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Kein Warmwasser mehr wegen Energiekrise: Kalte Dusche für manchen Sportler

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Erste Städte und Gemeinden drehen den Sportvereinen das warme Wasser ab. Die Energiesparmaßnahmen treffen die Klubs im Stadt- und Landkreis Heilbronn dabei unterschiedlich hart.

 Foto: Philipp von Ditfurth (dpa)

Städte und Gemeinden in der Region Heilbronn haben auf Energiekrise und explodierende Gaspreise reagiert. Dabei ist es mit dem Ausschalten von Lichtern in der Nacht längst nicht mehr getan.

Gespart wird unter anderem auch in kommunalen Sportstätten. In Heilbronn etwa bleiben über den Winter die Duschen in den kleinen Hallen kalt. Lediglich in den größeren Sportstätten mit Ligabetrieb soll weiter warmes Wasser fließen. Das hat der Gemeinderat beschlossen.


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Bis zu 20.000 Euro Mehrkosten

Betroffen von den Preisexplosionen sind aber auch die Klubs, die über vereinseigene Einrichtungen verfügen. "Wir haben uns zunächst dem Vorgehen der Stadt angeschlossen", sagt Kara Can, Vorsitzender des FC Union Heilbronn. Die Duschen im Stadion an der Viehweide sollten diesen Winter über kalt bleiben, weil der Verein die voraussichtlichen Preissteigerungen nicht stemmen könne. Can rechnet mit bis zu 20 000 Euro Mehrkosten.

Ein Schreiben an die Vereine, die im Winter beim FCU zum Auswärtsspiel antreten müssen, hat vorübergehend für ein Missverständnis gesorgt. Darin hat die Vereinsführung die Spieler und Trainer der künftigen Gastmannschaften schon einmal informiert. Tenor des Schreibens: Die Stadt stelle dem Verein kein warmes Wasser mehr zur Verfügung.

Wasser im Frankenstadion bleibt warm

Was den Spielbetrieb im Frankenstadion betrifft, ist die Kuh vom Eis. Laut Gemeinderatsbeschluss hält die Stadt unter anderem dort die Warmwasserversorgung wegen des Ligabetriebs aufrecht. Für das Stadion auf der Viehweide entscheidet der Verein selbst, ob die Duschen kalt oder warm sein werden. Nach Rücksprache mit ihrem Heizungsbauer hat sich die Vereinsführung jetzt auch hier für warmes Wasser entschieden. Die Firma stelle die Installation so um, dass der Verein weniger Gas verbrauche, erläutert Can. Wie viel weniger Gas das am Ende sein wird, könne derzeit niemand sagen. "Ich kontrolliere den Verbrauch wöchentlich."


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Dass es trotz Einsparungen auf Mehrkosten hinauslaufen wird, ist der Vereinsführung klar. Im Vorfeld hat sie bereits kleine Rücklagen angespart. Über weitere Einsparungen im laufenden Betrieb werde nachgedacht. "Jetzt ist Solidarität gefragt", sagt Kara Can.

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Unverständnis beim FC Obersulm

Seit dem Wochenende kommt auch auf dem Vereinsgelände des FC Obersulm in Affaltrach nur noch kaltes Wasser aus der Leitung. Dort hat man wenig Verständnis für die Entscheidung der Verwaltung: "Dass Hallen und Sporträume nicht mehr geheizt werden wie bisher, ist ja nachvollziehbar", sagt Jakob Bloching, zweiter Vorsitzender des FC. "Im Sinne des Energiesparens ist das mit dem Warmwasser aber nur eine Verlagerung ins Private", findet er. Nach dem Spiel oder Training dusche kaum jemand kalt. "Die Spieler gehen dann eben gleich nach Hause und duschen dort warm."

Darunter leide letztlich die Geselligkeit - und damit das Vereinsleben an sich. "Und das ist ja nach Corona erst wieder einigermaßen angelaufen", so Bloching. Auch der FC Obersulm hatte in der vergangenen Woche seine Gastvereine angeschrieben, um sie "vorzuwarnen", wie er sagt. Von einigen sei daraufhin die Rückmeldung gekommen, dass es auch bei ihnen erst einmal kein Warmwasser mehr gebe.


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Offener Brief sieht Vereine am Rande des Abgrunds

Wegen der Energiekrise wendet sich der Vereinsmanager Sportvereine Böblingen und Vizepräsident des Schwäbischen Turnerbundes, Harald Link, in einem offenen Brief an die Vorsitzende der badischen und württembergischen Sportbünde. Darin appelliert er, dass die Sportvereine dringend entlastet werden müssen. "In den vergangenen Wochen haben etliche Vereine Post von ihren Energieversorgern bekommen, in denen teils massive Preiserhöhungen für Gas und Strom angekündigt wurden", heißt es in dem Schreiben. Besonders betroffen seien Vereine mit eigenen Hallen und Sportzentren.

Als Beispiel nannte Link einen Verein im Großraum Stuttgart, dem die Stadtwerke eine Preiserhöhung von fast 800 Prozent angekündigt hätten. "Die jährlichen Kosten für Heizung und Warmwasser in den vereinseigenen Sportanlagen würden dadurch um 300.000 bis 350.000 Euro steigen." Ein anderer Verein aus der Region Stuttgart stehe seit einigen Wochen ohne Stromlieferant da, weil kein Energieunternehmen ein neues Vertragsangebot unterbreitet habe.

Eine massive Erhöhung der Mitgliedsbeiträge scheidet für den Sportfunktionär aus. "Sport und Bewegung würden so in vielen Vereinen zum Luxus - und das kann niemand wollen." In den Vereinen wachse die Angst, dieses Mal nicht nur mit einem blauen Auge davonzukommen.

Die Sportverbände müssten deshalb die Politik im Land, im Bund und auch in Europa aufrütteln, damit jetzt schon notleidende Vereine schnellstmöglich staatliche Unterstützung erhalten. Der Brief ging zunächst an die sporttreibenden Vereine, die bis zum Wochenende mit ihrer Unterschrift das Anliegen unterstützen sollen. 


Dieser Artikel wird in unserem Nachrichten-Podcast AbendSTIMME erwähnt - für weitere Nachrichten aus der Region können Sie hier den ganzen Podcast anhören.

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