Heilbronner Moschee-Baupläne kommen wieder aus der Schublade
Der türkische Verein Ditib und Kandidaten motivierten bei einer Diskussionsrunde Türken zum Urnengang bei der Kommunalwahl. Bei der Veranstaltung ging es auch um den geplanten Moschee-Neubau.

Von 128.000 Heilbronnern haben rund 13.000 türkische Wurzeln. Davon besitzen 2.700 Über-16-Jährige die deutsche Staatsbürgerschaft und dürfen am 26. Mai wählen. In früheren Jahren nahm jedoch nur ein Bruchteil dieses Bürgerrecht wahr. Man verspiele dadurch ein wichtiges Instrument der Mitbestimmung und Integration und werte indirekt kleine Gruppen wie die AfD auf, bedauert Erdinc Altuntas als Vorsitzender der Türkisch-islamischen Gemeinde Ditib.
Durch Aufklärungsarbeit, Infos und Diskussionsrunden wolle Ditib das ändern. So lud der Verein am Wochenende Parteien, die am 26. Mai zur Kommunalwahl antreten, in die Moschee an der Weinsberger Straße. In einer von Esra Akedmir moderierten Diskussion und in Tischgesprächen zu Themen wie Verkehr, Wohnen und Bildung sollten sich Türken ein Bild von Programmen und Kandidaten machen.
CDU sagt wegen angeblich Erdogan-naher Big-Partei ab
Jeweils durch drei Kandidaten vertreten waren die SPD mit Rainer Hinderer, Gürsel Sen und Fatih Bingöl sowie die Grünen mit Susanne Bay, Stefan Biber und Ferdi Filiz. Außerdem standen im überfüllten Café Karsten Knodel (FDP) und Fethi Akdogan (BIG) rund 70 Besuchern Rede und Antwort. Die CDU sagte ab, weil sie der umstrittenen Big-Partei kein solches Podium bieten wolle. Kritiker sehen in Big einen verlängerten Arm Erdogans. Auf Stimme-Anfrage bedauerte Altuntas die Absage und wies ähnliche Vorwürfe gegenüber Ditib zurück. "Weil wir das gar nicht finanzieren können, bezahlt der türkische Staat unsere Imame", die allerdings ausschließlich über religiöse, soziale, seelsorgliche Themen predigten, nicht über Politik. Gleichzeitig hob er die vielen sozial-integrativen Anstrengungen von Ditib hervor."Leider überschattet die große Politik vieles." So erklärt sich Altuntas auch, dass CDU, FDP und FWV 2018 Bedenken gegen den von langer Hand entwickelten Moschee-Neubau äußerten, weil er angeblich als eine Art "Stadt in der Stadt" eine Parallelgesellschaft fördere und integrationshemmend sei.
Städtebaulich markante Stelle am Stadttheater
Genau das Gegenteil sei der Fall, betont Altuntas im Gespräch mit der Stimme, während das Thema bei der offenen Diskussionrunde kaum, an den Tischen aber sehr wohl zur Sprache kam. So sei die städtebaulich und architektonisch ansprechende Gestaltung in Kooperation mit dem Rathaus aus einem Wettbewerb hervorgegangen und werte die Ecke Weinsberger Straße/Paulinenstraße erheblich auf. Die Zahl der Kfz-Stellplätze würde durch eine Tiefgarage auf 45 verdoppelt, wodurch sich der Parkdruck sogar entspannen dürfte. Im Erdgeschoss seien nur "drei bis vier kleine Läden" vorgesehen, im ersten Stock Büros, womit man auf Mieteinnahmen hoffe, um das Projekt finanzieren zu können. Er rechnet mit einem zweistelligen Millionenbetrag, "für den wir hohe Kredite brauchen". Vom türkischen Staat bekomme man nichts. Die restlichen Flächen würden vom Verein genutzt: zwei Gebetsräume - einer für Männer, einer für Frauen -, Sanitärräume, Allzweck- und "die Integration fördernde Schulungsräume".
Aus dem Kommunalwahlkampf habe man das Thema bewusst heraushalten wollen. Danach soll der Bebauungsplan in die Ratsgremien eingebracht werden, hofft Altuntas. Bay und Hinderer wollen das Projekt nach wie vor unterstützen. Wobei sie sich eine deutlichere Abgrenzung gegenüber anderen Erdogan-nahen auswärtigen Ditib-Moscheen und Gruppen wünschten. Außerdem sollten Predigten in deutscher Sprache gehalten werden.