Verkaufsoffene Sonntage in Heilbronn: Verbote als Keule
Der Heilbronner Handel fordert nach den langen Einschränkungen durch die Corona-Verordnungen einen dritten verkaufsoffenen Sonntag. Die Reaktion der Gewerkschaft Verdi auf diesen Vorstoss macht fassungslos, findet unser Autor.
Einzelhandel und die Gastronomie zählen zu den in der Corona-Pandemie am meisten betroffenen Branchen. Den Händlern steht buchstäblich das Wasser bis zum Hals. Deshalb ist es nur zu verständlich, wenn die Stadtinitiative Heilbronn (SI) nun versucht, den erhofften Neustart mit einem zusätzlichen dritten verkaufsoffenen Sonntag zu stützen.
Bei Bürgern, Beschäftigten und Verwaltung rennt die SI damit offenen Türen ein. Die Menschen sehnen sich nach einem unbeschwerten Tag in einer vollen Innenstadt und einem entspannten Einkaufsbummel. Nicht so die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Sie will alles daransetzen, nicht nur den zusätzlichen Sonntag verbieten zu lassen, sie will jetzt auch noch die beiden anderen rechtlich aushebeln. Das erinnert an das trotzige Kind im Sandkasten, dem man die Schaufel weggenommen hat.
Dabei vergessen die Verdi-Funktionäre offenbar, dass auch ihre Mitglieder in Handel und Gastronomie um ihre Jobs fürchten müssen, wenn Geschäfte schließen und Innenstädte veröden. Und dass das Gehalt, mit dem auch die Gewerkschaftsbeiträge bezahlt werden, nicht auf Bäumen wächst, sondern erwirtschaftet werden muss.
Die Regeln sind in Deutschland ohnehin schon sehr streng. Während in Ländern wie Spanien, Polen und Holland die Geschäfte sonntags nahezu uneingeschränkt geöffnet sind, darf der Einzelhandel im Land gerade dreimal im Jahr von 13 bis 18 Uhr öffnen. Im Internet-Zeitalter wird aber von zu Hause aus rund um die Uhr bestellt – an sieben Tagen die Woche. So spielt Verdi mit ihrer kleinkarierten Politik indirekt den großen Internet-Händlern in die Hände. Und die sind nun wirklich nicht für arbeitnehmerfreundliche Arbeitsbedingungen bekannt.


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