Heilbronner Olgakrippe ist bundesweit unter den zehn besten Kitas
Das Heilbronner Familienzentrum ist Finalist beim deutschen Kita-Preis: Hier dürfen die Kleinsten ins Büro und im Kinderrat mitentscheiden.

"Kindertage", bei denen die Jüngsten die "Chefs" sind und das Telefon bedienen. Vier- bis Sechsjährige, die im Kinderrat mit Stempel abstimmen und sich das Inventar für einen neuen Raum aussuchen - inklusive Sitzsack und Kuscheldecke: Das Konzept der Olgakrippe ist innovativ.
Unter 1200 Bewerbungen hat es die Olgakrippe unter die zehn besten geschafft
Jetzt hat es die Heilbronner Ganztagseinrichtung in der Sichererstraße ins Finale des bundesweiten Wettbewerbs zur "Kita des Jahres" geschafft - und sich als eine der zehn besten unter 1200 Bewerbungen durchgesetzt.
"Das war erstmal unfassbar", sagt Sonja Fischer, Abteilungsleiterin Tageseinrichtungen für Kinder beim Sozialamt Heilbronn. "Es ist eine große Freude, dass die Bewerbung des Familienzentrums Olgakrippe erfolgreich ist", findet auch Sozialbürgermeisterin Agnes Christner. Partizipation spiele hier eine große Rolle.
Jedes Jahr hatte sich die Stadt Heilbronn beworben
Jahr für Jahr hatte sich die Stadt beim Kita-Preis beworben, bislang ohne nennenswertes Ergebnis. Dann kam die Idee auf, dass es besser sein könnte, wenn sich die Kitas direkt bewerben. Die einzige Rückmeldung der 36 Einrichtungen in städtischer Trägerschaft auf diese Aufforderung hin kam von der Olgakrippe.
Sonja Fischer versteht die Zurückhaltung ein bisschen: "Die Arbeit für die Bewerbung ist enorm und verlangt jede Menge Eigenmotivation." Mehr als 300 Seiten musste Monika Karacic einreichen, sie leitet das Familienzentrum.
In der Krippe gibt es rund 100 Kinder aus 29 Nationen
Die 45-Jährige ist Motor und kreativer Kopf hinter vielen Ideen, die in ihrem Haus verwirklicht werden. Unter einem Dach sind dort 100 Kinder aus 29 Nationen vereint. Dass sie mitmachen können und teilhaben an Entscheidungen, ist ein Schwerpunkt.
Für den neuen Entspannungsraum etwa durften sie im Katalog die Ausstattung mit aussuchen. "Manche Wünsche sind nicht umsetzbar, etwa die einer Playstation", erzählt Monika Karacic. Andere schon: der Sitzsack oder die "Tonie-Box", ein Spielzeug zum Geschichten hören. Pflanzen. Und Decken, um sich darin einzukuscheln.
Dann ist da noch der Kinderbeirat: Diejenigen, die hier mitmachen wollten, malten Plakate und hatten sogar ein Wahlprogramm: Mehr Spielzeugtage, zum Beispiel. Wer gewählt wurde, kann sich nun einbringen. "Etwa dafür, dass wir wieder ein vollständiges Obstgarten-Spiel brauchen", erzählt die Kitaleiterin. Oder es stand - vor Corona - die Entscheidung an, ob es Punsch oder Kaba geben soll beim Laternenfest.
Höhepunkt im Kindergartenjahr ist der Kindertag
Der unbestrittene Höhepunkt ist jedoch jedes Mal der Kindertag. "Da geben wir das Zepter ab, auch wenn wir das erste Mal ziemlich Angst hatten, dass Chaos ausbricht", erzählt Karacic. Klar, war das Rathaus informiert. Als eine Mitarbeiterin aus dem Bereich Beschaffung anrief und das Kind am Hörer sich einen "Power Ranger", einen speziellen Superhelden, wünschte und sie damit kurze Zeit später vor der Tür stand, war das Hallo riesig.
Was die Ausrichter des Kitapreises auch überzeugt hat: "Das Zentrum arbeitet nach dem Early Excellence Center-Ansatz, der eine Grundlage kindorientierten Handelns darstellt. Durch Beobachtung und Reflexion des Verhaltens der Kinder werden Interessen erkannt und können gefördert werden", sagt eine Sprecherin. Dazu komme ein umfassendes Angebot des Familienzentrums.
Die Kinder sind mächtig stolz
Dass ihre Kita jetzt unter den zehn besten des Landes ist, darauf sind auch die Kinder mächtig stolz. "Sie haben schon Medaillen gebastelt und sich überlegt, was man mit einem Preisgeld anfangen könnte", sagt Monika Karacic. Eine Hüpfburg fänden sie toll.
Die Kitaleiterin findet dagegen: "Es ist nicht nur das Ergebnis, das zählt, sondern auch der Weg dorthin." Und der macht allen viel Spaß. Das sei schließlich das Wichtigste: das Lachen der Kinder, ihr Humor. Das sind Dinge, auf die sie sich jeden Morgen freut. Und auf das Haus, in dem jeder Raum seine eigene besondere Geschichte erzähle und in dem sie seit inzwischen 24 Jahren arbeitet.
Entscheidung fällt im Mai
Der deutsche Kita-Preis feiert dieses Jahr Jubiläum. Zum fünften Mal vergeben das Bundesfamilienministerium und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung mit weiteren Partnern die Auszeichnung. Als Finalist hat die Olgakrippe die Chance auf 10.000 oder 25.000 Euro Preisgeld. Als nächsten Schritt besucht ein Expertenteam sie nun digital und führt Interviews. Auf Grundlage dieser Berichte wählt die Fachjury die Preisträger aus, die im Mai verkündet werden. Kitaleiterin Monika Karacic ist es immer auch wichtig, dass ihre Leute motiviert sind. Deshalb gibt es „Challenges“, kleine Aufgaben zur Stärkung des Teamgeists. Oder eine Stadtrallye als Betriebsausflug.

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