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Welchen Plan die Stadt Hanau mit dem Kauf der Kaufhof-Immobilie verfolgt

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Für 25 Millionen Euro hat Hanau die ehemalige Kaufhof-Filiale in der Innenstadt erworben. Weitere Millionen werden für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes eingesetzt. Ein Vorbild für Städte wie Heilbronn?

Die Stadt Hanau hat das Gebäude gekauft und viele Ideen zur Nachnutzung entwickelt.
Die Stadt Hanau hat das Gebäude gekauft und viele Ideen zur Nachnutzung entwickelt.  Foto: Hofmann

Während man in Heilbronn wieder zuversichtlicher in die Zukunft blickt, sind am Kaufhof-Standort Hanau bereits die Lichter ausgegangen. Die Stadt Hanau hat das ehemalige Warenhaus in der Innenstadt erworben.

Rund 65 Millionen Euro – so viel lässt sich die Stadt Hanau den Erwerb und den Umbau der Kaufhof-Immobilie in den kommenden Jahren kosten. Dass die Verwaltung an dem denkmalgeschützten Gebäude interessiert ist, drang schnell an die Öffentlichkeit. Man sei auf eine Schließung vorbereitet gewesen, sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). "Aber bis zur Vertragsunterzeichnung brauchte es viel hochseriöse Detailarbeit."


Kaufhof-Schließung: Warum sich die Schlüsselübergabe verzögert

Die ist nun offiziell beendet: Seit 31. Januar ist die Filiale in der Innenstadt geschlossen, die Schlüsselübergabe verzögert sich allerdings um einen Monat. Denn die mittlerweile dritte Insolvenz des Konzerns macht es unmöglich, den 16.000 Quadratmeter großen Bau – davon 11.000 Quadratmeter Nutzfläche – besenrein zu übergeben. Das war so vertraglich festgelegt. Doch was planen Verwaltung und die Hanau Marketing GmbH (HMG) in den kommenden Jahren?

Eins steht fest: Lange leer stehen soll das 1957 eingeweihte Gebäude nicht. "Kaufhof geht, Hanau kommt", fasst es Kaminsky zusammen. Und betont die emotionale Beziehung vieler Bürger zur Immobilie. Dafür nimmt man in Hanau auch einen Nachtragshaushalt in Kauf, dem alle Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung im vergangenen Oktober zugestimmt haben. Die Idee einer Grundsanierung, die mehrere Jahre gedauert hätte, hat man allerdings vor kurzem verworfen. Stattdessen soll die Sanierung Stockwerk für Stockwerk erfolgen.

Pläne in Hanau für Kaufhof: Marktplatz soll Zusammengehörigkeit fördern

Bereits im Frühjahr sollen Pläne für die Neugestaltung der Fassade vorliegen. Ein schmaler Grat, denn der Denkmalschutz hat dabei ein Wörtchen mitzureden. Auch die großen, kaufhoftypischen Fenster werden umgestaltet. Man wolle mit einer "Inszenierung" in die Offensive gehen, so Kaminsky: "Das wird nicht jedem gefallen." Im Herbst soll dann das Erdgeschoss neu eröffnet werden. Kaminsky spricht von einer Agora, also einem Marktplatz, an dem ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht.

 


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Für diese Zwischennutzung, bei der Qualität vor Geschwindigkeit stehen soll, seien bereits mehr als 250 Ideen bei der HMG eingegangen. "Mit 40 Interessenten stehen wir im Austausch", sagt Daniel Freimuth, einer der beiden HMG-Geschäftsführer. Man wolle Newcomern die Chance geben, ihre Geschäftsideen zu erproben. Großflächiger Einzelhandel soll aber auch kommen, schließlich brauche man auch Nutzer, "die Miete zahlen, weil sie dort gute Geschäfte machen", erklärt der OB.

Planungen für die Etagen im Kaufhof Hanau

Ende Januar gingen im Kaufhof in Hanau die Lichter endgültig aus.
Ende Januar gingen im Kaufhof in Hanau die Lichter endgültig aus.  Foto: Hofmann, Elfi

Die weiteren Geschosse sollen dann nach und nach saniert werden. Im ersten Stock ist eine neue, zentrale Bildungsetage geplant. Partner für ein MINT-Zentrum habe man bereits gefunden, unter anderem die gemeinnützige Kathinka-Platzhoff-Stiftung. Im zweiten Stock soll sich alles um das Thema Gesundheit drehen – von Beratung bis Physiotherapie. Die dritte Etage ist unter anderem für das städtische Veranstaltungsbüro vorgesehen.

Doch das Gebäude hat noch mehr Etagen, die auf den ersten Blick nicht zu sehen sind. Die Pläne für das Untergeschoss sind bisher nicht besonders ausgegoren. Zumindest für die Zwischennutzung kann sich Claus Kaminsky allerdings vorstellen, Platz für Jugendkultur und Sport zu schaffen. Was mit der Tiefgarage unter dem angrenzenden Marktplatz passiert, steht ebenfalls noch in den Sternen. Eine Erweiterung wäre möglich. Aber auch ein Supermarkt als Frequenzbringer wird diskutiert.

Land und Bund fördern Vorhaben für Innenstadt in Hanau

Das kostet natürlich alles viel Geld. "Ohne das entschlossene Zutun von Land und Bund wäre das nicht leistbar", weiß auch Kaminsky. Das Land Hessen hat sein Förderprogramm "Zukunft Innenstadt" auf drei Millionen Euro aufgestockt, Hanau erhält davon 625.000 Euro für das Projekt Kaufhof. 1,25 Millionen Euro gibt es vom Bund, 3,75 Millionen Euro für die Innenstadtentwicklung insgesamt. Auch damit wird vermieden, dass das Gebäude als Ruine verkommt. "Wir lassen nicht zu, dass eine Brache entsteht, von der jeden Tag eine traurige Botschaft ausgeht", Claus Kaminsky.

Von diesem Geldsegen profitiert auch das benachbarte Offenbach. Die Kaufhof-Immobilie wurde dort wegen der geringeren Fläche und der schlechter bewerteten Lage für "nur" 13 Millionen Euro erworben, ein Umbau wird weitere 22 Millionen Euro kosten. Dort soll die Stadtbibliothek einziehen.

Inspiration in anderen Städten geholt

Wie andere Städte mit dem Thema Nachnutzung von Warenhäusern umgehen, haben sich Stadtentwickler Martin Bieberle und sein Team bereits angeschaut. Praktisch einmal quer durch Deutschland, unter anderem nach Kassel, Fulda, Hamburg oder Mainz, ging die Fahrt. Zahlreiche Ideen wurden gesammelt. Klar sei dabei geworden, dass ein Vorhaben wie das in Hanau nur über Qualität funktionieren könne. "Wir sind weiterhin auf der Suche nach Transformationsbeispielen", so Bieberle, neben Daniel Freimuth HMG-Geschäftsführer.

Dass sich nicht nur die Hanauer Innenstadt in einem "Schicksalsjahrzehnt" befindet, sondern ganz Deutschland damit konfrontiert ist, betont Claus Kaminsky. "Deshalb sind außergewöhnliche Anstrengungen nötig", sagt der Oberbürgermeister. Denen stelle man sich in Hessens kleinster Großstadt.

 
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