Heilbronner Ditib-Gemeinde distanziert sich von Spaltern
Der Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde Ditib Heilbronn weist Vorwürfe, ein verlängerter Arm des umstrittenen türkischen Regierungschefs Erdogan zu sein, zurück. Zudem verurteilt Erdinc Altuntas Hass-Prediger, die es in der Heilbronner Ditib-Moschee gar nicht gebe.

Verlängerter Arm Erdogans, Religion unter dem Deckamantel der Politik, Imame, die den Märtyrertod verherrlichen und gegen Juden und Kurden hetzen: Der Bundesverband der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib, gerät immer wieder in die Schlagzeilen. Manche Politiker forderten die Überwachung durch den Verfassungsschutz, wozu es aber laut Erdinc Altuntas nicht kam. Altuntas ist nicht nur Vorsitzender von Ditib Heilbronn, sondern auch Landesvorsitzender, zudem sitzt er im Bundesvorstand.
Er distanziert sich von "allen diskriminierenden und spalterischen Äußerungen". Seine Meinung zum türkischen Regierungschef Erdogan will er nicht äußern. "Als Gemeindevorstand will ich keine Politik machen. Uns geht es um Religion, um gesellschaftliche Fragen und Lebenshilfe", letztlich "im Zusammenspiel mit vielen anderen Partnern um ein gutes Miteinander in Heilbronn". Deshalb warnt Altuntas auch, das ambitionierte Moschee-Projekt "der Weltpolitik zu opfern".
"Wir sind auch finanziell unabhängig"
Fakt sei, dass der Ditib-Bundesverband dem Präsidium für religiöse Angelegenheiten und dem Präsidenten der Türkei unterstellt sei. Eine politische Einflussnahme auf die Heilbronner Gemeinde, eine von über 800 in ganz Deutschland, gebe es aber nicht. "Auch finanziell sind wir unabhängig." So finanziere man etwa auch den Moschee-Neubau aus Mitgliedsbeiträgen, Mieten, von Spenden teils potenter türkischer Heilbronner sowie über einen Kredit bei einer Frankfurter Bank.
"Türkei zahlt allein die Imame"
Allein die Imame, die in Ditib-Moscheen - auf Türkisch mit Simultan-Übersetzung per Leinwand - predigten, würden vom türkischen Staat bezahlt: Weil es in Deutschland nicht genügend gebe. "Aber wir arbeiten daran", sagt Altuntas und verweist auf Zentren für islamische Theologie wie an der Universität Tübingen. Darauf aufbauend strebe man ein Fortbildungsinstitut in der Eifel an, über das sich die Studienabsolventen zum Iman qualifizieren können. "Die stehen dann ganz sicher auf dem Boden unserer freiheitlichen Grundordnung." Dass es bisher in deutschen Ditib-Moscheen, aber auch im Internet "Ausreißer" mit Hassbotschaften gab, verurteilt Altuntas. Gleichzeitig warnt er, "uns in Heilbronn mit denen in einen Topf zu werfen". Im Gegenteil zählten zu Ditib in Heilbronn neben regierungstreuen Türken Oppositionelle und Kurden, aber auch Muslime aus anderen Ländern, nicht zuletzt Deutsche und Flüchtlinge.
"Wir diskriminieren keine Frauen"
Auch diesen Kritikpunkt versucht Altuntas zu entschärfen: Dass Frauen und Männer in getrennten Räumen beten, habe nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern habe religiöse Gründe und menschliche: "Das würde bei bestimmten Gebetsritualen vom Wesentlichen ablenken, vom Gebet." Dass man es mit der Gleichberechtigung ernst nehme, zeige, dass im Heilbronner Ditib Vorstand auch zwei Frauen sitzen: Esra Atas und Serefnur Saygin.