Gläubige fordern: Moschee-Frage nochmals in Heilbronner Gemeinderat
Nach dem Aus für den Moschee-Neubau in Heilbronn spricht die Regionalgruppe von Religions for Peace von einem herbem Rückschlag für Partizipation und Integration. Sie fordert, die Sache nochmals in den Gemeinderat zu bringen.

Der umstrittene Heilbronner Moschee-Neubau sorgt weiter für Aufsehen. Nun meldet sich die Regionalgruppe der weltweit organisierten Bewegung Religions for Peace (RfP) zu Wort. In einem Offenen Brief heißt es, "wir sind sehr enttäuscht und haben kein Verständnis für die Mehrheitsentscheidung des Gemeinderats". Der hatte Ende April ein von langer Hand geplantes Bebauungsplanverfahren für den Neubau einer Moschee gekippt, die anstelle der ziemlich abgelebten Gemeinderäume an der Weinsberger Straße geplant war. Die Unterzeichner erwarten vom Gemeinderat, "die Entscheidung nochmals zu überprüfen und eine für alle Beteiligten gute und angemessene Lösung zu finden".
Wer steckt eigentlich hinter RfP?
Die Regionalgruppe RfP hat sich 2013 aus Angehörigen verschiedener Glaubenrichtungen gegründet. Ihr Ziel sei es, "für ein friedliches und respektvolles Miteinander der Religionen und Konfessionen einzutreten", erklärt Sprecher Norbert Hackmann, der auch Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) Heilbronn ist. Die Aktivitäten reichten von gegenseitigen Besuchen bis zu Diskussionsveranstaltungen über die "großen Themen und Fragen der Religionen".
So habe sich die Gruppe schon vor Jahren in die Moschee-Pläne einweihen lassen, habe "engagierte verantwortliche Personen kennengelernt" und einmütig begrüßt, dass an der städtebaulich wichtigen Stelle ein "wertvolles, modernes, sehr ansprechendes und würdevolles Gebäude für die Ausübung der Religion und zur Entwicklung und Förderung des muslimischen Gemeindelebens" entstehe. "Ein wesentlicher Schatz unseres Grundgesetzes ist neben der Glaubens- und Bekenntnisfreiheit das Recht auf ungestörte Religionsausübung. Dazu braucht es Räume," betont Hackmann.
Transparentes Verfahren
Auch wenn es keinen Anspruch auf einen bestimmten Standort gebe, so weist RfP darauf hin, dass die Ditib-Gemeinde seit 34 Jahren an der Weinsberger Straße 7 sitze. Zudem erinnert RfP, dass "die Geschwister muslimischen Glaubens" das Projekt schon seit zehn Jahren verfolgten: in enger Abstimmung mit der Stadt. Auch Öffentlichkeit und Nachbarschaft seien einbezogen, die Finanzierung aus eigenen Mitteln gar vertraglich gesichert.
Herber Rückschlag für Integration
Nicht zuletzt hebt RfP hervor, dass "Mitbürger muslimischen Glaubens fest in den verschiedensten beruflichen und gesellschaftlichen Strukturen und Institutionen der Stadt und der Region verankert" seien, sich engagierten, Teil des gesellschaftlichen Leben seien,Verantwortung übernähmen und "auf vielfache Weise zum Gesamtwohl" beitrügen. Heilbronn könne "stolz auf eine große Zahl unterschiedlicher Initiativen, Projekte und Beispiele gelungener Integration und Partizipation sein". Über Jahre seien so Vertrauen und gegenseitiger Respekt gewachsen. Die Ablehnung der Moschee sei auch in dieser Hinsicht "ein herber Rückschlag".
Auf Verkehrsprobleme, die die Mehrheit der Stadträte als Grund für das Nein nannte, geht RfP in dem Brief nicht ein. Andere Kritiker des Ratsbeschlusses meinen, Verkehrsprobleme seien nur vorgeschoben.