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Digitaler Enkeltrick via SMS und Co.: So sollten Betroffene auf Betrugsversuche reagieren

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Bei Betrugsversuchen über Messengerdienste treten Betrüger als angebliche Kinder mit neuer Telefonnummer oder als Absender mit echt aussehenden Firmenadressen wie von Amazon , PayPal oder DHL auf. Laut Experten gibt es für Betroffene einiges zu beachten.

Die Betrüger geben sich per Kurznachricht auch als Unternehmen auf. Die enthaltenen Links führen auf betrügerische Internetseiten
Die Betrüger geben sich per Kurznachricht auch als Unternehmen auf. Die enthaltenen Links führen auf betrügerische Internetseiten  Foto: Till Simon Nagel (dpa-mag)

Der sogenannte Enkeltrick hat längst Einzug in die digitale Welt gehalten. Dabei nehmen die Betrüger meist über Messanger-Dienste Kontakt zu ihren potenziellen Opfern auf. Mit Nachrichten wie „Hallo Papa, hier ist meine neue Nummer. Kannst du diese neue Nummer speichern und mir auf WhatsApp schreiben?“, bereiten sie ihren Betrugsversuch vor.

Mitunter treten die Betrüger auch täuschend echt als seriöse Unternehmen wie Amazon oder DHL-Paketdienst auf, um sensible Daten von den Handys ihrer Opfer abzugreifen. „Die Dunkelziffer ist extrem hoch“, sagt Mareike Hafendörfer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Heilbronn. Die Polizei rät, solche Nachrichten zu ignorieren. "Insbesondere sollten keine Links, die von fremden Telefonnummern gesendet wurden, angeklickt werden“, sagt Vesna Pitters-Engel, Sprecherin des Polizeipräsidiums Heilbronn.

Verbraucherschützer: Bei alarmierenden Nachrichten nicht in Panik verfallen

„Diese Masche kommt in Schüben“, hat Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg beobachtet. In der Vorweihnachtszeit träten diese Betrugsversuche wieder gehäuft auf. Diese unbekannten Nummern sollten keinesfalls gespeichert, sondern sofort gelöscht werden, so der Verbraucherschützer.

Wer alarmierende Nachrichten etwa von einem täuschend echt gefälschten Firmenabsender wie Amazon oder PayPal erhalte, „sollte nicht in Panik verfallen“, sondern das angeschriebene Gerät vom Netz nehmen, und sich mit einem unbelasteten Gerät auf der Originalseite in seinen Kundenaccount einloggen. Dort könne man feststellen, dass mit den Zugangsdaten alles in Ordnung ist, so Buttler.

„Es gibt verschiedenste Arten von Betrugsversuchen über Messenger Dienste oder SMS. Dementsprechend passieren bei einer Reaktion auf solche Nachrichten auch verschiedene Dinge“, sagt Polizeisprecherin Vesna Pitters-Engel. Bei Nachrichten, die vorgeben, von einer Person aus dem persönlichen Umfeld zu kommen, starten die Betrüger häufig eine Konversation, sobald eine Reaktion des Angeschriebenen erfolge, so die Polizeibeamtin. Dabei solle Vertrauen aufgebaut werden. Irgendwann folge dann die Bitte um die Übersendung eines Geldbetrages auf ein fremdes Konto.

Polizei warnt: Häufig wird eine Lügengeschichte erzählt

„Um die Überweisungsaufforderung für das Opfer plausibel erscheinen zu lassen, wird häufig eine Lügengeschichte über einen Unfall, den Kauf einer Immobilie oder eine ungeplante Rechnung erzählt“, so die Polizeisprecherin weiter. Das entspricht dem klassischen Enkeltrick, bei denen die Täter meist bei Senioren direkt anrufen, um an deren Bargeld und Wertsachen heranzukommen.

Wie Betrüger beim digitalen Enkeltrick überhaupt an die Nummern ihrer potenziellen Opfer herankommen, erklärt Verbraucherschützer Buttler so: Betroffen seien meist Nutzer von WhatsApp und Tiktok. Die Anbieter dieser Messenger-Dienste gingen mit Daten und Nummern vergleichsweise locker um. Zudem sei es wahrscheinlich, dass die Betrüger eine Person aus der Kontaktliste des potenziellen Opfers erfolgreich angegriffen und dessen Kontakte ausgespäht haben. „Das ist mit Sicherheit ein millionenfaches Problem“, sagt Buttler.

Angeklickte Links führen auf betrügerische Internetseiten

Bei Nachrichten von angeblichen Paketdiensten, Banken oder Onlinediensten wird häufig ein Link versendet, den die potenziellen Opfer anklicken sollen. „Diese Links führen in der Regel auf betrügerische Internetseiten, auf denen die Empfänger persönliche Daten oder Zahlungs- sowie Kontodaten eingeben sollen“, sagt die Sprecherin der Polizei. In anderen Fällen werde durch den Klick auf den Link eine Schadsoftware auf das Smartphone installiert.

Dies geschehe mit dem Ziel, Daten auf dem Gerät auszuspähen oder zu manipulieren. Auch sogenannte digitale Kettenbriefe könnten dadurch ausgelöst werden, betont der Sprecher der Verbraucherschutzzentrale. Das bedeute, dass wie bei einem Schneeballeffekt sämtliche gespeicherten Nummer die gleiche Schadsoftware empfangen, die dann wiederum an deren Kontakte geschickt werde, so Buttler.

Betrüger geben sich auch als Mitarbeiter von Microsoft aus

Auch auf die heimischen Computer starten die Betrüger nach einem ähnlichen Prinzip ihre Masche. Dabei geben sie sich unter anderem täuschend echt als Mitarbeiter von Microsoft aus. Die Botschaft: Ein Fehler im System des Opfers sorge dafür, dass sensible Daten wie Passwörter und Bankzugangscodes nicht mehr sicher seien. Deshalb solle der Angeschriebene sofort telefonisch Kontakt aufnehmen.

Microsoft selbst schreibt auf seiner Internetseite: „Tech-Support-Betrug ist ein branchenweites Problem, bei dem Betrüger Angsttaktiken verwenden, um Sie in unnötige technische Support-Dienste zu verleiten, um angeblich Geräte- oder Softwareprobleme zu beheben, die nicht vorhanden sind. Bestenfalls versuchen die Betrüger, Sie dazu zu bringen, sie zu bezahlen, um ein nicht vorhandenes Problem mit Ihrem Gerät oder Ihrer Software zu beheben. Im schlimmsten Fall versuchen sie, Ihre persönlichen oder finanziellen Informationen zu stehlen. und wenn Sie ihnen erlauben, remote auf Ihrem Computer diesen ,Fix` auszuführen, installieren sie oft Schadsoftware, Ransomware oder andere unerwünschte Programme, die Ihre Informationen stehlen oder Ihre Daten oder Ihr Gerät beschädigen können.“

Die Polizei rät eindringlich dazu, generell solche Nachrichten zu ignorieren. Zudem sollten solche Betrugsversuche der Polizei gemeldet werden. „Das hält Betrüger zwar nicht davon ab, weitere ähnliche Nachrichten von anderen Nummern zu versenden, bieten jedoch wenigstens einen Ansatz zur Strafverfolgung“, so Polizeisprecherin Vesna Pitters-Engel.

 

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