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Ist die Trinkwasserversorgung in der Region in Gefahr?

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Es regnet zu selten und die Temperaturen sind dauerhaft hoch. Doch im Gegensatz zum Gardasee, dessen Pegel wegen Wasserentnahmen fällt, ist der Bodensee gut gefüllt. Von dort kommt ein hoher Teil des Trinkwassers in der Region.

In der Region Heilbronn ist die Trinkwasserversorgung noch gesichert.
In der Region Heilbronn ist die Trinkwasserversorgung noch gesichert.  Foto: Oliver Berg/dpa/Illustration

In Norditalien wurde in fünf Regionen der Wassernotstand ausgerufen, bereits Ende Mai herrschte in fast ganz Portugal eine schwere Dürre. Und in Spanien gibt es Gebiete, in denen nur wenige Stunden pro Tag der Wasserhahn aufgedreht werden darf. Das alles spielt sich in Ländern ab, die mit dem Auto schnell erreichbar sind. So weit ist es in der Region Heilbronn nicht. "Die Trinkwasserversorgung ist gesichert", sagt Lea Mosthaf, Pressesprecherin des Landratsamts Heilbronn. Ein sparsamer und effizienter Umgang werde aber empfohlen.


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Wasserentnahme hat keinen Einfluss auf den Pegel am Bodensee

Doch woher kommt das Wasser eigentlich, das aus den Hähnen und Duschköpfen fließt? In Baden-Württemberg bedient man sich zum Großteil am Grundwasser. Einige Gemeinden erhalten das kühle Nass von der Bodenseewasserversorgung. Auch von dort kommt Entwarnung: Der See enthalte "quasi Wasser im Überfluss", sagt Pressesprecherin Teresa Brehme. 11,5 Milliarden Kubikmeter fließen jedes Jahr in das Gewässer. "Das ist hundertmal mehr, als wir entnehmen", erklärt Brehme. Die Entnahme habe auf den Pegelstand - stolze 48 Milliarden Kubikmeter fasst der See - keinen messbaren Einfluss.

Auch wenn dort keine Zustände herrschen wie beispielsweise am Gardasee in Italien, dessen Spiegel durch die Entnahme in den vergangenen Wochen stark gesunken ist: "Wir plädieren selbstverständlich für einen vernünftigen Umgang mit dieser endlichen Ressource", so Teresa Brehme.

 


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Erfahrungen in wasserarmen Ländern prägen fürs Leben

Wie wertvoll Wasser ist, hat Michael Harmsen selbst schon erlebt. Gemeinsam mit seiner Frau bereiste er in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Länder. In einigen wie in Indien müssen vor allem Frauen und Kinder weite Strecken in Kauf nehmen, um Quellen zu erreichen. "Wir kamen vor 40 Jahren aus dem damals sehr behüteten Deutschland", erinnert sich der Weinsberger. "Und dann sieht man sowas." Mit seiner Kamera hat er die Menschen, die verschiedene Behältnisse auf ihren Köpfen balancieren, fotografiert. "Das hat uns sehr nachdenklich gemacht."

An eine Anekdote denkt er bis heute immer wieder zurück: Im VW-Bus des Paars war ein Wasserhahn eingebaut. Den zeigte er einer Gruppe Kinder. "Das war eine Sensation für sie, dass da einfach so das Wasser floss." Natürlich musste das Paar den Tank selbst auffüllen, was nicht immer einfach und mit viel Aufwand verbunden gewesen sei. Dank verschiedener Filter konnten sie das Wasser säubern und haltbar machen. "Einmal haben wir uns sogar an einem Brunnen mit Eimer wieder eingedeckt", erzählt der 69-Jährige.

Diese Erfahrungen seien bis heute hängen geblieben. Fast jeder Tropfen Wasser im Haushalt Harmsen wird in Eimern und anderen Behältern gesammelt, um dann später wiederverwendet zu werden. Geduscht wird nicht jeden Tag, "außer es ist wirklich heiß". "Die Leute machen sich einfach keine Gedanken, woher das Wasser kommt. Sie machen den Hahn auf und es läuft", sagt Michael Harmsen.

 


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Klimawandel spielt große Rolle

Doch nicht jeder legt ein solches Verhalten an den Tag. Das zeigen auch die Zahlen der Bodenseewasserversorgung. Seit etwa fünf Jahren verzeichne man eine stark zunehmende Nachfrage, erklärt Pressesprecherin Teresa Brehme. "Vorwiegend im nördlichen Verbandsgebiet werden vor allem zu Hochlastzeiten bereits Übergabestellen an der Kapazitätsgrenze betrieben", sagt Brehme. Gründe seien mehr Hitzetage, längere Trockenzeiten und zunehmende Starkregenereignisse. Auch die wachsende Bevölkerung sowie die Verdichtung der Ballungsräume und ein verändertes Gebrauchsverhalten seien ausschlaggebend. "Sicher spielt auch der Klimawandel eine Rolle."

Ein Gesetz zum Wassersparen im privaten Bereich gibt es in Deutschland nicht. "Ich kann und möchte keine Einschränkungen aussprechen", sagt Alexander Freygang. Der Geschäftsführer des Wasserzweckverbands Mühlbach setzt auf Sensibilisierung und Informationen. Auch wenn der Region keine Zustände wie in Italien drohen: Die Situation sei angespannt, denn es regnet zu wenig. Jeden Morgen um 6.30 Uhr bekommt Freygang die aktuellsten Zahlen. Dann werde geschaut, wo der Bedarf am größten ist. "Der Aufwand ist hoch." Die Hochbehälter, die laut Prognose stärker frequentiert werden, werden aufgefüllt und damit entlastet. An heißen Tagen ist eine zusätzliche Kraft vor Ort.

Allgemeinverfügung zur Wasserentnahme liegt im Bereich des Möglichen

Auch wenn für private Haushalte keine gesetzliche Möglichkeit besteht, den Wasserverbrauch einzuschränken: Bei einer großräumigen Niedrigwassersituation erlässt das Landratsamt Heilbronn eine Allgemeinverfügung, die die Entnahme aus öffentlichen Gewässern einschränkt. Das wurde bereits 2018, 2019 und 2020 so gehandhabt. "Entnahmen in größeren Mengen sind allerdings grundsätzlich erlaubnispflichtig", sagt Lea Mosthaf.

Von gut gefüllten Fließgewässern oder Seen kann man in Norditalien derweil nur träumen: Po und Tiber sind stellenweise nur noch ein dünnes Rinnsal, vielerorts dürfen Rasen oder Sportplätze nicht bewässert werden, Autowaschen ist ebenfalls verboten. In der Region Heilbronn hat sich die Lage durch den Regen kurzzeitig entspannt. Doch Alexander Freygang gibt keine Entwarnung: "Es ist schwierig zu sagen, in welche Richtung es bei uns geht." Weiterer ergiebiger Niederschlag ist vorerst nicht angesagt.

 
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