Familie Bauer aus Bad Rappenau kauft Schloss Heinsheim
Das frühere Hotel soll zu Wohnungen umgebaut und auch für Gewerbe genutzt werden. Die geplanten Investitionen sind um ein Vielfaches höher als der Kaufpreis.

Der verlangte Mindestpreis für das Schloss Heinsheim lag bei 3,2 Millionen Euro. Jetzt sind Käufer gefunden geworden. Es handelt sich um die in Bad Rappenau und näherer Umgebung bekannten Brüder Manfred und Bernd Bauer, die auf der Höhe zwischen Bad Rappenaus Teilorten Zimmerhof und Heinsheim ihren Biomasse-Betrieb Bauer Kompost betreiben.
Keine Angaben zur Kaufsumme
Die Formalitäten gingen nach Angaben von Manfred Bauer (55) bereits im November über die Bühne, jetzt zum Jahreswechsel soll es richtig losgehen. Was die Brüder Bauer hier vorhaben, "das ist kein Kurzzeitprojekt". Manfred Bauer spricht von mehreren Dutzend möglichen Wohneinheiten und einer Realisierungszeit von einigen Jahren. Unter anderem sollen die Hotelzimmer im Schloss zu Wohnungen umgebaut werden. Auf die Höhe der gezahlten Kaufsumme angesprochen, sagt Bauer lachend und knapp: "Kein Kommentar." Die geplanten Investitionen würden den Kaufpreis noch um ein Vielfaches übersteigen.
„Ich freue mich echt“, sagt die Vorbesitzerin des Schlosses, Johanna von Racknitz, über die neuen Eigentümer. Sie sehe den Verkauf mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Es ist natürlich schon ein Einschnitt für die Familie.“ Es habe aber einfach nicht mehr gepasst. Ihr sei wichtig gewesen, dass das Leben im Schloss weitergehe.
Manfred Bauer lebt in der wenige Kilometer entfernten Sommersmühle im Fünfmühlental bei Zimmerhof. Sein Bruder Bernd hat drei Kinder, er ebenfalls, und alle zusammen wollen sie sich in der Familie um das Projekt Schloss Heinsheim kümmern. Tochter Sophia Bauer (21) und ihr Partner Philipp Oles, die vor eineinhalb Jahren die Siegelsbacher Mühle übernommen haben, übernehmen unter anderem den Part Wohnungsvermarktung. Eine Wohnung im Dachgeschoss des Schlosses ist schon auf Immo-scout zu finden. "Wohnen im Schloss", heißt es da. Mit Blick auf die Burg Ehrenberg und das Schloss Horneck.
Pläne sind noch nicht alle spruchreif

In manchen Räumen möchte Manfred Bauer Gewerbetreibende unterbringen. Er denkt an ein Architekturbüro oder eine Praxis für Logopädie, aber hier sei noch sehr vieles offen. Interesse von Gewerbetreibenden sei bereits vorhanden, sagt er. Auch für das Restaurant etwas unterhalb des Schlosses gibt es Pläne, die Bauer aber noch nicht öffentlich machen will. Erst, wenn es spruchreif sei.
Die Brüder Bauer haben bei ihren Vorhaben auch ihr Fernwärmekonzept im Blick. Sie könnten erst Ortschaften mit Fernwärme erschließen, wenn sie einen Ankerkunden dort hätten, erklärt Manfred Bauer. In Bad Wimpfen war das die neue Lidl-Deutschland-Zentrale, in Heinsheim wird es das Schloss sein. In der Nachbarschaft gebe es erste Fernwärme-Interessenten, sagt Bauer.
Keine Hochzeiten mehr im Schloss
Der Pachtvertrag mit dem Hotelbetreiber war zum Jahresende gekündigt worden. Die Schließung betrifft auch das Restaurant. Drei Angestellte seien übernommen worden, sagt Bauer, darunter der Hausmeister. Für Dutzende Mitarbeiter bot sich keine Fortsetzung. Hochzeiten, für die das Schloss bekannt war, wird es keine mehr geben. Einzelne Anwohner hätten sich ohnehin immer wieder über nächtlichen Lärm beschwert. Die frühere Eigentümerin Johanna von Racknitz wird nach Angaben von Bauer ins Forsthaus auf dem Areal ziehen, das nicht in den Verkauf inbegriffen war.
Den Eigentümerwechsel „sehe ich als positives Signal“, sagte Bad Rappenaus Oberbürgermeister Sebastian Frei am Mittwoch. Er freue sich, dass jemand aus direkter Nachbarschaft das Schloss erworben habe. Die Brüder Bauer wüssten, was zu Heinsheim passe. Eine Nutzung zu Wohnzwecken begrüße die Stadt grundsätzlich, denn es würden Wohnungen gebraucht, auch in Heinsheim. Klar sei: „Entsprechende Nutzungen müssen mit der Denkmalschutz-Behörde abgestimmt sein.“ Das wüssten auch alle Beteiligten.
Familie Bauer geht mit Elan ans Projekt. "Wenn ich das allein hätte machen müssen, hätte mich das Schloss nicht interessiert", sagt Manfred Bauer. Das funktioniere nur gemeinsam mit der Familie. Zudem hätten sie einen Architekten, mit sie bereits seit Jahren zusammenarbeiteten. Und die kurzen Wege seien von großem Vorteil. "Ich bin in fünf Minuten vom Schreibtisch hier für eine Besprechung."
Familiäre Veränderungen bei von Racknitz
Seit 300 Jahren war das Barockschloss Heinsheim im Besitz der Familie von Racknitz. Auf die Frage, warum es überhaupt verkauft werden soll, antwortete der von der früheren Eigentümerin beauftragte Makler so: "Weil es im Rahmen familiärer Umstrukturierungsprozesse die nachhaltigste und sinnvollste Entscheidung für dieses traditionsreiche Anwesen ist." Wie zu den meisten Schlössern gesellt sich ein weitläufiger Park mit altem Baumbestand hinzu. Urkundlich erwähnt wurde es erstmals im 17. Jahrhundert. Das Schloss Heinsheim verfügt über 41 Zimmer und 28 000 Quadratmeter Gesamtfläche - das entspricht einer Größe von vier Fußballfeldern.