Hobbysportler sollen kalt duschen - Sparzwang am völlig falschen Ende
Dass im Zuge der Bundesverordnung nun auch bei vielen Sportvereinen im Winter das Warmwasser abgestellt wird, um Energie zu sparen, setzt letztlich am falschen Ende an, findet unser Autor.

Dass in gut zwei Monaten in einem Wüstenstaat die Endrunde einer Fußball-Weltmeisterschaft in wohltemperierten Arenen ausgetragen wird, ist an sich schon absurd genug. Dass gleichzeitig Hobbysportler hierzulande nach dem anstrengenden Kraft- oder Ausdauertraining nur mehr kalt duschen sollen, verleiht dem Ganzen aber mehr als nur ein Geschmäckle. Es nährt vielmehr das Gefühl, dass hier am völlig falschen Ende ein Sparzwang auferlegt und ein Problem nach unten durchgereicht wird.
Gesellschaftliche Dimension
Damit sich die Aktiven nach dem Sport von Schweiß und Müdigkeit befreien können, reicht ein Waschlappen nun mal nicht aus. Was also macht der Freizeitsportler notgedrungen? Er geht direkt nach Hause, um dort wenigstens lauwarm zu duschen. Nachbesprechungen, geselliges Beisammensein oder gemeinsame Anschlussaktivitäten fallen aus - und damit wesentliche soziale Aspekte des Vereinslebens. Das hat durch Corona in der Vergangenheit ohnehin arg gelitten und berappelte sich gerade etwas. Die Sache hat somit also auch eine gesellschaftliche Dimension, deren Langzeitfolgen schwer absehbar sind.
Kaum Sparpotenzial bei kleinen Vereinen
Vor diesem Hintergrund stellt sich überdies die Frage, warum bei einigen Vereinen mit Ligabetrieb das Wasser warm bleiben darf, andere Aktive unter der Dusche aber bibbern sollen. Wie rechtfertigt sich eine solche Unterscheidung? Sie trifft also gerade die kleineren Vereine über Gebühr. Denn die haben - wenn überhaupt - ohnehin nur sehr begrenzt das Potenzial, an anderer Stelle Energie einzusparen. Oder wie soll etwa ohne Flutlicht in den Wintermonaten sinnvoll trainiert oder gespielt werden?


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