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Kaum sinkende Spritpreise geben Rätsel auf

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Mineralölhändler aus der Region, der ADAC und das Bundeskartellamt haben eines gemeinsam: Sie rätseln, warum die Senkung der Energiesteuer an der Zapfsäule nicht in voller Höhe ankommt. Wir haben uns umgehört, was die Gründe dafür sein könnten.

Mit Start des Tankrabatts fielen die Spritpreise in Heilbronn unter die Zwei-Euro-Marke. Eine Woche später zeigt sich: Trotz Tankrabatt bleiben die Preise für Kraftstoff hoch.
Mit Start des Tankrabatts fielen die Spritpreise in Heilbronn unter die Zwei-Euro-Marke. Eine Woche später zeigt sich: Trotz Tankrabatt bleiben die Preise für Kraftstoff hoch.  Foto: Veigel/Berger

Der Tankrabatt hat eine Woche nach seinem Start nicht dafür gesorgt, dass die Spritpreise in der Region deutlich gefallen sind. Das zeigt eine Auswertung unserer Redaktion von Daten der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamts. Dort müssen Tankstellen Meldung erstatten, wenn sie ihre Preise ändern.

Zwar wurde es kurze Zeit günstiger: Mitte Mai kostete der Liter Diesel, Super oder E10 an den drei stichprobenhaft ausgewählten Tankstellen in Eppingen (Aral), Heilbronn (Jet) und Öhringen (Shell) zeitweise deutlich mehr als zwei Euro. Mit dem Tankrabatt Anfang Juni fielen die Preise unter diese Marke.


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Tankrabatt lässt Spritpreise in der Region noch immer nicht sinken


Nach fünf Tagen ist vom Tankrabatt nur wenig übrig

Bereits fünf Tage später zeigt die Kurve jedoch an allen Zapfsäulen wieder nach oben: Seit Sonntag waren an den drei Tankstellen zumeist alle drei Kraftstoffe wieder einige Cent teurer als zum Start des Tankrabatts.

Ursprünglich hatte die Bundesregierung sich erhofft, dass der Preis für einen Liter Super oder E10 um 35 Cent und der Preis für Diesel um 17 Cent sinkt. Dafür wird die Energiesteuer drei Monate lang gesenkt.

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ADAC fordert, Senkung in voller Höhe weiterzugeben

"Es sieht so aus, als ob der Tankrabatt komplett verpufft ist", kritisiert Julian Häußler, Sprecher des ADAC Württemberg. Warum genau die Steuersenkung nicht bei den Bürgern ankommt, weiß der Automobilclub jedoch nicht. "Wir können nicht nachvollziehen, warum der Tankrabatt nicht komplett weitergegeben wird." Der gestiegene Rohölpreis könne den Preisanstieg in Richtung der Zwei-Euro-Marke nicht erklären.

Mit Start des Tankrabatts fielen die Spritpreise in Heilbronn unter die Zwei-Euro-Marke. Eine Woche später zeigt sich: Trotz Tankrabatt bleiben die Preise für Kraftstoff hoch.
Mit Start des Tankrabatts fielen die Spritpreise in Heilbronn unter die Zwei-Euro-Marke. Eine Woche später zeigt sich: Trotz Tankrabatt bleiben die Preise für Kraftstoff hoch.  Foto: Veigel/Berger

Unklar sei auch, warum die Spritpreise speziell in Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland kaum gesunken sind. Ein Grund könne sein, dass der Sprit dort vor dem Tankrabatt günstiger als im Norden gewesen sei. Zudem starteten alle drei Bundesländer jüngst in die Pfingstferien, was in der Regel zu einer leicht höheren Nachfrage und steigenden Preisen führt, erklärt Häußler.

Das Bundeskartellamt gibt seinerseits an, dass der Preis für Super und E10 an allen 15.000 deutschen Tankstellen um 27 Cent und der für Diesel um 11 Cent gefallen ist. Inzwischen würden Autofahrer wieder fünf bis sechs Cent mehr zahlen. "Wie sich das zum Verlauf des Ölpreises und anderer Marktindikatoren verhält, werden wir im Laufe dieser Woche auswerten", kündigte Kartellamtspräsident Andreas Mundt an.


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Der Ölpreis kennt nur eine Richtung: nach oben

"Es ist enorm schwierig, die Preise zu deckeln oder so einen Nachlass beim Bürger ankommen zu lassen", sagt Michael Wacker, Abteilungsleiter Heizöl/Diesel beim Heilbronner Mineralölgroßhändler Domesle. Er vermutet, dass die Preise an den Tankstellen vor allem wegen der öffentlichen Diskussion kurzfristig gesunken sind. "Unser Produkt ist an die Börse gekoppelt und dort geht es seit einigen Wochen - mit zeitweisen Tälern - stetig nach oben."

Neben den höheren Einkaufspreisen, die das Unternehmen weitergeben müsse, sei auch die Beschaffung des Rohöls weiterhin schwierig, etwa durch Lockdowns in China. In der Vergangenheit habe ein Barrel Öl um die 60 Dollar im Einkauf gekostet, derzeit seien es um die 118 Dollar.


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Absackende Preise hätten Mineralölhändlern hohe Verluste bereitet

Ähnliches berichtet Roland Weissert, Geschäftsführer des Öhringer Mineralölhändlers und Tankstellenbetreibers EDI Hohenlohe. "Es ist schwer nachzuvollziehen, wer sich da gerade die Taschen füllt." Die Höhe des Ölpreises werde von den Förderländern und Großkonzernen beeinflusst. "Das ist auch für uns ärgerlich."

Dass die Spritpreise nicht in den Keller gerutscht sind, hatte für das Hohenloher Unternehmen etwas Gutes: Zu Beginn seien die Lager voll mit Kraftstoff gewesen, der vor der Steuersenkung eingekauft wurde. Wären die Preise stark gesunken, hätte das einen "Riesenverlust" bedeutet, sagt Weissert.

Dennoch rechnet der Unternehmer mit weniger Absatz, wenn es in den Winter geht. "Wir müssen runter mit dem Verbrauch, allein schon wegen der Versorgungssicherheit." Auch wegen des Klimaschutzes sei das wichtig.

Wer E10 tankt, kann zumindest etwas sparen, rät der Fachmann

Autofahrern rät Weissert, E10 zu tanken. "Ich bin noch nie mit etwas anderem als E10 gefahren." Für die Mär, der Kraftstoff schade dem Motor, gebe es keine Belege. "Die Masse der Autofahrer kann die sechs Cent Ersparnis ganz getrost mitnehmen." Der Anteil von E10 sei von 15 auf rund 20 Prozent gestiegen.

 
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