Große Enttäuschung bei Gastronomen und Händlern über Lockdown-Verlängerung
Schon vor den Bund-Länder-Beratungen schien die Verlängerung des Lockdowns beschlossene Sache zu sein. Auch Gastronomie und Handel in der Region haben sich darauf eingestellt. Ihre Enttäuschung ist groß. Anders fallen die Reaktionen von Schulleitern aus der Region am Mittwochabend aus.

Es ist eiskalt in Deutschland. Doch nicht nur das Winterwetter bricht derzeit einen Kälterekord nach dem anderen, auch der anhaltende Lockdown hält das Land fest im Griff. Dass sich daran auch in den kommenden Wochen nichts ändert, ist schon seit Tagen beschlossene Sache. Gastronomie und Handel gehen inzwischen davon aus, dass der Lockdown mindestens bis zum 14. März verlängert wird. Am Mittwochabend einigen sich Bund und Länder auf eine Verlängerung bis zum 7. März.
„Hoffnung ist das notwendigste Instrument in diesen Zeiten“, zitiert Thomas Aurich den Zukunftsforscher David Bosshart. Für den Heilbronner Vorsitzenden des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) gehe diese Hoffnung immer mehr flöten, je länger der Lockdown dauere.
Kampf ums Überleben
Aurich hatte immer einen kurzen, harten Lockdown mit Grenzschließungen vorgeschlagen. „Die Gastronomie, der Einzelhandel und vor allen Dingen unsere Innenstädte zahlen jetzt die Zeche“, klagt er und fordert: „Es ist an der Zeit den Menschen ihren Alltag zurückzugeben – mit Abstand“.
„Unsere Mitglieder kämpfen ums Überleben“, betont Burkhard Siebert. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten rechnet damit, dass zwei Drittel aller 185 Gastro-Betriebe in Heilbronn Kurzarbeit angemeldet haben. Das sind rund 1200 Beschäftigte. Da die Löhne in der Branche ohne Trinkgelder ohnehin niedrig seien, sehe bei ihnen die Lage düster aus. „Die liegen alle in den letzten Zügen“, betont Siebert. Deshalb fordert die NGG jetzt ein Kurzarbeitergeld von 1200 Euro im Monat.
„Am liebsten würde ich 'Scheiße‘ sagen", sagt Axel Palm unverblümt als Reaktion auf die Lockdown-Verlängerung. „Ich habe das aber befürchtet“, so der Einzelhändler und stellvertretende Vorsitzende der Stadtinitiative Heilbronn. Er fordert nun echte Hilfen und einen klaren Fahrplan zum Ausstieg aus dem Lockdown. „Die Bevölkerung macht das sonst nicht mehr lange mit und der Handel auch nicht“, stellt Palm klar.
„Ich bin natürlich sehr enttäuscht und hatte gehofft, wir könnten am 28. Februar öffnen“, kommentiert Frank Bauer die Berliner Entscheidung. Für den Bad Rappenauer Modehändler ist der 1. März ein besonders wichtiges Datum, weil dann der Verkauf der Sommerware startet. Ihm fehlt längst die Fantasie in der deutschen Politik: „Die Österreicher machen die Tore auf, und wir haben keine Ahnung, wie es weitergeht.“
Reaktionen auf die geplanten Öffnungen von Kitas und Grundschulen
Dass Kitas und Grundschulen nach den Faschingsferien öffnen sollen, begrüßt Dr. Hans Ulrich Stechele, Sprecher der Kinder- und Jugendärzte im Stadt- und Landkreis Heilbronn. Der Spagat zwischen Homeschooling und Homeoffice werde für viele Eltern immer schwieriger. „Schulöffnungen sind wichtig. Die Anzahl der Familien an der Belastungsgrenze ist groß.“ Verwunderlich sei, dass nun über Konzepte für den Schulbetrieb nachgedacht werde. „Das hätte ich im November erwartet, das kommt sehr spät.“ Arztpraxen könnten etwa Testungen für Lehrer durchführen.
Antje Rother, Konrektorin der Grundschule der Georg-Wagner-Schule in Künzelsau, ist zurückhaltend. „Wir bewegen uns im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Öffnung und der Sorge um die Gesundheit“, sagt sie mit Blick auf gestiegene Inzidenzzahlen in Hohenlohe. Melanie Haußmann, geschäftsführende Schulleiterin der Heilbronner Schulen, sagt: „Die Gesellschaft muss Geduld zeigen. Es gibt keine einfache Lösung.“
Dass die Faschingsferien einen Zeitpuffer bedeuten, findet Marco Haaf, Schulleiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Neckarsulm und Sprecher der Direktorenvereinigung. Er plädiert dafür, über Möglichkeiten nachzudenken, Lücken aufzuarbeiten. Bis Ende April dürfen keine außerschulischen Aktivitäten stattfinden. „Das kann zusätzliche Unterrichtszeit sein.“