Heulende Motoren und 600 PS bei der Polizei-Kontrolle in Heilbronn
Am Freitagabend hat die Heilbronner Polizei auffällige Fahrzeuge in der Innenstadt kontrolliert. Dabei fanden die Beamten auch Mängel. Vieles, was Lärm macht, ist aber zulässig.

Eines nach dem anderen rollen am späten Freitagabend die Fahrzeuge auf den Parkplatz an der Heilbronner Austraße. Dort warten Experten des Heilbronner Polizeipräsidiums darauf, die Autos von außen und innen unter die Lupe zu nehmen - im Blick haben sie alles, was nicht zulässig sein könnte: von unerlaubten Veränderungen bis zu überhöhtem Lärm. Zuvor hatten Kollegen in Zivil entlang einiger bei PS-Freunden beliebten Routen wie Weinsberger Straße, Allee, Neckarbogen, Europaplatz oder Weipertstraße auf der Lauer gelegen und auffällige Fahrzeuge angehalten. Rund 20 Fahrzeuge wurden kontrolliert.
Was die Beamten unter so mancher Motorhaube finden, lässt selbst die erfahrenen unter ihnen staunen. Bei zwei Fahrzeugen verstärken nachgerüstete Kompressoren die Motorleistung im einen Auto auf 510, im anderen auf 630 PS. Einzuwenden ist dagegen aber nichts, sagt der Polizeiexperte. "Alles ist fachmännisch eingebaut und korrekt in der Zulassungsbescheinigung eingetragen." Entsprechend entspannt lässt der 26 Jahre alte Fahrer aus Heilbronn die Kontrolle über sich ergehen - nicht seine erste. 10.000 Euro habe er allein für Kompressor, Einbau und Zulassung ausgegeben, erzählt er. "100 PS mehr waren mir das Geld wert."
Junge Männer basteln nicht selbst

Die an diesem Abend kontrollierten Fahrer sind alle Anfang, Mitte 20. "In manchen Kreisen gehören solche Fahrzeuge einfach dazu", meint Emilio Brunetti. Er leitet die Kontrollstelle und die technische Verkehrsüberwachung der Weinsberger Verkehrspolizeiinspektion. Am Geld dafür scheint es nicht zu mangeln. "Bei manchen ist die Pfändungsgrenze das Limit."
Natürlich erzeugten Maschinen wie diese eine Menge Lärm, bestätigen die Beamten. Wie viel Lärm ein Fahrzeug erzeugt, hänge im Wesentlichen von der Fahrweise ab - gesetzlich reguliert ist es kaum. "Die meisten dieser Fahrer sind keine Bastler. Was sie haben wollen, können sie ganz legal beim Hersteller oder anderen Unternehmen kaufen", sagt Brunetti.
So gibt es etwa die Möglichkeit, mit Klappen den Klang des Motors zu verändern. "Ein Porschefahrer hat mir neulich gesagt, dass er sich ja gerade so ein Auto gekauft hat, weil es ihm gefällt. Auch der Klang. Da kann man dann argumentieren, dass es doch gut für die Umwelt oder andere Menschen wäre, anders zu fahren. Verboten ist es aber nicht." Das führe zu bizarren Situationen wie der, dass ein Motorrad für das Fahren auf einer Rennstrecke schallgedämpft werden muss, weil es Umweltauflagen für den Rennstreckenbetreiber gibt. "Für die Tour in die Löwensteiner Berge oder durch die Heilbronner Innenstadt aber nicht."
Erwartungsdruck aus der Bevölkerung ist groß

Dann doch ein Fund. Beim BMW eines 24-Jährigen fehlt der Partikelfilter, so schaffe er die Abgasnorm nicht, sagt der Beamte, während er mit der Taschenlampe in den Motorraum leuchtet. Finden die Beamten unzulässige Veränderungen, ordnen sie die Untersuchung des Fahrzeugs durch den TÜV an. "Kollegen geleiten Fahrer samt Fahrzeug nach Weinsberg, von dort geht es zum TÜV", sagt Brunetti. Der erstellt ein Gutachten, stellt die Mängel fest, danach müssen die unzulässigen Veränderungen entfernt oder fehlendes nachgerüstet werden. Kosten für das Gutachten 100 bis 150 Euro, Bußgeld 90 Euro plus Gebühren.
Der Erwartungsdruck, solche Fahrzeuge von der Straße zu bekommen, sei groß, sagt der Leiter der Weinsberger Verkehrspolizeiinspektion, Jens Blessing. Er hält den Ansatzpunkt des Autos aber für wenig geeignet - dafür sei zu viel schlicht zulässig. Zum einen könnte man den Herstellern mehr Vorschriften machen. "Zum anderen geht es um gesellschaftliche Fragen, um die sich die Gesellschaft als Ganzes Gedanken machen muss."