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Ehepaar wird bei Enkeltrick hellhörig – Polizei gibt Tipps

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Betrüger wollten ein Ehepaar aus einem Teilort von Schwaigern um 42.000 Euro erleichtern – mit der Betrugsmasche Enkeltrick. Doch an einer Stelle des Gesprächs wurden die beiden misstrauisch.

Als Martin und Ina Zimmermann (Name von der Redaktion geändert) um die Mittagszeit einen anonymen Anruf erhalten, ahnt das Ehepaar aus einem Teilort von Schwaigern zunächst nichts Schlimmes. Die 84-jährige Ina Zimmermann nahm den Hörer des Haustelefons ab, auf der anderen Seite der Leitung hört sie ihren vermeintlichen Enkelsohn schluchzen.

Er sei mit dem Krankenwagen gerade ins Krankenhaus eingeliefert worden, schildert Zimmermann den Gesprächsverlauf. Er habe hohes Fieber, müsse beatmet werden und habe eine hoch ansteckende Corona-Infektion. Die Eltern seien auch im Krankenhaus und erhielten im Nebenzimmer gerade vorsorglich eine Infusion, weshalb sie auch nicht ans Telefon kommen könnten.

 

Enkeltrickbetrug: Ehepaar erhält zweiten Anruf – dieses Mal von vermeintlichem Arzt

Er wisse nicht, ob er es überleben wird und sie noch einmal in die Arme nehmen könne, sagte der vermeintliche Enkelsohn theatralisch. Und dass der Arzt in sein Zimmer komme und sie auflegen solle, dass die Leitung frei sei.

In einem direkt darauf folgenden zweiten anonymen Anruf habe sich der vermeintliche Arzt bei ihnen gemeldet, berichtet Ina Zimmermann weiter. Er habe mitgeteilt, dass es nur ein Medikament aus den USA gegen die Infektion des Enkels gebe, das aber nicht von der Krankenkasse bezahlt werde. Durch diese Arznei würde das Enkelkind eine Überlebenschance haben. Allerdings würde es 42.000 Euro kosten, meinte der Betrüger.

Ehepaar aus Schwaigern wird bei Enkeltrick gegen Ende hellhörig

Die Frage, ob sie so viel Geld aufbringen könnten, verneinten Zimmermanns. Die nächste Frage, ob sie wenigstens einen Teil des Geldes beschaffen könnten, verneinte das Ehepaar ebenfalls. Daraufhin habe der vermeintliche Arzt daraufhin gewiesen, dass sie auch mit Münzen, Barem oder Schmuck bezahlen könnten. An diesem Punkt sei ihnen schließlich klar geworden, dass es sich definitiv um Betrug handeln müsse.

Die Schwiegertochter von Zimmermanns ist sich sicher, dass ihre Schwiegereltern direkt das Geld überwiesen hätten, wenn sie den genannten Betrag zur Verfügung gehabt hätten oder wenn es sich um einen kleineren Betrag von 5000 bis 10.000 Euro gehandelt hätte.

Ina Zimmermann war sich vorher immer sicher, dass sie auf einen Enkeltrickbetrug niemals reinfallen würde. Am gleichen Tag hat das Ehepaar noch den Enkelsohn besucht, um sicher zu gehen, dass er wirklich wohlauf ist.

Betrugsfälle mit der Masche Enkeltrick bleiben zum Großteil im Versuchsstadium

Die Polizei ermittelt in diesem Fall. Es sei jedoch sehr schwer, die Täter zu finden, heißt es – da unter anderem eine andere Nummer angezeigt werde als die, die tatsächlich angerufen hat. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik von 2022 haben sich die Zahlen des Enkeltrickbetrugs von 69 auf 37 Fälle deutlich verringert. Mehrere Festnahmen und der Umstand, dass rund 95 Prozent der Taten im Versuchsstadium blieben, bestätigen die Ermittler des Polizeipräsidiums Heilbronn in ihrer Arbeit. Zum Vergleich: Von 2018 bis 2020 waren es jedes Jahr noch knapp 300 Fälle, die der Polizei in Heilbronn gemeldet wurden.

Mehrmals in der Woche würden solche Fälle von Betrügen bei der Polizei gemeldet, es variiere jedoch. An einem Tag könne es vermehrt auftreten, jedoch sei das ziemlich unterschiedlich, wie Polizeisprecherin Annika Schulz auf Stimme-Nachfrage mitteilte. Die Betrüger wendeten verschiedene Maschen an. Vermehrt kämen aber frei erfundene Geschichten mit Unfällen vor. Oder es würden Zettel in der Nachbarschaft verteilt, dass Einbruchsgefahr drohe und jemand als Vorsichtsmaßnahme Schmuck und Geld einsammle.

Betrugsmaschen auch beim Messengerdienst Whatsapp

Inzwischen nutzen die Täter auch Messengerdienste, wie beispielsweise Whatsapp, um ihre Opfer im angeblichen Namen von Kindern oder Enkeln zu Geldüberweisungen zu bewegen. Dabei suchen die Betrüger häufig mit Nachrichten wie, "Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt, das ist meine neue Handynummer" den Einstieg ins Gespräch.

Enkeltrickbetrug: So verhält man sich richtig

Die Polizei empfiehlt: Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selbst mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen. Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann.

Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis. Lassen Sie sich nicht bedrängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.

Niemals Geld, Wertsachen oder Schmuck an unbekannte Personen übergeben

Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahestehende Personen. Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen, auch nicht an die angebliche Polizei. Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.

 

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