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"Bester Weg ins Gefängnis": JVA Heilbronn sucht dringend neue Mitarbeiter

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Die Heilbronner Justizvollzugsanstalt sucht mit einer humorvollen Kampagne Bewerber für bald 30 freie Stellen. Welche Eigenschaften potenzielle Bewerber mitbringen sollten.

Im Heilbronner Gefängnis sind derzeit rund 330 Gefangene im geschlossenen Vollzug. Die Anstaltsleitung sucht derzeit neues Aufsichtspersonal.
Foto: Archiv/Berger
Im Heilbronner Gefängnis sind derzeit rund 330 Gefangene im geschlossenen Vollzug. Die Anstaltsleitung sucht derzeit neues Aufsichtspersonal. Foto: Archiv/Berger  Foto: Berger

Der Fachkräftemangel macht auch vor der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Heilbronn nicht Halt. Von den 145 Planstellen in dem Gefängnis sind laut Anstaltsleiter Andreas Vesenmaier derzeit mehr als zehn unbesetzt. Darüber hinaus komme auf die Einrichtung eine Ruhestandwelle zu. Für mehr als 20 Vollzugsdienstbeschäftigte endet in absehbarer Zeit der Dienst. Mit dem Slogan "Der beste Weg ins Gefängnis" versucht die JVA jetzt in einer breit angelegten Werbekampagne neue Mitarbeiter zu rekrutieren.

Freie Stellen sind nur schwer wieder zu besetzen

"Wie viele Branchen in der freien Wirtschaft haben auch wir Probleme, qualifiziertes Personal zu finden", sagt Vesenmaier. Mit Zeitungsanzeigen und Radioslogans versucht die JVA die Personallücke zu schließen. "Wir haben kein Stellenproblem", betont der Direktor. Freie Stellen schnell wieder zu besetzen, sei allerdings schwer.


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"Ein einfacher Hinweis auf der Homepage reicht heute nicht mehr aus", sagt Vesenmaier. Ein pfiffiger Slogan sei notwendig, um Aufmerksamkeit zu erregen. Darüber hinaus müsse die Botschaft breit gestreut werden. Der 44-Jährige denkt deshalb darüber nach, Baustellenzäune und Rückseiten von Linienbussen zu mieten, um für die JVA als Arbeitgeber zu werben.

Bewerber brauchen Berufsausbildung und Lebenserfahrung

Dass sich der Bewerbungsaufruf auch an Quereinsteiger richtet, heiße laut Vesenmaier allerdings keinesfalls, "dass wir jeden nehmen und inflationär". Bewerber müssten grundsätzlich eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, dürften nicht vorbestraft sein und bräuchten Lebenserfahrung. Die JVA suche deshalb vor allem Personen zwischen 30 und 35 Jahren. Wer älter als 40 Jahre ist, könne nicht mehr verbeamtet werden. "Hier gibt es klare Vorgaben", sagt Vesenmaier.


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Mehr als 40 Interessenten haben sich jetzt bei einem sogenannten "Speeddating" über die Jobs in der JVA informiert. Dabei hat die Anstaltsleitung ganztägig zusammen mit einer Reihe erfahrener Vollzugsbeamter über Anforderungen und Angebote informiert. "Die Resonanz war überwältigend", sagt Vesenmaier. "Inzwischen sind bereits die ersten schriftlichen Bewerbungen eingegangen."

Justizvollzugsbeschäftigter ist eine anspruchsvolle Tätigkeit

Wie viele davon zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und am Ende eingestellt werden, sei schwer zu sagen, so der Anstaltsleiter. "Die Tätigkeit ist anspruchsvoll. Justizvollzugsbeamter ist ein Beruf, bei dem man viel mitbringen muss." Unter anderem müsse man mit Leuten gut kommunizieren können und Interesse am Vollzug haben. Man brauche einen standhaften Charakter, müsse auch mal Nein sagen können und sich "mit all seinen Fähigkeiten in die Gemeinschaft einbringen", so Vesenmaier. Dazu gehöre auch die Bereitschaft, Schichtdienst zu leisten. Die Mitarbeiter seien nicht einfach Schließer. "Wir arbeiten mit den Gefangenen und versuchen, sie auf den richtigen Weg zu bringen."


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Pensionsansprüche und Familienzuschlag

Im Gegenzug sei die JVA ein krisensicherer Arbeitgeber. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Mitarbeiter mit 62 Jahren in den Ruhestand gehen können und Pensionsansprüche haben. Darüber hinaus gebe es Familienzuschläge und ein Wahlrecht bei der Krankenversicherung. Quereinsteiger, die verbeamtet werden, absolvieren bei der JVA nochmals eine zweijährige Ausbildung.

Vesenmaier setzt auf eine erfolgreiche Kampagne. "Wir haben eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe." Die Vollzugsbediensteten arbeiteten an vorderster Front. "Sie schmeißen unseren Laden."

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