Impfoffensive: Alles hängt an der Liefermenge
Zur Verfügung gestellte Impfdosen sind laut Behörden Hauptfaktor für den Erfolg der Impfoffensive. Hausärzte starten nach Ostern mit Corona-Immunisierungen. Ab Mai werden große Steigerungen bei Vakzinlieferungen gerechnet.

In anderen Ländern sind die Impffortschritte deutlich weiter gediehen als hierzulande. Oft finden Impfwillige keinen Termin im digitalen Anmeldeportal oder hängen lange in der Warteschleife der Hotline. Sind es also organisatorische oder technische Probleme, die die Immunisierungsstrategie ausbremsen?
Biontech liefert konstant, AstraZeneca unzuverlässig
Das Landratsamt Heilbronn widerspricht: "Aus der Erfahrung heraus liegen die Probleme bei der Terminbeschaffung eher daran, dass mangels Impfstoff nicht ausreichend Termine zur Verfügung gestellt werden können als an dem Weg der Buchung." Zwischen 1600 und 1900 Dosen werden laut Pressestelle wöchentlich im Landkreis verabreicht. Hauptgrund für die stumpfe Impfoffensive seien geringe Lieferumfänge. Während die Biontech-Chargen für den Landkreis "relativ konstant 1170 Impfdosen" umfassen, "schwanken die Lieferungen von Astrazeneca dagegen zwischen derzeit 400 und 2500 Impfdosen pro Woche".
Kein Problem sei die kurze Haltbarkeitsspanne der verschiedenen Vakzine. "Impfdosen werden über den Tag entsprechend den anwesenden Personen passgenau aufgezogen." Trotz der Schwierigkeiten bei der Terminbeschaffung kommt es immer wieder vor, dass Angemeldete ihren Impftermin nicht wahrnehmen. Einer der Gründe ist die steigende Skepsis gegenüber dem Astrazeneca-Vakzin, das mitunter für tödliche Komplikationen sorgte. Zwar werde über nicht angetretene Termine keine "tagesgenaue Statistik" erhoben, meist bewege "sich die Zahl der nicht wahrgenommenen Termine im Normalfall aber im einstelligen Prozentbereich".
Warteliste sind abgearbeitet, Termine wieder verfügbar
Agnes Christner ist als Heilbronner Bürgermeisterin zuständig für den Fachbereich Gesundheit. Auch sie sieht "eine große Verunsicherung". Rund zehn Prozent der Astrazeneca-Impftermine seien in den letzten beiden Wochen nicht wahrgenommen worden. Von der Bürgerschaft erhofft sie sich, "dass Termine abgesagt werden, wenn sie nicht wahrgenommen werden". Bei Online-Anmeldungen sei es kein Problem, das Ticket zu stornieren. Anders liegt der Fall, wenn der Termin telefonisch arrangiert wurde. Die bundesweite Impf-Hotline 116117 ist regelmäßig überlastet. Mit einer Mail an das zuständige Impfzentrum könne man aber nichts falsch machen.
Lag es nun an der Organisation, dass kaum Termine verfügbar waren oder an den Impflieferungen? "Da kam wohl beides zusammen" gibt Christner zu. Ähnlich viele Dosen wie der Landkreis hat auch die Stadt Heilbronn erhalten. "Termine zu bekommen war in letzter Zeit vor allem deshalb schwierig, weil wir die Wartelisten abgearbeitet haben", sagt Christner. Da dies fast erledigt sei und "spätestens ab Mai erheblich mehr Impfstoff angekündigt ist, sind die Prognosen für die kommenden Wochen ausgesprochen positiv."
Hausärzte in den Startlöchern
Nach Ostern dürfen auch Hausärzte impfen. Im Talheimer Rathaus beginnt das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Flein-Talheim am Mittwoch und Donnerstag mit 76 Patienten. 20 Dosen pro Woche und Arzt stehen anfangs zur Verfügung, ab der dritten Aprilwoche rechnet Dr. Stephan Roder bereits mit 50. "Dann wollen wir 200 Impfungen pro Tag durchführen, auch samstags." Auf der Homepage des MVZ können sich Patienten in eine Warteliste eintragen.
Rein telefonisch erfolgt die Anmeldung vorerst in der Brackenheimer Gemeinschaftspraxis Schirrmann und Stellzig-Ullrich. "Impfen ist der einzige Weg aus der Pandemie", glaubt Dr. Malte Schirrmann. In wenigen Wochen hofft er, bereits die 50 zugesagten Dosen verimpfen zu können. Natürlich nur "sofern die bürokratischen Abläufe und Lieferungen das erlauben."