Die Busshuttles kommen: Wie von Geisterhand gesteuert
In Bad Wimpfen und Heilbronn laufen Tests der ersten fahrerlosen Shuttles in der Region. Bis zum regulären Betrieb dauert es aber noch ein bisschen.

Auf den trockenen und breiten Straßen von Phoenix in Arizona war die Google-Tochter Waymo jahrelang mit selbstfahrenden Autos im Probebetrieb unterwegs. 3,8 Millionen Kilometer. Seit vergangenem Jahr gibt es den fahrerlosen Shuttle-Service nun in den engen Straßen San Franciscos - allerdings kann auch jetzt noch ein Fahrer im Notfall eingreifen. In Deutschland beginnt in diesem Jahr die Aufholjagd. Ganz vorn mit dabei sind Bad Wimpfen und Heilbronn, wo demnächst die ersten autonom fahrenden Minibusse unterwegs sein werden.
Langsam geht es voran. Immer wieder wurden Probefahrten verschoben. In Bad Wimpfen befindet sich ein autonom fahrender Minibus aber endlich im Testbetrieb. Die Lidl-Pressestelle räumt allerdings auch ein, man sei mit dem Projekt noch nicht so weit wie geplant. Genaueres soll zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert werden.
Ganzheitlicher Ansatz
Das autonom fahrende Shuttle ist Teil des betrieblichen Mobilitätsmanagements von Lidl an der neuen Deutschland-Zentrale in Bad Wimpfen, die seit Mai 2021 in Betrieb ist. Das Konzept besteht aus buchbaren Pedelecs, einem Bus-Shuttle, einer Mitfahr-App und eben jenem selbstfahrenden Minibus. Für das Forschungsprojekt hat sich die Schwarz-Gruppe mit der Hochschule Heilbronn und dem Forschungszentrum Informatik (FZI) in Karlsruhe zusammengetan. Die Vision: Vorreiter bei der Mobilitätswende sein.
Als moderner Arbeitgeber wolle man sich den Mobilitätsfragen der Zukunft stellen, betont das Unternehmen. Der Betrieb des autonom fahrenden Shuttles sei ein Meilenstein, mit dem man den Verkehr reduziere, betonte Matthias Oppitz, Geschäftsleitungsvorsitzender von Lidl in Deutschland, bei einer ersten Vorstellung des Shuttles im Beisein von Verkehrsminister Winfried Hermann. "Ich bin mir sicher, dass das Shuttle wegweisend sein und ein Erfolg werden wird", so Oppitz. Man sei zuversichtlich, dass das Shuttle von den Mitarbeitern genutzt werde. Was ihn so sicher macht? "Wir haben schon ein konventionelles Shuttle, das immer stärker angenommen wird."
Das Shuttle muss erst lernen
Doch noch ist es nicht soweit. Frühestens Mitte 2022 soll der Minibus die Lidl-Mitarbeiter vom Bahnhof in Bad Wimpfen über die Landesstraße zur Hauptverwaltung befördern. Dafür muss er einiges lernen. Mittels computergesteuerter Technik muss er schließlich Ampelschaltungen registrieren und Verkehrsregeln beachten. Eine Notfallbremsung kann das Shuttle dank verschiedener Laser bereits einlegen. Aktuell erreicht das Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern und ist darauf ausgelegt, sechs Personen zu transportieren. Der 32 Kilowatt starke Akku reicht für eine Strecke von etwa 70 Kilometern. Lidl rechnet damit, dass das Shuttle die 1,6 Kilometer lange Strecke vom Bahnhof in Bad Wimpfen bis zur Verwaltung in zehn Minuten zurücklegen wird.
Erfahrungen bei der Buga gesammelt
In Heilbronn wurden erste Erfahrungen mit autonomen Mobilen bereits während der Bundesgartenschau mit einer selbstfahrenden Paketbox gesammelt. Inzwischen gibt es hier den vollständig neuen Ansatz des Shuttles: Auch hier sollen künftig Personen befördert werden - vom Busterminal am Hauptbahnhof zur Experimenta und zurück, mitten durchs Getümmel auf den Heilbronner Straßen. Mit fünf Kilometern pro Stunde wird das Fahrzeug auf den ersten Testfahrten zwar zum fahrenden Hindernis. Sicherheit geht auch hier vor. Doch wenn im Sommer die ersten Passagiere den Service - erst einmal kostenlos - testen, dann soll das Gefährt mit 20 km/h unterwegs sein.
Hinter dem Projekt stehen die Hochschule Heilbronn, deren Prorektor und KI-Fachmann Raoul Zöllner sowie das FZI. Es ist unabhängig vom Wimpfener Projekt zu sehen, wird aber ebenfalls von der Schwarz-Gruppe unterstützt, getragen von der Schwarz Mobility Solutions.