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Dürre zwingt Kommunen in der Region, Trinkwasser zu sparen

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Paradox: Brauchwasser kann das wertvolle Trinkwasser oft ersetzen, doch noch wird zu wenig davon in Städten und Gemeinden gesammelt. Dabei gibt es durchaus vielversprechende Ansätze, Trinkwasser zu sparen.

Von unserer Redaktion
Der Karlssee auf dem ehemaligen Heilbronner Bundesgartenschaugelände verfügt über ein besonderes System zur Wasserreinigung und -speicherung.
Der Karlssee auf dem ehemaligen Heilbronner Bundesgartenschaugelände verfügt über ein besonderes System zur Wasserreinigung und -speicherung.  Foto: Buga GmbH

Wochenlang anhaltende Dürre, sinkende Pegelstände, lechzende Ackerpflanzen und verdorrte Parkanlagen: Kommunen und Landwirtschaft, Industrie und Privathaushalte müssen mit der Resource Wasser sparsamer umgehen. Um Trinkwasser zu sparen, eignet sich in vielen Fällen als Alternative Brauchwasser. Dazu zählen Grau- und Regenwasser. Beide werden aber noch viel zu selten aufgefangen und gespeichert. Doch es gibt vielversprechende Projekte in der Region Heilbronn-Franken.


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Hier sprudelt Wasser, das auch zahlreiche Haushalte der Region versorgt: im Quelltopf des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen.
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Warum Kommunen in der Region trotz zunächst gesicherter Trinkwasserversorgung wieder auf eigene Quellen setzen


Mit dem Wertwiesensee, dem Ziegeleisee, Pfühlsee und Trappensee hat die Stadt Heilbronn in den 1980er und 1990er Jahren vier Seen angelegt beziehungsweise grundlegend saniert, um das Wasser "im System" zu halten. Neu sind der Karlssee und der Floßhafensee, die im Rahmen der Bundesgartenschau 2019 im neuen Stadtteil Neckarbogen entstanden sind und über ein besonderes Wassermanagement verfügen. "Dort sammeln wir auch das Regenwasser, filtern es und führen es den beiden Seen zu", erläutert der Leiter des Heilbronner Grünflächenamts, Oliver Toellner.

Müssen Sportplätze wirklich mit Trinkwasser beregnet werden? Nein!, meinen immer mehr Kommunen

Statt das Wasser zur Kläranlage abzuleiten, wird es im Neckarbogen in Rohrleitungen gesammelt und in einem Retentionsbodenfilter auch von Phosphor gereinigt. Auch das Neckarwasser, das in regenarmen Perioden den Seen zugefügt werden kann, wird so behandelt. Und noch eine Reaktion gibt es auf die länger andauernden Dürreperioden. In den jüngst erschlossenen Neubaugebieten wie im Wohngebiet "Hochgelegen" auf dem Nonnenbuckel im Stadtteil Neckargartach werden Zisternen eingebaut, die Regenwasser speichern können.

Zum Gießen der Bäume im öffentlichen Raum gebe es in einigen neueren Baugebieten Zisternen, berichtet Tanja Seiler, Sprecherin der Stadt Neckarsulm. Ansonsten nutze der Bauhof zum Gießen auch Quellwasser vom Stiftsberg. Als direkte Reaktion auf die sich mehrenden Trockenperioden ist die Stadt Brackenheim gerade dabei, die Sportplatz-Bewässerung von Trinkwasser auf Brauchwasser umzustellen. Um Trinkwasser zu sparen, setzt die Hölderlinstadt Lauffen Neckarwasser zur Beregnung der Sportplätze ein. Die örtliche Kläranlage nutzt Brauchwasser aus dem eigenen Brunnen als Prozess- und Spülwasser.


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ARCHIV - 25.07.2013, Nordrhein-Westfalen, Köln: Trinkwasser läuft aus einem Wasserhahn in ein Glas. (zu dpa «Besseres Wasser für alle - EU-Parlament für neue Trinkwasserregeln» vom 23.10.2018) Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit
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Warum auch beim Wasser totale Abhängigkeit fatal ist


Wie Künzelsau und Niedernhall Wasser auffangen

Die Stadt Künzelsau hat im neuen Wohnbaugebiet in Amrichshausen "Zisternen zur Rückhaltung des Oberflächenwassers im Bebauungsplan vorgeschrieben". Wie Elke Sturm, Sprecherin der Stadt, mitteilt, obliege die Nutzung des Wassers den Eigentümern. "Sie haben die Möglichkeit, dieses Wasser zur Toilettenspülung oder Gartenbewässerung zu nutzen." Die Ableitung aus dem Gebiet erfolge getrennt nach Regen- und Schmutzwasser aus den Haushalten. Das entspricht den rechtlichen Vorgaben.

Auch in Niedernhall plant man ähnlich: "In Neubaugebieten und bei Straßensanierungen sehen wir immer ein Trennsystem vor", erklärt Bürgermeister Achim Beck. "Damit haben die Bauherren zumindest die Möglichkeit, im Trennsystem das Grauwasser aufzufangen." Die Stadt selbst nutze das Grauwasser nicht. Dieses münde meistens in Klingen oder Regenrückhaltebecken, aus denen es dann gedrosselt abläuft. Im Baugebiet "Alte Mühle" habe man aber eine Pflicht zum Einbau einer Zisterne festgelegt.


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Der Ellhofener Sportplatz ist noch einigermaßen grün, daneben ist Steppe. Um den Platz mit seinem schwierigen Untergrund zu erhalten, wird er regelmäßig bewässert.
Foto: Ralf Seidel
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Wo und wie Kommunen im östlichen Landkreis Heilbronn Wasser sparen


Wasserrückhalt verpflichtend? Erste Erfahrungen

In Kupferzell werden die Grundstückskäufer in den Neubaugebieten der Kommune ebenfalls mittlerweile dazu verpflichtet, eine solche Zisterne zu installieren. "Diese wird bis zu einer Größe von fünf Kubikmetern von der Gemeinde finanziert", erklärt Bürgermeister Christoph Spieles. Im Baugebiet "Döttinger Straße/Breite" ist ein sogenanntes Rigolen-System installiert, das verhindert, dass unter anderem bei starkem Regen zu viel Wasser auf einmal in die Gräben und Bäche eingeleitet wird und dadurch Überschwemmungen entstehen.

Im Schnitt verbraucht eine Person pro Tag über 127 Liter Wasser, 27 Prozent davon laufen durch die WC-Spülung und 36 Prozent gehen für das Baden und Duschen drauf. Nur vier Prozent des gesamten Trinkwasserbedarfs werden als Lebensmittel genutzt; der Rest wird zum Waschen, Putzen, Duschen, als Spülwasser für Toiletten und zum Gießen im Garten verbraucht.

Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet in Baden-Württemberg im Durchschnitt 4,14 Euro, weil die Abwassergebühren gleich mit zu zahlen sind. Immer mehr Kommunen stellen sich die Frage, ob es im Sinne der Nachhaltigkeit ist, kostbares Trinkwasser etwa weiterhin für die Toilettenspülung zu nutzen. Dabei gibt es längst Systeme, die das sogenannte Grauwasser verwerten, das etwa von Waschbecken und Duschen anfällt, beziehungsweise das Oberflächenwasser, das bei Regen vom Dach abläuft.

Fakten zum Trink- und Brauchwasser

Im Schnitt verbraucht eine Person pro Tag über 127 Liter Wasser, 27 Prozent davon laufen durch die WC-Spülung und 36 Prozent gehen für das Baden und Duschen drauf. Nur vier Prozent des gesamten Trinkwasserbedarfs werden als Lebensmittel genutzt; der Rest wird zum Waschen, Putzen, Duschen, als Spülwasser für Toiletten und zum Gießen im Garten verbraucht.

Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet in Baden-Württemberg im Durchschnitt 4,14 Euro, weil die Abwassergebühren gleich mit zu zahlen sind. Immer mehr Kommunen stellen sich die Frage, ob es im Sinne der Nachhaltigkeit ist, kostbares Trinkwasser etwa weiterhin für die Toilettenspülung zu nutzen. Dabei gibt es längst Systeme, die das sogenannte Grauwasser verwerten, das etwa von Waschbecken und Duschen anfällt, beziehungsweise das Oberflächenwasser, das bei Regen vom Dach abläuft. 

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