Markthallen-Gastronomie in Obersulm hat zwei Roboter zur Unterstützung im Service
Susanne und Dieter sind die neuen Kollegen in der Obersulmer Markthallen-Gastronomie. Sie bringen Teller an den Tisch und räumen ab. Wie die Neuerung bei Personal und Gästen ankommt.

Lieferung ist unterwegs, bitte lassen Sie mich durch", verschafft sich die künstliche Stimme freie Bahn. Am einprogrammierten Haltepunkt an Tisch sechs stoppt das Gefährt: "Liebe Gäste, Ihre Bestellung ist da." Es sind zwei Teller mit dampfender Klößlesuppe. Wer will, holt sich sein Gericht selbst von der Ablage, ansonsten platziert die Kellnerin, die gerade in der Nähe ist, die Speisen auf dem Tisch. "Drücken Sie auf fertig", lautet die nächste Aufforderung.
Gesagt, getan - und schon macht sich der computergesteuerte Servierwagen mit großen Katzen-Murmelaugen auf zum nächsten Tisch oder zur Warteposition vor der Küche, nicht ohne sich mit "Servus" auf dem Rückendisplay zu verabschieden. Die Gastronomie in der Markthalle Obersulm hat seit einigen Tagen Personalunterstützung: zwei Serviceroboter. Susanne und Dieter ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich.
Fachkräftemangel der Auslöser
Der "absolute Fachkräftemangel" habe sie auf diese Idee gebracht, erzählt Philipp Röger vom Markthallen-Vermieter, der gleichnamigen Investoren-Gesellschaft aus Ilsfeld. "Wir sind schon knapp besetzt", ergänzt er. Röger ist für die Digitalisierung im Restaurant verantwortlich. "Wir möchten, dass der Service als Gastgeber funktioniert, mehr am Gast ist", begründet Röger die noch ungewöhnliche maschinelle Unterstützung. Dieter oder Susanne sind in der Küche platziert. Sobald der Koch das Essen fertigt hat, stellt es die Beiköchin in die Ablage. Bis zu acht Teller Hauptgericht kann der Serviceroboter transportieren. "Die Arbeit wird leichter, und es geht schneller", sagt Ayham Genjo. Der Koch muss jetzt nicht mehr klingeln und warten, bis eine Bedienung die fertige Bestellung abholt. "Es funktioniert sehr gut. Ich bin bis jetzt sehr zufrieden", stellt der junge Mann fest.
Weite Wege für Bedienungen fallen weg
Das Restaurant ist weitläufig, was lange Wege für das Personal bedeutet. "Die werden ihm jetzt abgenommen", beschreibt Restaurantbetreiberin Diana Kurz einen Vorteil der Roboter. Die Räumlichkeiten sind ideal: ebenerdig, barrierefrei, Betonboden innen und Pflaster draußen auf der Terrasse, automatische Türen. Kurz und Röger zählen weitere Pluspunkte auf: ständige Betriebsbereitschaft, keine Zulagen für Sonn- und Feiertage, keine krankheitsbedingten Ausfälle.
"Ersetzen tut er gar niemanden, sondern nur ergänzen", stellt Kurz klar, dass der Mensch im Service unersetzlich ist und kein computergesteuertes Restaurant angestrebt werde.
Roboter kann gestreichelt werden
"Es ist auf jeden Fall eine Erleichterung", sagt Minijobberin Jessica Rother zu ihren neuen "Kollegen". Sie ist positiv überrascht von der Innovation, die sie sehr spannend findet. "Warum auch nicht? Man muss offen sein für Neues", ist die Meinung von Restaurantleiterin Nadine Dieterle. Der Roboter funktioniere wunderbar und werde von den Gästen gut angenommen. "Man kann ihn sogar streicheln." Das macht Helen (2) gerade. "Ich mag dich", bedankt sich das Katzengesicht, das von den Kulleraugen auf einen wonnigen Gesichtsausdruck mit Schnurrhaaren wechselt. An Tisch neun kehrt der Roboter im Laufe des Abends auch ohne Teller zurück. Röger drückt auf den Geburtstagsmodus, so dass für die Jubilarin "Happy Birthday" erklingt.
Persönlicher Service wichtig
"Total genial", findet Shanna Bender aus Löwenstein die Neuerung. "Schlecht ist es nicht", meint ein Gast an der Theke. "Total amüsant", empfindet eine der Freundinnen der Frauenrunde den Roboter. "Ich bin trotzdem für den Menschen. Ich möchte nicht, dass er abgeschafft wird", hält sie den persönlichen Service für wichtig.
Armin Meiser vom gleichnamigen Designhotel in Schwäbisch Hall, das nach Meisers Angaben zu den Pionieren in Sachen Serviceroboter in Süddeutschland gehöre, hat eineinhalb Jahre Erfahrung mit seiner Sissi und seinem Franzl. Schon nach kurzer Zeit hätte das Personal die beiden nicht mehr hergeben wollen. Der Einsatz beim Abräumen und Geschirr in die Spülküche bringen summiere sich auf die Arbeitsleistung einer Stelle.
Der Serviceroboter ist 1,30 Meter hoch, er hat vier Tabletts, die 40 Kilogramm tragen können, das sind acht Teller mit Hauptgericht. Er ist bis zu zwölf Stunden einsatzbereit und benötigt dann vier Stunden zum Aufladen. Philipp Röger gibt eine Investition für das Modell von 15 000 Euro an, das sich nach einem halben bis einem dreiviertel Jahr rechne.


Stimme.de