So will man in Hanau Fehlentwicklungen in der Innenstadt vermeiden
Der Trend ging in die falsche Richtung, also wurde die Hanauer Verwaltung aktiv: Mit einem Vorkaufsrecht soll gesteuert werden, welche Geschäfte sich ansiedeln.

Rund 65 Millionen Euro – so viel lässt sich die Stadt Hanau den Erwerb und den Umbau der Kaufhof-Immobilie in den kommenden Jahren kosten.
"Immobilien sind der Schlüssel zum Erfolg." Davon ist der Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH (HMG) Martin Bieberle überzeugt. Seit 2004 werde die "Mission Innenstadt" verfolgt. Doch die Entwicklung lief anders als gewünscht. Man habe festgestellt, dass sich der Stadtkern in eine ähnliche Richtung bewegt wie in zahlreichen anderen Kommunen: Friseure, Handyläden oder Nagelstudios, die nur einen kleinen Kreis an Interessenten ansprechen.
Vorkaufsrecht bei Immobilien: Stadt Hanau beschließt Satzungen
Also beschloss die Stadtverordnetenversammlung Ende 2019 einstimmig zwei Satzungen, mit denen die Verwaltung ein Vorkaufsrecht bei Immobilien in einem abgegrenzten Bereich erhält. Dabei geht es nicht nur darum, bestimmte Händler zu vermeiden. Auch Spekulation sollte so Einhalt geboten werden.
Seitdem hat die Stadt Immobilien für 20 Millionen Euro aufgekauft. Auch für größere Projektentwicklungen wird die Geldbörse weit geöffnet. "Das ist natürlich mühselig und kostet Steuern", räumt Martin Bieberle ein. Weil der Steuerzahler aber eben auch gute Ergebnisse sehen will, wird intern genau abgewogen, wo man zuschlägt und wo nicht. Die digital erschienen Angebote werden dafür genauso durchforstet, wie der klassische Immobilienmarkt. Auch bei Zwangsversteigerungen schaut man genau, ob das jeweilige Gebäude Potenzial hat. Mittlerweile kommen auch Makler auf die Planer zu.
Lage und Bedeutung der Gebäude spielen eine Rolle
Die Immobilien werden schließlich von der Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft auch nach ihrer städtebaulichen Bedeutung bewertet. Dabei spielen Lage und Bedeutung der Gebäudes eine Rolle. "Wir haben außerdem die Möglichkeit, Mietverträge anders zu gestalten", erklärt Bieberle. Damit könne Einzelhandel angesiedelt werden, der auf dem freien Markt sonst wenig Chancen hätte.
Auf der Liste der bisher gekauften Gebäude stehen beispielsweise eine ehemalige Metzgerei in der Hanauer Altstadt, eine nicht mehr genutzte Filiale der Commerzbank sowie Immobilien im Bereich des Hauptbahnhofs. Dort soll ein Gewerbepark entstehen.
Platz für Manufakturen, kleine Labels oder Designer
Der Kunstkaufladen Tacheles war zwei Jahre in einer ehemaligen Niederlassung des Schuhhauses Dielmann angesiedelt, musste nun allerdings dem neuesten Innenstadtprojekt "Das Gewächshaus für Ladenkonzepte" weichen. Dort ist Platz für neue Ideen. Monatsweise können Manufakturen, kleine Labels oder Designer ihre Waren anbieten. Die Hemmschwelle für Neuansiedlungen soll so noch niedriger werden. Denn viele Einzelhändler sollen sich, wenn es gut läuft, eine dauerhafte Verkaufsfläche suchen.