Jörg-Ratgeb-Platz in Sontheim wird zum Brennpunkt
Bewohner rund um den Sontheimer Jörg-Ratgeb-Platz beklagen eine unerträgliche Lärmbelästigung an Wochenenden. Jugendliche feiern dort bis in die Morgenstunden. Stadt und Polizei versprechen Abhilfe. Bisher liefen jedoch alle Maßnahmen ins Leere, klagt der Sprecher des Bezirksbeirats.

"Wir haben mittlerweile Verhältnisse wie im Neckarbogen", klagt Wolfram Rudolph. Der Sprecher des Bezirksbeirats Sontheim ist sauer, wenn er auf die Verhältnisse am Jörg-Ratgeb-Platz blickt. "Dass die Situation vor Ort so schlimm ist, habe ich auch nicht gedacht, aber bisher laufen alle Maßnahmen ins Leere", ärgert sich Rudolph.
Die Situation ist die, dass an jedem Wochenende zwischen 10 und 20 Jugendliche und junge Erwachsene bis in den frühen Morgen hinein auf dem Platz feiern. Der Alkohol fließt in Strömen, uriniert wird an der nächsten Ecke, der Lärm ist entsprechend und der Müll wird einfach auf dem Platz verstreut. Eine Anwohnerin, die der Redaktion namentlich bekannt ist, schildert die Lage vor Ort so: "Die Jugendlichen kommen meist nach Mitternacht, lärmen und grölen dann stundenlang auf dem Platz, pinkeln alles voll, an Schlaf ist überhaupt nicht zu denken", so die Frau. Geht der Alkohol aus, würden sogar fliegende Händler die Feiernden mit Essen und Getränken versorgen. Die von den Anwohnern informierte Polizei kontrolliere zwar auf dem Platz, verbessern würde sich die Lage aber nicht. "Ganz im Gegenteil, es wird sogar immer unerträglicher. Dass das Verhalten dieser Leute krank macht, das spüre ich am eigenen Körper", klagt die Anwohnerin. Mittlerweile würde die Gruppe auch an Wochentagen aktiv.
Bedrohungen und Beschimpfungen
Das ginge sogar so weit, dass im Sontheimer Osten bei den Anwohnern regelrecht Angst herrscht. "Mir sind Fälle bekannt, bei denen Bewohner an der Türsprechanlage bedroht und beschimpft wurden und sogar rohe Eier an die Fensterscheiben geworfen wurden", sagt Wolfram Rudolph. Die Situation am Jörg-Ratgeb-Platz war deshalb auch Thema auf der jüngsten Bezirksbeiratssitzung Ende September. Dort sicherte ein Mitarbeiter des Heilbronner Ordnungsamtes, der an der Sitzung teilnahm, Abhilfe zu.
Auch in der Verwaltungsspitze ist das Thema inzwischen angekommen. "Die Kontrollen werden mit der bisherigen Intensität fortgesetzt, zusätzlich werden auch Zivilstreifen eingesetzt", versichert Suse Bucher-Pinell. Sofern auch künftig Lärmbelästigungen wie Anfang September festgestellt würden, werde es der Kommunale Ordnungsdienst auch nicht mehr bei mündlichen Verwarnungen plus Platzverweis belassen, sondern Bußgeldverfahren einleiten, versichert die Pressesprecherin der Stadt. "Das Ordnungsamt ist dazu in engem Informationsaustausch mit der Polizei, um gemeinsam tragfähige Lösungen für Verbesserungen zu finden", betont sie.
Konsequentes Durchgreifen gefordert
Das ist auch die Hauptforderung der Sontheimer. "Die Polizei kommt zwar regelmäßig und spricht auch Platzverweise aus, aber sobald das Polizeifahrzeug weg ist, kehren die Leute auf den Platz zurück und machen fröhlich weiter", betont die Anwohnerin. Sie fordert nun, dass die Polizei konsequent durchgreift, Platzverweise durchsetzt und Ordnungswidrigkeiten mit Bußgeldern ahndet. "Wenn die Strafe den Geldbeutel betrifft, dann tut es wirklich weh und verfehlt nicht ihre Wirkung", ist sich die Frau sicher.
Auch der Polizei ist die Situation bekannt. "Die Örtlichkeit wird sowohl anlassunabhängig als auch anlassbezogen nach Beschwerden durch den Polizeivollzugsdienst überwacht. Beim Einschreiten werden mit den Betroffenen Gespräche geführt, um eine Verhaltensänderung zu erzielen", unterstreicht Gerald Olma auf Anfrage. Der Platz werde angemessen überwacht, so der Pressesprecher im Polizeipräsidium Heilbronn. Das sehen die Anwohner anders. Viele Sontheimer befürchten, dass weitere Brennpunkte entstehen. "Auch am alten Friedhof gibt es schon länger Klagen über Lärmbelästigungen", betont Wolfram Rudolph. Der Sontheimer Bezirksbeirat will jetzt aufs Tempo drücken. Er bietet eine Sondersprechstunde am 19. Oktober um 18 Uhr im Alten Rathaus an. Eine Woche später findet dann die mit Spannung erwartete Bürgerversammlung mit Oberbürgermeister Harry Mergel in der Alten Kelter statt.