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Flair für den Ostereinkauf fehlt am Samstag in Heilbronn

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Letzter Shoppingsamstag vor den strengeren Regelungen: Die Kunden sind ernüchtert, der Einzelhandel blickt mit Sorge auf den Dienstag. Ab diesem Tag ist in Heilbronn wieder "click and collect" angesagt.

Lisa Kastell sucht bei Depot in der Stadtgalerie nach Dekorationen für die Feiertage. In anderen Geschäften hat sie sich zuvor online Termine gebucht, Muße für spontane Einkaufsideen bleibt da eher nicht.
Fotos:Mario Berger
Lisa Kastell sucht bei Depot in der Stadtgalerie nach Dekorationen für die Feiertage. In anderen Geschäften hat sie sich zuvor online Termine gebucht, Muße für spontane Einkaufsideen bleibt da eher nicht. Fotos:Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Ich bin getestet, ich bin geimpft, und ich weiß genau, was ich will." Heike Beziel-Keller füllt bei Schuh Kaufmann in Heilbronn den Anmeldebogen aus. Dann kann die Jagd nach blauen Sneakern losgehen. Viel Andrang herrscht nicht in der Fleinerstraße, an diesem Samstag mit Click-and-meet-System, dem vorletzten Einkaufstag, an dem die Kunden noch mit Termin in die Geschäfte dürfen. Ab Dienstag ist in Heilbronn wegen Inzidenzen von anhaltend über 100 wieder "click and collect" angesagt: bestellen und Ware abholen.

Händler haben viel Geld ins neue Buchungssystem gesteckt

Zum Haare raufen, sagen die Händler. Dass er viel Geld und Zeit ins neue Online-Buchungssystem gesteckt habe, erzählt Johannes Nölscher, Chef des Schuhhauses Kaufmann. Auch wenn der Verlust bei 70 Prozent liege. "Und jetzt, wo es gerade anläuft, und wir viele Termine für nächste Woche haben, ist alles hinfällig." Dabei sei die Zeit vor Ostern die wichtigste im Jahr. "Wenn der Frühling beginnt, haben die Leute richtig Lust sich einzukleiden." Er fürchtet, dass der Umsatz gegen Null tendiert, sobald die Kunden wieder nur Ware abholen dürften. "Verzweifelt, frustriert und wütend", sei die Stimmung, so das Vorstandsmitglied der Stadtinitiative.

 


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Boutique schließt bis Herbst

Am Bismarckpark hat sich Mohsin Shahid für die Boutique "Bewundert" zum radikalen Schritt entschlossen. Bis zum Herbst, wenn die Pandemie im Griff ist, wie er hofft, schließt er sein Geschäft. Deshalb verkauft er die neue Sommerware, kaum ist sie ausgepackt, sofort reduziert. "Das tut weh."

Stadtbesucher finden keine geöffneten Toiletten mehr

Jutta Hilscher von Schuh Kaufmann mit Heike Beziel-Keller bei der Anmeldung.
Jutta Hilscher von Schuh Kaufmann mit Heike Beziel-Keller bei der Anmeldung.  Foto: Berger, Mario

Neben dem Modehaus Palm beugt sich ein gepflegtes Ehepaar über zwei Pappteller Würstchen, die auf dem Rand des Fleinertorbrunnens stehen. Sehr glücklich sehen sie nicht aus. Nein, Ostereinkäufe machen sie keine. Nur schnell zum Markt und zur Apotheke. Früher, vor Corona, ist Cornelia Kneer gern zum Einkaufen in die Stadt gegangen. Aber jetzt? "Findet man noch nicht mal geöffnete Toiletten", sagt Elmar Kneer genervt.

Auch im Modehaus Palm sind sie diese Woche zusammengesessen. "Kurz war alles offen, dann click and meet, jetzt sollen wir wieder click and collect auf die Scheiben kleben. Ein Horror. Das ist mit einer Firma unserer Größe gar nicht zu schafften", schimpft Seniorchef Wolfgang Palm. Wie viele träumt auch er vom Tübinger Modell für Heilbronn. Viel testen und dann öffnen - es wäre ein Hoffnungsschimmer.

 


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Mancher schläft nicht mehr gut

Wirtschaftliche Schwierigkeiten habe in der Stadtgalerie inzwischen wohl fast jeder, sagt die Centermanagerin. Ob sie noch gut schläft? Kitty Molnar atmet durch. "Nein, natürlich nicht." Auch das Einkaufssystem, das nur noch bis heute gilt, "sei weit weg von Wirtschaftlichkeit". Mit dem Schuhgeschäft CCC, dem Friseur Hair Express, Pimkie und Feinkost Gepps zählt sie vier Geschäfte auf, die Corona-bedingt zugemacht haben. "Ich rechne leider damit, dass es mehr werden."

Mit Sprachbarriere und ohne internetfähiges Handy klappt der Einkauf gar nicht

Viele Händler locken mit deutlichen Reduktionen. Viel los ist trotzdem nicht.
Viele Händler locken mit deutlichen Reduktionen. Viel los ist trotzdem nicht.  Foto: Berger, Mario

Mahsa und Sarah Marjanovic füllen gerade die Anmeldung für das Geschäft "Ernsting s family" im Untergeschoss der Stadtgalerie aus. Das Flair für den Ostereinkauf fehlt ihnen, sie kaufen, was dringend nötig ist. "Meine Mutter hat eine Sprachbarriere, kein Handy mit Internet und die Brille vergessen. Ohne mich würde sie das gar nicht schaffen heute", sagt Mahsa Marjanovic. Bei H & M war nach der Handy-Anmeldung nach einer halben Stunde das Zeitfenster abgelaufen - da standen sie noch in der Umkleide. Bei TK Maxx waren die Termine ausgebucht. Jetzt überlegen sie, wo sie Mittagessen sollen. Griechisches Essen im kalten Märzwind auf die Faust? Ein schönes Café wäre ihnen lieber.

 


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Im Depot sucht Lisa Kastell Deko-Artikel für Ostern aus. Vorher hatte sie einen Termin beim Optiker gebucht. "Heute ist richtig wenig los", findet sie. "Obwohl Monatsende ist und viele schon ihr Gehalt auf dem Konto haben." Dass weniger Kunden in der Stadt sind, merkt auch Eva Schnepf vom Schreibwaren Seel. Obwohl sie komplett offen haben darf und Schulranzen-Hochsaison ist, generiert sie nur ein Drittel des Umsatzes.

Fahrradhändler sind zufrieden

Zufrieden mit dem Verkauf ist als eine der wenigen Petra Bender von der Bike Arena Bender. Sie zeigt ihren Kalender: Er ist randvoll. "Wir können fast nicht so viel bestellen, wie wir brauchen."

 
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