Erste Wirte setzen auch in der Region Heilbronn auf Roboter im Service
Ein Gastronomiebetreiber in Obersulm gehört zu Pionieren mit den automatischen Hilfskellnern. Vertriebsfirmen sehen einen wachsenden Markt. Der Personalbestand in der Branche erholt sich nur leicht.
Auch wenn sich die Beschäftigtenzahlen nach der Corona-Krise etwas erholen, bleibt Personalmangel eines der zentralen Probleme der Gastronomie in Baden-Württemberg. Erste Wirte setzen Robotertechnik im Service ein, zu den Pionieren gehört die Markthallen-Gastronomie in Obersulm. Vom Massenphänomen sei die Technik weit entfernt, berichtet der Gaststättenverband Dehoga.
Gastgewerbe muss produktiver werden
"Es handelt sich um Einzelbeispiele", die derzeit von Gästen als Kuriosität wahrgenommen würden, sagt Daniel Ohl, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Baden Württemberg, mit Blick auf die Serviceroboter. Die Entwicklung gehe aber in diese Richtung. "Wir müssen als Gastgewerbe sehen, dass wir produktiver arbeiten", betont Ohl. Hintergrund ist der nach wie vor massive Personalmangel.
Harter Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt
Hotellerie und Gastronomie seien von der Pandemie deutlich stärker betroffen gewesen als das Handwerk. Monatelang mussten Betriebe schließen, Personal musste von Kurzarbeit leben. Das hatte zur Folge, dass viele Beschäftigte sich eine andere Betätigung suchten, berichtet Ohl, der gleichwohl eine positive Tendenz sieht. Zwar sei der Vor-Corona-Wert von 137.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten noch nicht erreicht.
Aber nach dem Pandemie-Tiefstand von 116.000 Mitarbeitern landesweit sei die Zahl inzwischen auf rund 125.000 gestiegen. "Wir haben einen harten Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt, sind aber nicht mutlos", sagt Ohl. Hugo Kurz, Geschäftsführer der Dehoga-Regionalgeschäftsstelle Heilbronn, nennt einen Anstieg im Gastgewerbe von Januar bis August 2022 von 17 Prozent gegenüber dem Krisen-Vorjahreszeitraum.
Kein Ersatz für den Menschen
Die Dehoga-Verantwortlichen betonen, Robotertechnik solle den Menschen nicht ersetzen. Die Maschine mache den Service nicht anonymer und unpersönlicher. "Das Gegenteil ist der Fall." Die persönliche Dienstleistung werde im Hotel- und Gaststättengewerbe immer eine große Rolle spielen. Bei den Gefährten handle es sich zum Beispiel um intelligente Servierwagen, um technische Hilfsmittel, die Stapel von Tellern abräumen und zur Spülküche transportieren.
Damit werde dem Personal schwere körperliche Arbeit abgenommen. "Das ist eine sinnvolle Entlastung", betont Ohl. Hugo Kurz sieht das genauso. "Es ist wichtig, den Mitarbeiter so zu entlasten, dass er Zeit zurückgewinnt für den Gast." Die Serviceleistung aufrechtzuerhalten, sei ein übergeordnetes wichtiges Ziel der Digitalisierungsanstrengungen der Branche.
"Es ist ein wachsender Markt", sagt Thomas Holenstein von der Vertriebsfirma Sebotics im Schweizerischen Horw. Das Unternehmen ist Ansprechpartner für Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, kauft die Hardware in China, konfiguriert sie und bestückt das Produkt mit eigener Software.
Digitalisierung bisher vernachlässigt
Vor der Pandemie habe die Hotellerie und Gastronomie das Thema Digitalisierung stiefmütterlich behandelt, so Holenstein. Nun seien sie aufgewacht, weil ihnen Personal fehle. Der Schweizer erwartet spannende Zeiten. Man versuche die Verknüpfung von Drittsoftware, zum Beispiel die Anbindung des Serviceroboters an die Kasse. Der Sorge, dass die künstliche Intelligenz Arbeitsplätze vernichten könnte, begegnet er mit dem Hinweis: "Arbeitsplätze, die es gar nicht gibt." Die Gastronomen seien noch skeptisch, beobachtet Daniel Schäffer, Geschäftsführer von Gerobotics aus Neckarwestheim. Die Firma vertreibt Serviceroboter und bietet Support an. Aber auch Schäffer ist überzeugt: "Es handelt sich um einen kommenden Markt."
Situation bei der Ausbildung
Die Zahl der Ausbildungsverträge im Gastgewerbe hat sich 2021 2stabilisiert, berichtet Hugo Kurz, Geschäftsführer der Dehoga-Regionalgeschäftsstelle Heilbronn. Für das kommende Jahr erwarte der Verband eine Steigerung. Die Zahl der unbesetzten Stellen sei im September 2022 zurückgegangen.




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