Galeria-Kaufhof-Schließungen: Wie leerstehende Kaufhäuser künftig genutzt werden könnten
Der Galeria-Kaufhof-Standort Heilbronn ist gerettet: An anderen Orten machen sich viele Gedanken, wie es mit den einstigen Konsumtempeln weitergeht. Bei einem Kongress in Berlin wurden konkrete Ideen präsentiert.

Heilbronn jubelt und wartet zugleich. Kaufhof ist gerettet, viele setzen deshalb weiterhin darauf, dass das Kaufhaus Kunden in die Stadt bringt. Zeitgleich geht es beim wenige Meter davon entfernten, grauen Betonbau Wollhaus äußerlich sichtbar nicht weiter. Die Umnutzung, hinter der die Neufeld-Gruppe aus Oedheim steht, gibt es derzeit aber nur als Visualisierungen – unter anderem mit Wohnungen, Büros, Handel und Markthalle.
Es passt zu dem, was kürzlich Nina Hangebruch von der Technischen Universität Dortmund bei einem Handelsimmobilienkongress in Berlin sagte: Eine Umnutzung brauche Zeit. In der Regel dauere es fünf Jahre zwischen der Schließung eines Warenhauses und der Öffnung des Nachfolgers, so die Wissenschaftlerin bei der Tagung, zu der sich unter anderem Vertreter der Schwarz-Gruppe und von Intersport als Teilnehmer angekündigt hatten. Auf einen Abriss läuft es manchmal hinaus. Aber nicht immer. Warenhäuser seien oft ein "hoch emotionales" Thema.
Galeria Kaufhof geschlossen: Gebäude können zu multifunktionalen Stadtbausteinen werden
Die Wissenschaftlerin setzt darauf, dass aus "monofunktionalen Handelsimmobilien" sogenannte "multifunktionale Stadtbausteine" werden. Das sei nichts Neues, erinnerte Nina Hangebruch an vergangene Zeiten. Wohnen und Einzelhandel: Beide Bausteine hätten Innenstädte über viele Jahre geprägt, bis es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Verlagerung der Angebote gekommen sei. Mit einer neuen Nutzung bekämen diese Immobilien eine neue Rolle, auch Innenstädte müsste dem gerecht werden. Es gehe in ihnen nicht mehr nur darum, die Menschen von Geschäft zu Geschäft zu bekommen. Nina Hangebruch sieht Kommunen unter Zugzwang, das Umfeld anzupassen.
Mit einer passenden Mischung in Kaufhäusern könne es gelingen, neue Zielgruppen in die Zentren zu bekommen – "auch außerhalb der klassischen Geschäftszeiten". Ganz oben tut sich oft etwas, manchmal als Bar. "Die Dachnutzung ist bei neuen Projekten von großer Bedeutung", sagt sie. Dass die Fläche wieder von einem Anbieter übernommen und bespielt wird, gilt als nahezu ausgeschlossen. Ein Beispiel dafür ist Mainz: Das dortige Warenhaus, das umgebaut wird, hatte eine Verkaufsfläche von 15.000 Quadratmetern. Selbst 7000 Quadratmeter zu füllen, wie zuletzt gewünscht, falle schwer, sagt die Wissenschaftlerin.
Hochwertige Büros in leeren Kaufhäusern: Das bringt auch Kaufkraft in eine Innenstadt
Ein geschlossener Kaufhof? Viele sorgten sich in Heilbronn, wie es dann mit der Innenstadt weitergegangen wäre. Aus Reihen des Gemeinderats kamen bereits Ideen, wie das Gebäude genutzt werden könnte – beispielsweise durch die Verwaltung selbst. Dass Kommunen einspringen, manchmal sogar kaufen, geschieht häufig. Lübeck und Hanau haben die leeren Gebäude gekauft. Andernorts zieht die Verwaltung in Geschosse, die für eine Nutzung als wenig attraktiv gelten. Bei einem Kongress in Berlin sah Kevin Meyer, Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters Midstadt, Potenzial für hochwertige Büros. Vorteil: Das bringe Kaufkraft in ein Zentrum.