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Gemeinden fordern größere Kita-Gruppen

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Angesichts des Personalmangels will der baden-württembergische Gemeindetag als Notmaßnahme die hohen Betreuungsstandards aufweichen. So sollen auch größere Kita-Gruppen möglich sein, fordert der Spitzenverband nach seiner Präsidiumssitzung am Mittwoch in Eppingen. Die Gewerkschaft Verdi widerspricht.

Der Realität ins Auge blicken, Standards hinterfragen: Das hatten Klaus Holaschke und Björn Steinbach vom Kreisverband des Gemeindetags kürzlich bereits im Stimme-Interview angedeutet. Jetzt bestätigte der kommunale Spitzenverband diesen Kurs und  forderte bei seiner Klausursitzung im Kraichgau einen "Fahrplan für Kinderbetreuung" und "befristete Maßnahmen zur Überbrückung der aktuellen Notlage". 

Zwei Kinder zusätzlich pro Gruppe

Im Einzelnen will der Verband, dass in Kitas größere Gruppen möglich werden. Bis zu zwei Kinder sollen über die derzeitigen Limits hinaus möglich sein. Je nach Betreuungsform gelten unterschiedliche Höchstgrenzen. In der Krippe für unter Dreijährige sind es zehn, in der Regelgruppe 28 Kinder. Der Mindestpersonalschlüssel soll um 20 Prozent unterschritten werden können. Außerdem fordert der Gemeindetag höhere Investitionen, eine Flexibilisierung der Vertretungsregeln in den Gruppen und Maßnahmen zur Qualifizierung und Ausbildung. 

 


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Jäger: Arbeitsmarkt ist leergefegt

„Der Facharbeitsmarkt ist leergefegt, viele bereitgestellte Ausbildungskapazitäten bleiben unbesetzt, wir können keine Erzieherinnen und Erzieher backen", sagte Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags. Studien zufolge fehlen in Baden-Württemberg bis 2030 zwischen 20.000 und 40.000 Erziehrinnen und Erzieher. Auch in der Region bleiben viele Stellen unbesetzt, wie eine Stimme-Umfrage im vergangenen Sommer zeigte. Zugleich verfolgen viele Kommunen massive Ausbaupläne, um den Bedarf nach mehr Betreuungsangeboten zu decken. Die jährlichen Ausgaben der Kommunen für die Kinderbetreuung haben sich laut Gemeindetag zwischen 2007 und 2021 auf zuletzt 4,72 Milliarden Euro fast verdreifacht.

Gemeindetag fordert Personalstrategie

Neben den Sofortmaßnahmen fordert der Gemeindetag eine Strategie, um mehr Fachkräfte für den Erzieherberuf zu gewinnen. „Aber wir müssen auch klar zur Kenntnis nehmen, dass nicht 15 oder 20 Prozent eines Geburtenjahrgangs den Berufsweg einer pädagogischen Fachkraft einschlagen werden“, sieht Gemeindetagspräsident Jäger Grenzen der Personalaufstockung. 

 


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Gewerkschaften lehnen größere Gruppen ab

Brisant sind die Forderungen vor dem Hintergrund der anstehenden Tarifverhandlungen für Erzieherberufe zwischen Gewerkschaften und kommunalen Arbeitgebern. Größere Gruppen seien "der völlig falsche Weg, um den Beruf attraktiv zu machen", sagte Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Katharina Kaupp am Mittwoch auf Stimme-Nachfrage. Die Gewerkschaften lehnen Mehrbelastungen und haben einen Katalog an Punkten zusammengestellt, die mehr junge Menschen in die Branche bringen sollen. Dazu zählt neben Anerkennung, Gesundheitsschutz und Gehaltsfragen auch die Forderung, dass Erzieher mehr Zeit für das einzelne Kind haben sollen. 

 

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