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Warum Kommunen in der Region trotz zunächst gesicherter Trinkwasserversorgung wieder auf eigene Quellen setzen

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Die Versorgung mit Trinkwasser ist laut Verwaltungen und Versorgern im Land- und Stadtkreis Heilbronn sowie im Hohenlohekreis gesichert. Zwei Standbeine sind dennoch zunehmend gefragt.

von Christian Nick , Jörg Kühl und Thomas Zimmermann
Hier sprudelt Wasser, das auch zahlreiche Haushalte der Region versorgt: im Quelltopf des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen.
Hier sprudelt Wasser, das auch zahlreiche Haushalte der Region versorgt: im Quelltopf des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen.  Foto: Patrick Seeger

Die Meldung sorgte am vergangenen Wochenende für Aufsehen: Erste Bauernhöfe im Schwarzwald befürchteten, dass ihnen das Trinkwasser ausgehen könnte, weil die versorgenden Quellen wegen der Trockenheit kaum mehr Wasser offenbarten. Tankwagen wurden bereitgestellt, um notfalls zu helfen.

So weit soll und wird es in der Region nicht kommen: Das betonen Stadt- und Gemeindeverwaltungen sowie die Wasserversorger: Trotz Klimawandel, Hitzeperioden und der damit verbundenen Trockenheit sei die Versorgung gewährleistet, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion. Dennoch setzen zahlreiche Kommunen wieder verstärkt auf die Eigenwasserversorgung.


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Verantwortliche zeigen sich gelassen

Die Großstadt Heilbronn ist in puncto Wasserversorgung gut aufgestellt. Die Käthchenstadt erhält 85 Prozent ihres Trinkwassers aus den Tiefen des Bodensees. 14 Prozent kommen aus eigenen Quellen und Brunnen. Zudem verfügt die Stadt über eine überdurchschnittlich gute Grundwasserversorgung: Das liegt an der sogenannten Heilbronner Mulde, die sich in den Eiszeiten im Innenstadtbereich bildete.

Dort hatte der Neckar Schotterpakete abgelagert, die das Wasser halten. "Damit haben wir auch ausreichende Quantitäten, um unsere Seen dauerhaft zu betreiben", betont Michael Schmid, der den Bereich Landschaftsplanung im Grünflächenamt leitet. "Wir haben auch Trinkwasserbrunnen als Notversorgung in den Böckinger Wiesen angelegt." Auch zwischen Böckingen und Klingenberg, so Schmidt, gibt es Brunnen, die je nach Bedarf stärker genutzt werden könnten.

Im Landkreis Heilbronn sei die Trinkwasserversorgung im Gebiet des Zweckverbands Wasserversorgung Oberes Elsenztal, wozu Eppingen, Ittlingen und Kirchardt zählen, ebenfalls gewährleistet, teilt die Sprecherin der Stadt Eppingen, Vanessa Heitz, mit. Um für die Herausforderungen des Klimawandels gewappnet zu sein, habe man in den vergangenen Jahren unter anderem Pumpen neu dimensioniert und Fördermengen erhöht. 35 Prozent seiner Trinkwassermenge bezieht der Zweckverband vom Bodensee, 61 Prozent aus eigenen Brunnen.

Entwarnung auch aus Neckarsulm: "Wir beziehen rund 60 Prozent Bodensee-Wasser, 40 Prozent ist Eigenwasser", sagt Stadt-Sprecherin Tanja Seiler. "Damit ist die Trinkwasserversorgung gesichert." Die Pegelstände seien aktuell sogar höher als 2019 und 2020 - vor allem bei den ergiebigsten Brunnen in der Neckaraue zwischen Neckarsulm und Obereisesheim.


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Alternativen sind gefragt

Die Stadt Lauffen bekommt ihr Trinkwasser komplett von der Bodensee-Wasserversorgung - auch hier sei die Versorgung derzeit sicher. Dennoch arbeiten die dortigen Stadtwerke bereits an einer Ergänzungs-Struktur: "Wir haben beim Landratsamt beantragt, Probebohrungen durchführen zu dürfen", berichtet Stadtwerke-Chef Frieder Schuh. Und auch andernorts intensivieren Kommunen nun ihre Bemühungen, um sich bei der Trinkwasserversorgung breiter aufzustellen: In Neuenstein etwa wird die Stadt im kommenden Jahrzehnt für rund zehn Millionen Euro ihre eigentlich vor rund zehn Jahren stillgelegte Eigenwasserversorgung wieder reaktivieren, um Klimawandel und künftigen Preissteigerungen zu begegnen. Ein Weg, den wohl noch mehr Städte und Gemeinden gehen werden. In Waldenburg soll etwa 2024 die Hälfte des Wassers wieder aus städtischen Quellen fließen.

Brackenheim setzt beim Trinkwasser-Sparen auf ein Prozessleitsystem sowie computergestütztes Monitoring: So könne das Wasserwerk rasch lokalisieren, wo sich ein Leck befindet - und so unnötig hohe Verluste vermeiden, wie Betriebsleiter Uwe Kenngott erläutert.

Öhringen speist sich zu 37,5 Prozent aus Bodensee-Wasser, 48 Prozent stammt aus der Landeswasserversorgung und 14,5 Prozent ist Eigenwasser: "Diese Zusammensetzung zeigt aber leider auch, dass wir - wie viele andere - nicht in der Lage sind, uns selbst zu versorgen", so Frank Hildebrand vom Tiefbauamt: Die Pegel der eigenen Brunnen sänken kontinuierlich.

Sicht eines Versorgers

Auch beim Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW), der 600 000 Menschen in rund 100 Kommunen beliefert, ist man sich im Klaren, dass angesichts des Klimawandels Handlungsbedarf besteht: Daher werde an zahlreichen Projekten gearbeitet, um Brunnen zu ertüchtigen, neue zu finden, Aufbereitungskapazitäten zu erweitern sowie Entnahmerechte zu erhöhen. So etwa im Wasserwerk Niedernhall: Dort können laut Auskunft von NOW-Sprecher Patrick Helber die Wasserentnahmerechte noch nicht umfassend genutzt werden, da es an Aufbereitungs-Kapazitäten fehle. Man arbeite an einem Anbau. Aber auch er betont: "Bei der NOW droht absehbar kein Wassermangel." 

 

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