Frühere Heinsheimer Synagoge wird wieder Treffpunkt
Beim Tag der offenen Tür herrscht großes Interesse unter den Besuchern. Zukünftig solle das Gebäude als Treffpunkt ganz verschiedener Menschen mit unterschiedlichen Interessen dienen und ein "Trialog der Religionen"-Abende stattfinden.

Schon lange war es ein Wunsch vieler, den Menschen heute die Heinsheimer Synagoge und damit auch einen Teil deutscher Geschichte näherzubringen, auch um an die Gräueltaten der Nationalsozialisten zu erinnern und sie nicht vergessen zu lassen. Vergangenen Donnerstag wurde die ehemalige Synagoge feierlich eröffnet, am Samstag folgte der Tag der offenen Tür. Bei herrlichstem Spätsommerwetter nutzten viele Menschen aus Heinsheim, Bad Rappenau und der Region die Möglichkeit, das frisch sanierte und mit viel Herzblut renovierte Gebäude zu besichtigen und andere Besucher zum Plausch zu treffen.
2012 hatte sich der Verein Freundeskreis Ehemalige Synagoge gegründet, der ein Jahr darauf das ehemalige Synagogengebäude kaufte und es wieder herrichte. So entstand ein Ort der Erinnerung an die jüdischen Nachbarn, die einst in Heinsheim lebten, an ihr Schicksal und das unzähliger weiterer Juden. Aber es entstand ganz bewusst auch ein Ort der Begegnung, des Miteinanders, ganz ohne religiöse oder sonstige Schranken.
Am Samstag bestaunten die Besucher die Fassade und die Außenanlagen des Gebäudes, um dann das Innere in Augenschein zu nehmen. Dort zeigte der Verein den ganzen Nachmittag über auch eine Powerpoint-Präsentation über das Gebäude, die Jahre der Neugestaltung und des buchstäblichen Zurückholens des alten Gotteshauses in die Mitte des Dorflebens. Eine der Frauen, die beim Tag der offenen Tür half, Snacks zuzubereiten, war Hanne Glück. Die Heinsheimerin meinte, sie beteilige sich an der Veranstaltung, weil sie generell gern helfe.
Neben der ehemaligen Synagoge wohnt Elisabeth Bogd. Eine Freundin ihrer Mutter sei 1937 von Heinsheim aus wegen der Nazis ausgewandert, erzählte sie, die beiden Frauen hätten aber immer weiter mit Briefen in Kontakt gestanden. Anneliese, die Tochter der Geflüchteten, sei die Freundin der kleinen Elisabeth gewesen. Deren Tochter wiederum sei gerade in Deutschland und habe bei der Eröffnung der Synagoge eine sehr eindringliche Rede gehalten, so Bogd, die, wie sie lachend berichtete, im Verein scherzhaft "die Wächterin der Synagoge" genannt werde. "Als Nachbarin habe ich während des Umbaus immer mal wieder herübergeschaut, dass alles gut läuft", berichtete sie.
Reinhard Hemmer aus Grombach kam auf dem Fahrrad vorbei. Der Künstler und Christ, der sich sehr für die Gemeinschaft der Religionen einsetzt, besuchte die ehemalige Synagoge zum ersten Mal und zeigte sich beeindruckt. Noch bis Ende Oktober ist seine Wanderausstellung "Durchbrüche, Zerbrüche, Aufbrüche: Stationen der Bibel" in der Katholischen Herz-Jesu-Kirche in Bad Rappenau zu sehen, davor war sie in der Evangelischen Stadtkirche in Sinsheim zu Gast. Der Mennonit Hemmer hofft, dass sie vielleicht auch einmal in der ehemaligen Heinsheimer Synagoge zu sehen sein wird. Den ganzen Nachmittag über strömten Besucher heran. "Wir haben mehrere Jahre hart gearbeitet", verriet Manfred Schädler über die Renovierung seines Vereins der alten Synagoge, die nach dem Krieg lange Zeit als Scheune diente. Schädler selbst etwa baute aus den alten Zwischendecken des Hauses neue Tische, die nun zum Einsatz kommen.
Zukünftig solle das Gebäude als Treffpunkt ganz verschiedener Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen dienen, erzählten Stefanie Naser und Daniela Pröschle vom Verein. Man werde die Synagoge für Veranstaltungen und private Feiern mieten können, es würden Musik- und andere Veranstaltungen stattfinden, beispielsweise die beliebten "Trialog der Religionen"-Abende zu den Gemeinsamkeiten und den Unterschieden christlichen, muslimischen und jüdischen Glaubens.