Stimme+
Eppingen
Lesezeichen setzen Merken

Hitze treibt auf der Eppinger Gartenschau den Wasserverbrauch nach oben

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Auf der Gartenschau fließen täglich 12.000 Liter in die Beregnung des zehn Hektar großen Geländes. Ist das nötig?

Rasensprenger laufen auf der Gartenschau Eppingen bei anhaltender Hitze fast pausenlos, sonst wäre der Rasen nicht grün zu halten. Doch stellt sich die Frage, ob die Schönheit nicht der Ressourcenschonung geopfert werden sollte.
Rasensprenger laufen auf der Gartenschau Eppingen bei anhaltender Hitze fast pausenlos, sonst wäre der Rasen nicht grün zu halten. Doch stellt sich die Frage, ob die Schönheit nicht der Ressourcenschonung geopfert werden sollte.  Foto: Seidel, Ralf

Wie hoch die Wasserrechnung für die Gartenschau ausfällt, wird man in Eppingen erst am Ende des Jahres sehen. Doch klar ist jetzt schon: Die heißen, trockenen Sommertage werden sich in der Summe widerspiegeln. Denn für die Macher steht fest: "Wir wässern, bis die Veranstaltung vorbei ist."

Frank Edlinger, als Abteilungsleiter Grünplanung Gesamtverantwortlicher für die Pflege der Pflanzen, zweifelt nicht an Sinn und Zweck der Bewässerungsmaßnahmen. Derzeit rechnet die Stadt mit täglich etwa 12.000 Litern Wasser für das zehn Hektar umfassende Gelände.


Mehr zum Thema

Der dritte trockene Sommer in Folge macht den Bauern zu schaffen. Sie dürfen nur noch eingeschränkt Wasser aus Flüssen und Bächen verwenden.
Foto: Archiv/Veigel
Region
Lesezeichen setzen

Trockenheit: Landratsamt Heilbronn schränkt Wasserentnahme ein


 

Sommerflor und Kübelpflanzen überleben nicht

Im Mai und Juni benötigte man 20 bis 25 Prozent weniger Wasser, schätzt Stadtsprecherin Vanessa Heitz: "Es ist spürbar an Böden und der Vegetation selbst, dass Regen fehlt, deshalb müssen wir mithelfen, die Flora aufrechtzuerhalten." Edlinger findet es "ganz normal", dass man während der sogenannten Fertigstellungspflege Bäume und Sträucher wässert. Auch Sommerflor und Kübelpflanzen würden ansonsten nicht überleben. Doch was ist mit dem Rasen?


Mehr zum Thema

Ein überlaufendes Glas, in das Trinkwasser läuft.
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Ist die Trinkwasserversorgung in der Region in Gefahr?


"Ob grün oder braun, das ist eine Frage der Philosophie", hält sich Edlinger mit seiner persönlichen Meinung zurück. Denn der Rasen würde ohne Wasser hässlich werden, aber nicht grundsätzlich kaputt gehen. Tatsache ist: Man versucht, die Flächen so grün wie möglich zu halten, auch wenn Hitzeschäden an manchen Stellen nicht zu übersehen sind. "Wie das mit den Wiesen in den kommenden Jahren gehandhabt wird, das muss politisch entschieden werden", erklärt Edlinger den Ablauf.

 


Forderung: Nicht in der Mittagshitze

Im Eppinger Gemeinderat ist aufgefallen, dass die örtlich versetzbaren Rasensprenger selbst bei glühender High-Noon-Sonne in Betrieb sind: "Bitte nicht in der Mittagshitze beregnen!", forderte etwa Tatjana Hilker (Grüne) bei der jüngsten Sitzung. Nicht nur würden auch Wege beregnet, es würde vor allem viel zu viel kostbares Nass verdunsten. Laut Grünplaner Edlinger ist allerdings einiges getan worden, um Verdunstungseffekte zu minimieren, etwa verhindern Kiesschichten in den Beeten das Austrocknen. Dem Rasen nutzt das natürlich nichts.

Weil man darauf verzichtet, große Rasenflächen grün zu halten, hat man im dreimal so großen Blühenden Barock (Blüba) in Ludwigsburg einen gar nicht so viel höheren Wasserverbrauch als in Eppingen. Auf circa 15 000 bis 16 000 Liter täglich schätzt ihn Blüba-Direktor Volker Kugel. Aus ökologischen und finanziellen Gründen habe man das Wässern von Rasen stark reduziert. Man beschränke es auf die repräsentativen Flächen vor dem Schloss. In der Daueranlage konnte man auch bei den Blumen den Wasserverbrauch reduzieren: durch ein Wassermanagement, das "beetgerechte Kleinregner" einschließt. Computergesteuert sorgen sie etwa von 2 bis 5 Uhr morgens für Feuchtigkeit, so verdunstet sie nicht gleich wieder.

 


Mehr zum Thema

Während der Mensch im schattigen Wald Entspannung findet, kann er in der versiegelten Stadt nachts oft vor Hitze nicht schlafen.
vulcanus/stock.aversiegelten dobe.com
Stimme+
Eppingen
Lesezeichen setzen

Mit dem Klimawandel umgehen: Verband tagt in Eppingen


Kein Trinkwasser für öffentliche Toiletten

Der Verbrauch ist natürlich wetterabhängig: "Letztes Jahr haben wir nicht mal die Hälfte gebraucht", weiß Kugel. Doch: "Ich habe kein schlechtes Gewissen." Zwar bedauert der Blüba-Chef, keine eigenen Zisternen zu haben. Seiner Meinung nach gibt es jedoch einen größeren "ökologischen Schwachsinn" als Blumengießen: "Öffentliche Toiletten mit Trinkwasser statt mit Regenwasser zu bedienen."

Wie viel Wasser für die Grünhaltung ihrer Rasenfläche aufgewendet wird, weiß die Clubmanagerin des Golfclubs Schloss Liebenstein nicht: "Das macht bei uns das Greenkeeping", sagt Ulrike Steeb. Jedoch denkt man auch in Neckarwestheim um. "So viel Wasser können wir gar nicht entnehmen, wie wir bräuchten." Man konzentriere sich auf das Grün am Ende und wässere punktuell. Steeb ist realistisch: "Das ist dann einfach so, wenn es braun wird. Man muss damit leben."

 


Stichwort: Wasser aus dem Hahn

Ab 6 Uhr bis zur Eröffnung der Gartenschau um 9 Uhr sind Wassertankfahrzeuge auf dem Gelände unterwegs. Damit wird unter anderem der Sommerflor gegossen. Da das Zeitfenster, während dem Autos aufs Gelände dürfen, nicht ausreicht, geht es tagsüber manuell weiter. Das abschnittsweise Gießen ermöglicht ein temporär vom Gasthaus Schwanen bis zu den Gastronomiestandorten gelegtes Leitungsnetz. Hier können die Gärtner Hydranten Gießwasser entnehmen - zu 100 Prozent aus Leitungswasser, für das wegen der Nutzung für die Pflanzen keine Abwassergebühr gezahlt werden muss. Die Elsenz für Gießwasser anzuzapfen ist nicht genehmigt.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben