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Heilbronner Weihnachtsmarkt: Wenige Einheimische zwischen den 70 Buden

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Der frühe Beginn des Weihnachtsmarkt und das durchwachsene Wetter sorgen für einen verhaltenen Auftakt. Wie verschiedene Händler und Budenbetreiber die Situation am ersten Wochenende auf dem Heilbronner Käthchen-Weihnachtsmarkt einschätzen.

Der Franzose Philippe Lazaro in seinem Stand auf dem Heilbronner Weihnachtsmarkt.
Der Franzose Philippe Lazaro in seinem Stand auf dem Heilbronner Weihnachtsmarkt.  Foto: Seidel, Ralf

Seit 24 Jahren ist Philippe Lazaro beim Heilbronner Weihnachtsmarkt dabei. Was ist anders dieses Jahr? "Die Schwaben sind weg, früher waren die immer zum Schwätzen da", sagt der Franzose in gutem Deutsch. Die Einheimischen sind für ihn "wie Zucker im Wasser: sie lösen sich auf".

Ohne diskriminierend sein zu wollen, meint Lazaro die international aufgestellte Besucherschar, und dass wenig Einheimische den Käthchen-Weihnachtsmarkt besuchen. Tatsächlich hört man auf dem Kiliansplatz, der Sülmer City und vor dem Rathaus viele Sprachen. Teilweise hat Lazaro eine "aggressive Stimmung" gespürt. "Die Leute haben nicht mehr so viel Zeit." Die Absperrkette, die seine handgemachten Hüte und Schals schützt, hat er zum ersten Mal an seinem Stand am Rande des Kiliansplatzes.


70 Stände und viele Attraktionen auf dem Heilbronner Weihnachtsmarkt

Wegen des durchwachsene Wetters habe es immer Phasen gegeben, in denen "wenig bis nichts los war", sagt Klaus Thaler, der die Kunsteisbahn betreut und im Stand nebendran herzige Miniatur-Eisbahnen aus Holz verkauft. Im Vergleich zu Neckarsulm und Möckmühl, wo Thaler die "eher kompakt-gemütlichen" Märkte schätzt, sind die 70 Buden in Heilbronn "ein bisschen weit auseinander gezogen."

Man macht tatsächlich einiges an Strecke. Kahl Trabant ist mit seinen Süßwaren aller Art eine der letzten Buden in der Fleiner Straße oben an der Galeria Kaufhof. "Wenn es verteilt ist, hat die ganze Stadt was davon", hadert der Beschicker nicht mit seinem Standort. Letztes Jahr sei er "noch weiter weg gewesen".


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Weniger Besucher auf dem Käthchen-Weihnachtsmarkt wegen durchwachsenem Wetter?

Der Heilbronner Weihnachtsmarkt zieht bisher weniger Besucher an als erwünscht.
Der Heilbronner Weihnachtsmarkt zieht bisher weniger Besucher an als erwünscht.  Foto: Seidel, Ralf

Am anderen Ende des Marktes in der Sülmer City ist Manfred Kern der Außenposten. Mit seinen Gewürzen kann sich der Händler aus Obersulm-Weiler auf ein treues Stammpublikum verlassen. "Die Leute wissen, wo wir sind." Aber auch er merkt nach den ersten Tagen einen eher verhaltenen Auftakt. "Es ist noch nicht so wie sonst." In der kommenden Woche vor dem ersten Advent werde es besser, hofft Kern.

Das Heilbronn Marketing als Veranstalter des „Käthchen Weihnachtsmarkts“ ist mit dem Auftakt hingegen zufrieden: „Wir hatten bei der Frequenzmessung in der Fleiner Straße seit Dienstag 180000 Zählungen“, teilt Geschäftsführer Steffen Schoch mit. Das seien rund 30 Prozent mehr als während einer normalen Woche. „Damit liegen wir genau im Rahmen für einen guten Innenstadtbesuch während des Weihnachtsmarktes.“ Er habe überwiegend positive Aussagen der Marktbeschicker bezüglich der Besucherfrequenz vernommen, so Schoch. Seiner Einschätzung nach sei der Markt am Samstagabend sogar „sehr gut besucht“ gewesen. 

Das Wetter spielt eine große Rolle. "Wenn es regnet, ist´s vorbei", sagt Marc-Dieter Germer vom Imbiss "Linda Ade". Sehr zufrieden ist hingegen Uschi Schröter, die mit der Scheune am Kiliansplatz ein festes Dach über Kopf und Glühwein bieten kann. "Wir haben viele Stammgäste. Ich freue mich über jedes bekannte Gesicht."

Sie habe keine Probleme mit den Gästen, so Uschi Schröter. "Alle sind gut drauf und nett. Wenn man freundlich mit den Menschen umgeht, kommt auch was zurück." Mit dem Personal habe man Glück, weil man durch den Sommerbetrieb am Breitenauer See ein "langjähriges, tolles Team" mit 23 Festangestellten und Mini-Jobbern habe, die Scheune und Imbiss im Wechsel am Laufen halten.

So nimmt der Personalmangel Einfluss auf den Weihnachtsmarkt in Heilbronn

Viele Stände suchen sich Unterstützung von Freunden und Familie.
Viele Stände suchen sich Unterstützung von Freunden und Familie.  Foto: Seidel, Ralf

Andere setzen auf Familie und Freunde, die mithelfen. "Bezahltes Personal zu kriegen ist schwer", so Klaus Thaler. "Aushilfen findet man keine, und wenn, dann sind die nicht flexibel", stellt Marc-Dieter Germer fest. "Da war mal einer da, der wollte nur verkaufen", sagt Sabine Ernst, die mit ihrer Feuerzangenshow auf dem Kiliansplatz sogar Gäste aus dem 600 Kilometer entfernten Berlin anzieht. "Spülen will keiner, und schon gar nicht am Samstag und Sonntag arbeiten."

Keine Personalprobleme hat die "freundliche Rentergang" um Ursula Reichert. "Wir machen das, weil´s Spaß macht." Sie sei seit 14 Jahren beim Heilbronner Weihnachtsmarkt und habe sich "vom Rand her nach und hochgearbeitet". Die jetzige "Top-Adresse" auf dem Marktplatz wolle sie nicht aufgeben, sagt die 71-Jährige.

Sie habe ein gutes Netzwerk von vielen Freundinnen und Freunden, die sehr gerne auch tageweise unterstützen. "Wichtig ist halt, dass man fit ist. Einen ganzen Tag in der Kälte am Stand zu stehen, das muss man schon können." Bei Bedarf wärmt der Glühwein "Rouge" aus dem Eichenfass mit dezenter Würze, mit dem Ursula Reichert bei der Prämierung am Montag auf einen ersten Platz hofft.

 

 
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