Die Holzpreise explodieren - Hausbau wird teurer
Die Kostensteigerungen können beim Hausbau in die Zehntausende gehen. Der Bauboom in den USA und schlechte Holzernten in Kanada wirken sich derzeit drastisch auf die Holzpreise in Deutschland aus. Das Ende der Entwicklung ist noch nicht abzusehen.

Vor allem große Sägewerke liefern mittlerweile vor allem nach Nordamerika. Bauherren müssen deshalb mit deutlichen Aufschlägen rechnen. Für ein Einfamilien-Holzhaus mit hohem Massivholzanteil könnten die Mehrkosten im Bereich von 50.000 Euro liegen, schätzt der Obermeister der Zimmerer-Innung Heilbronn-Öhringen, Hans-Martin Stopper.
Holz ist nicht der einzige Rohstoff, der momentan besonders nachgefragt ist. Bekannt ist der Halbleitermangel, der die Automobilindustrie immer wieder ausbremst. Auch Metall, Kunststoff und andere Produkte sind rar, leiden unter gestiegenen Frachtpreisen und sind auf jeden Fall teurer geworden.
"Die Preise haben sich für viele Materialien verdoppelt", erzählt Wolfgang Schüler, Einkaufsleiter beim Baukonzern Leonhard Weiss aus Satteldorf. "Wir müssen frühzeitig bestellen. Kurzfristig bekommt man zurzeit nichts mehr."
Eine besondere Konstellation auf dem Holzmarkt
Doch was auf dem Holzmarkt passiert, ist außergewöhnlich. Denn hier kommen mehrere Faktoren zusammen. Mit der Corona-Krise wurde in den USA vielerorts erst einmal die Produktion gestoppt. "Ohnehin haben in den USA seit den 2000ern viele Sägewerke zugemacht", erzählt Marcus Kirschner, Geschäftsführer des Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE).
Die Preise gingen vor einem Jahr auch erst einmal runter - "auch die Haus- und Wohnungspreise in den Städten, danach wollten alle raus aufs Land", sagt Kirschner. Mit staatlicher Hilfe begann ein Bauboom, dessen Ende nicht absehbar ist.
Weil seit fünf Jahren der Borkenkäfer im Nachbarland Kanada wütet, konnte die sprunghaft gestiegene Nachfrage dort nicht mehr bedient werden. Seitdem gehen die amerikanischen Einkäufer in Europa auf Shopping-Tour.
Die Höchstpreise könnten noch kommen
"Was die Amerikaner zu zahlen bereit sind, bezahlen wir hier noch lange nicht", sagt Manfred Metzger, Geschäftsführer des Großhändlers Holz Eckert in Lauffen. Deshalb erwartet er auch noch kräftige Preissprünge im Mai und Juni. "Und bei uns fängt die Bauwirtschaft jetzt wieder so richtig an zu laufen", ergänzt Metzger.
Noch gibt es auf den meisten Baustellen in der Region keine Engpässe. Doch ob das so bleibt, ist nicht sicher. Denn zahlreiche Handwerker haben bereits begonnen, ihre Lager zu füllen. Vom "Toilettenpapier-Effekt" ist die Rede.
Und für Bauherren heißt es bereits jetzt regelmäßig, dass Angebote nur sehr kurzfristig gültig sind oder auch direkt variable Tagespreise beim Material angegeben werden.
In der Holzbaubranche geht deshalb vermehrt die Sorge um, dass trotz voller Auftragsbücher sogar Kurzarbeit beantragt werden muss. Deutschlandweit waren vor wenigen Wochen erst eine Handvoll Betriebe betroffen. Doch auch in der Region wollen Zimmerer und Dachdecker nichts mehr ausschließen.
Die OSB-Platte aus dem Baumarkt gibt es noch
Für Heimwerker sieht die Lage noch nicht so drastisch aus. "Wir merken zwar, dass wir nicht mehr so schnell beliefert werden, aber noch hält es sich in Grenzen", sagt etwa Andreas Vogler, Marktleiter des Weinsberger Baywa-Baumarkts. Man achte aber darauf, dass nur handelsübliche Mengen abgegeben werden. "Das kann auch mal eine Palette OSB-Platten sein, aber nicht viel mehr", so Vogler.
Auch hier bleibt offen, wie lange das so bleibt. Für den Kubikmeter OSB-Platten bezahlen die Amerikaner in Deutschland derzeit 1000 Dollar, doppelt so viel wie bisher üblich. Immerhin erwartet die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Rekordjagd bei den Holzpreisen im Lauf des Jahres endet und die Preise dann sogar wieder deutlich sinken.
Schäden riesigen Ausmaßes
In Kanadas Provinz British Columbia, wo ein Großteil des Holzes für den US-Markt heranwächst, verloren die Wälder zwischen 2000 und 2015 bereits mehr als 700 Millionen Kubikmeter an den Bergkiefernkäfer, eine Borkenkäferart. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Situation noch einmal verschärft, sodass mehr als die Hälfte des nutzbaren Holzes vernichtet wurde, wie die kanadische "Financial Post" berichtet.
Die Borkenkäferplage in Deutschland wurde ebenfalls als Jahrhundertkatastrophe bezeichnet. Zwischen 2018 und 2020 sind hier 160 Millionen Festmeter Schadholz angefallen, berichtet der Dachverband der Waldeigentümer. Das Holz kann in der Regel nicht als Konstruktionsholz verwendet werden.


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