Ersthelfer wird per App zum Patienten gelotst
Auch wenn der Rettungswagen schnell am Einsatzort ist, kann es bei einem medizinischen Notfall auf jede Minute ankommen. Seit Dienstag läuft im Landkreis ein smartphone-basiertes Funksystem zur Alarmierung von Lebensrettern. Sind qualifizierte Ersthelfer in der Nähe, werden diese zusätzlich angefragt, ob sie helfen können.

Wenn der Patient mit Herzinfarkt kollabiert, zählt jede Minute zur Rettung. Zwar ist der Rettungswagen im Einzugsbereich der Integrierten Leitstelle Heilbronn für Einsätze etwa bei Herz-Kreislauf-Stillstand im Durchschnitt in sieben bis neun Minuten vor Ort, doch selbst das kann im Zweifelsfall eine kritische Zeitspanne sein. "Wenn der Kreislauf steht, können nach fünf Minuten bereits Schäden im Gehirn entstehen", berichtet Tatjana Hilker, Oberärztin und Notfallmedizinerin im Klinikum am Gesundbrunnen. Die Ärztin, die sich seit mehreren Jahren mit Intensiv- und Notfallmedizin beschäftigt, hat gemeinsam mit dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Heilbronn und der Integrierten Leitstelle Heilbronn die Einführung einer Ersthelfer-App in die Wege geleitet.
App funktioniert nur mit genügend Ehrenamtlichen
Seit Dienstag ist die "FirstAED-Smartphone-App" im Probebetrieb, und sie funktioniert so: Bei einer Alarmierung prüft die App automatisch, wo sich der nächste freie Rettungswagen befindet. Ist dieser in unmittelbarer Nähe zum Patienten, wird der Wagen wie bisher auf schnellstem Weg zum Einsatzort geführt. Sind qualifizierte Ersthelfer in der Nähe, die schneller am Einsatzort sein können als der Rettungswagen, werden diese zusätzlich angefragt, ob sie helfen können. "Das kann zum Beispiel eine Krankenschwester sein, die gerade in einem Einkaufszentrum ist, und in demselben Geschäft bricht ein Kunde zusammen", nennt Tatjana Hilker ein Beispiel.
Das DRK ist Träger der Rettungs-App. Sie funktioniert nur, wenn es im ganzen Landkreis verteilt genügend qualifizierte ehrenamtliche Helfer gibt. Dabei können die Initiatoren auf das DRK-Netzwerk "Helfer vor Ort" zurückgreifen, das in 23 Ortsvereinen engagiert ist. "Insgesamt sind hier 96 speziell ausgebildete DRK-Helferinnen und -Helfer einsatzbereit", berichtet Ludwig Landzettel, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Heilbronn.
Bereits 110 qualifizierte Helfer machen mit
Tatjana Hilker hat in den SLK-Kliniken schon 110 qualifizierte Helfer für die Teilnahme an der App gewinnen können. "Wir sind ausdrücklich offen auch für Helfer anderer Verbände wie dem ASB, den Maltesern, der Johanniter-Unfallhilfe, den Feuerwehren und anderen Einrichtungen", bekräftigt Landzettel. Ziel sei, auf eine Größenordnung zu kommen, mit der die Freiburger Leitstelle und das örtliche DRK seit drei Jahren arbeiten. Dort sorgen 1100 Helfer dafür, dass die FirstAED-App tatsächlich gut funktioniert, wie Medizinerin Hilker einschätzt.
Der Verein "Region der Lebensretter" fördert die Verbreitung der App und hat sich mehrfach schon für Verbesserungen der Software eingebracht. Der Hersteller der App sitzt in Dänemark. Bürger, denen die Rettung von Menschenleben am Herzen liegt, seien eingeladen, sich bei der "Region der Lebensretter" zu melden, so die Unterstützer des Rettungs-Tools.
In Heilbronn wird die Einführung der Rettungs-App durch Spendengelder ermöglicht. Maßgeblich beteiligt sind die Arnfried-und-Hannelore-Meyer-Stiftung, die SLK-Kliniken, der Förderverein für medizinische Innovation (FMI), die AOK Heilbronn-Unterfranken, die Sozialstiftung der Kreissparkasse Heilbronn sowie die BB-Bank. "Mit den 71.000 Euro, die wir dankenswerterweise übernehmen durften, sind wir in der Lage, die App drei Jahre lang zu nutzen", berichtet Tatjana Hilker. Weitere Spenden seien jedoch nötig, um Schutzausrüstung der Ersthelfer und weitere Lizenzgebühren zu finanzieren.
Kontakt
heilbronn@regionderlebensretter.de



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