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"Die Nachfrage nach Impfstoff ist einfach höher als das Angebot"

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Kassenärzte-Sprecher Kai Sonntag erklärt das Verfahren bei der Vergabe von Terminen für die Impfzentren im Land. Wie die nachträgliche Digitalisierung von Impfnachweisen erfolgen soll, ist noch unklar.

 Foto: Federico Gambarini

Täglich erreichen uns zahlreiche Klagen von Lesern über die Komplexität der Impfterminvergabe und die geringe Verfügbarkeit von Terminen. Vor allem viele ältere Menschen melden sich in der Redaktion, die zwar längst Anspruch auf einen Impftermin hätten, aber bisher noch erfolglos bei der Terminsuche waren. Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Land – sie betreibt die zentrale Hotline-Nummer 116 117 – erklärt das Verfahren für die Terminvergabe und woran das System krankt.

 

Können Sie die Frustration der Menschen verstehen, die sich tage- oder wochenlang erfolglos um einen Termin bemühen?

Kai Sonntag: Ja, natürlich ist das frustrierend. Aber die Engstelle sind nicht wir bei der Terminvergabe, es ist der Impfstoff. Die Nachfrage danach ist einfach höher als das Angebot. Als am 27.12. mit dem Impfen begonnen wurde, standen 7000 mögliche Impfungen pro Tag einer Zahl von einer Millionen Impfberechtigten im Land gegenüber, von denen die meisten auf einen Termin gedrängt haben.


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Trotzdem: Könnte man nicht wenigstens das Verfahren so vereinfachen, dass nicht automatisch die bevorzugt werden, die entweder stundenlang telefonieren oder das Internet sehr gut bedienen können?

Sonntag: Das Problem lösen Sie auch nicht durch ein einfacheres Verfahren. Wobei ich betonen muss: Die KV schaltet nur die Leitungen für die Nummer 116117 frei. Sobald man eine Verbindung hat und die eins zur Weiterleitung drückt, ist man im Bereich des Bundes, der das Verfahren organisiert und die Berechtigung prüft. Im zweiten Schritt werden Anrufer dann an ein Call-Center des Landes zur Terminvereinbarung weitervermittelt. Wir als KV stellen genügend Leitungs-Kapazitäten zur Verfügung. Was das Personal in den Call-Centern angeht, sind wir nicht zuständig.

 

Frustrierten Impfberechtigten dürften Zuständigkeiten ziemlich egal sein.

 Foto: privat

Sonntag: Auch das verstehe ich. Genau deswegen haben wir die Impfkampagne ja auch auf die Hausärzte und die Fachärzte im Land ausgeweitet. Sie kennen ihre Patienten und wissen, wer im Zweifel noch Bedarf hat.

 

Jetzt stocken die Impfstoff-Lieferungen jedoch wieder, wie die Landesregierung vor einigen Tagen mitgeteilt hat. Wie viele Impfdosen kommen nächste Woche bei den Ärzten an?

Sonntag: Unsere Mitglieder können 36 Dosen des Biontech-Vakzins ordern und unbegrenzt Impfstoff von Astrazeneca. Was davon dann letztlich geliefert wird, wissen wir noch nicht. Das stellt sich immer erst montags bei der Anlieferung heraus.

 


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Auf dieser Basis scheint es ziemlich schwierig, mit Patienten Termine zu vereinbaren.

Sonntag: Das stimmt, unsere Ärzte können nur in begrenztem Umfang planen. Das ist eine weitere Hürde.

 

Das nächste Problem zeichnet sich schon ab. Bisher gilt das gelbe Impfheft als Nachweis, erst im Juni soll der digitale Impfnachweis kommen. Wie werden alle bis dahin erfolgten Impfungen digital nacherfasst? Gibt es dafür schon eine Lösung?

Sonntag: Dazu laufen gerade Gespräche auf Bundesebene. Die Arztpraxen dokumentieren ihre Impfungen in ihren Praxisverwaltungssystemen, so dass die Daten bereits in digitaler Form vorliegen. Wir drängen auf eine Lösung, mit der diese Dokumentation in den Praxen auch für den digitalen Impfpass genutzt werden kann.

 


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Zur Person

Kai Sonntag ist Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart. Die KV betreibt die Nummer 116 117 – es ist die bundesweite Nummer des ärztlichen Notdienstes. Über sie werden derzeit auch die Termine in den Corona-Impfzentren im Land vergeben. 

 

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