Neckarsulm der Gewerkschaft bei. "Verkaufsoffene Sonntage tun den Mitarbeitern gut und sie nützen uns sehr wohl", widerspricht Johannes Nölscher und verweist darauf, dass die Mehrheit der SI-Mitglieder für diese Tage ihren Beschäftigten eine doppelte Vergütung bezahlen.
Vorstoß beim Land
Die Stadtinitiative will daher einen Vorstoß beim Land starten und eine einheitliche Regelung für ganz Baden-Württemberg erreichen. Derzeit ist Baden-Württemberg das einzige Bundesland in dem nur maximal drei verkaufsoffene Sonntage möglich sind. Gerichte hatten zudem verkaufsoffene Sonntage untersagt, wenn nur der Verkauf im Vordergrund stand.
Diese Risiko wollte die Stadtinitiative nicht eingehen, obwohl vielen Händlern nach zwei Jahren Corona-Pandemie das Wasser bis zum Hals steht. "Wir wissen, dass der Freizeitwert der Innenstädte sinkt und wir es alleine nicht schaffen", betont Nölscher. "Immerhin haben wir jetzt Planungssicherheit", so der SI-Vorsitzende.