Heilbronner Stadträte lehnen Moschee-Neubau an der Weinsberger Straße ab
Der Bebauungsplan für ein neues türkisch-islamisches Kulturzentrum an der Weinsberger Straße in Heilbronn wurde am Montagabend vom Gemeinderat gekippt. Das von langer Hand geplante Projekt scheitert vor allem an Bedenken zum Verkehr und an Stellplatzfragen.

Sieben Jahre nach einem internationalen Gestaltungswettbewerb, den der Vorarlberger Architekt Bernardo Bader gewann, sollte der Heilbronner Gemeinderat am Montagabend eigentlich den Bebauungsplan für einen Moschee-Neubau in der Weinsberger Straße 7/1 auf den Weg bringen. Doch mit 22 zu 17 Stimmen lehnte das Gremium das Vorhaben ab: vor allem wegen Verkehrs- und Stellplatzfragen, aber auch wegen der Größe.
Vereinzelt wurde ideologisch argumentiert. Manche hinterfragten die Nähe des Bauherren, also der Türkisch-Islamische Union Ditib, zum umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Gegen den Plan stimmten am Ende CDU, FWV, FDP, AfD und Linke, dafür nur SPD und Grüne. Ein Artikel zur abendlichen Ratsdebatte in der Harmonie folgt.
OB und Hajek hoben aufs Baurecht ab
„Es geht uns heute allein ums Baurecht, nicht um andere Aspekte“, hatte zum Auftakt Oberbürgermeister Harry Mergel betont. Baubürgermeister Wilfried Hajek hatte sogar vor der Sitzung eigens eine Pressekonferenz anberaumt und dabei unterstrichen: „Aus weltanschaulichen und politischen Fragen hält sich die Baubehörde raus.“
Die ungewöhnlich lange Planungsphase, die zuletzt das Heilbronner Architekturbüro Matthias Müller betreute, führte Hajek auf komplizierte Fragestellungen zurück: etwa bezüglich Nutzung, Funktion und Ausrichtung der Räume, Zu- und Abfahrt zu nächtlichen Gebetszeiten, Zahl der Stellplätze, aber auch die Absicherung der Finanzierung und der Gestaltung. So sei sogar die orientalisch anmutende, aber insgesamt moderne und recht hochwertige Lochfassade vertraglich fixiert.
„Einer Stadt, die eben erst eine Auszeichnung beim Deutschen Städtebaupreis gewonnen hat, steht ein solches Gebäude an einer prominenten Stelle gut zu Gesicht“, meinte Hajek. Gleichzeitig verwies er auf den heutigen „städtebaulichen Missstand mit abgelebten Bauten“. An der Nutzung des ambitionierten „Kulturzentrums“ mit Moschee, Büro, Schulungs-, Vereins- und Geschäftsräumen sowie zwei Wohnungen hätte sich kaum etwas geändert, sehr wohl aber an der Dimension.
Spannende Gestaltung mit Kuppel und Minarett
Insgesamt füge sich der „selbstbewusste, aber nicht angeberische, sondern eher feine Neubau“, aber gut in die Nachbarschaft ein, so Reinhold Sebastian als Projektleiter im Stadtplanungsamt. Die Verdichtung bleibe unter dem, was in Innenstädten erlaubt sei. Mit 16,90 Metern Höhe sei der Kubus nur 70 Zentimeter höher als das mit einer Kölle-Werbung versehene Nachbarhaus und etwas niedriger als das 22,70 Meter hohe Hochhaus an der Paulinenstraße. Die Kuppel, die hinter einer durchsichtigen Fassadenwand durchschimmert, wölbt sich im nun gekippten Planentwurf bis zu einer Höhe von 20,70 Metern. Das zurückversetzte Minarett misst 28 Meter. Es hätte aber nur symbolischen Charakter gehabt und wäre nicht für Muezzin-Rufe genutzt worden.
Die Zu- und Abfahrt wäre wie bisher über die Weinsberger Straße gelaufen, wobei die Abfahrt – speziell für Besucher von Nachtgebeten – zwischen 22 und 6 Uhr besonders abgeschirmt gewesen wäre. Die Tiefgarage sah 41 Stellplätze vor, wobei die Zahl von 1500 Tiefgaragenplätzen in der nahen Umgebung sowie die Stadtbahn- und Bushaltestellen vor der Haustür „positiv zu Buche schlagen“, meinte Hajek.
Die Mehrheit der Räte sah dies anders. Verkehrsprobleme seien bei 800 Besuchern in Spitzenzeiten programmiert, hieß es. Da helfe auch kein Parkleitsystem.