Der Unterricht beginnt wieder: Schulen starten nur mit Mindestbesetzung
In der Region werden neue Lehrer verpflichtet: So steht es um die Versorgung zum Beginn des neuen Schuljahrs.
Diesen Montag beginnt das neue Schuljahr im Land. Die Situation in den Lehrerzimmern ist angespannter als zuvor. Lehrer-Gewerkschaften schlagen Alarm, weil sie mit weiteren Krankheitsausfällen sowie Schwangerschaften in den nächsten Monaten rechnen. Jeder weitere Kollege, der wegbricht, kann aus Sicht der Pädagogen nicht ersetzt werden. Selbst Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) gibt offen zu: "Es hat sich ehrlicherweise bei mir an den Sorgenfalten nicht sehr viel geändert."
Vor allem an den Förderschulen fehlt das Personal
Fast 150 neue Lehrer stellt das Staatliche Schulamt Heilbronn am letzten Ferientag des Sommers 2022 ein. Deutliche Worte findet Markus Wenz, der das Heilbronner Schulamt leitet. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehören bis auf die Gymnasien alle Schulen in der Stadt Heilbronn sowie im Landkreis. Dort sei an den Regelschulen die Situation auf Kante genäht, an den SBBZ sei man "etwas weiter weg vom Soll an Personal".
Seiner Einschätzung nach komme mittlerweile zwar etwas Bewegung ins Lehrerfeld. Doch aktuell gebe es noch zu wenig Bewerber. "Mit den bislang umgesetzten Neueinstellungen sowie weiteren Personalmaßnahmen kann der Pflichtunterricht im Staatlichen Schulamt Heilbronn zum jetzigen Zeitpunkt an den meisten Schulen abgedeckt werden", betont er. "Wo Personal fehlt, wird noch nach Lösungen gesucht."
In den kommenden Wochen wird es laut Markus Wenz nach nicht einfacher, täglich kämen Krankmeldung rein und Kolleginnen würden schwanger. "Im Laufe des Schuljahres sind Personalausfälle aufgrund von Mutterschutz und Elternzeit oder auch länger andauernden Krankheitsphasen zu erwarten." Die Pandemie könnte die schwierige Versorgungslage auch deshalb verschärfen, weil Lehrer aufgrund gesundheitlicher Vorbelastungen von der Präsenz befreit werden müssten.
So sieht es an den Gymnasien aus
Zuletzt hatten auch Gymnasien in der Region davon berichtet, dass es bei ihnen mit der Lehrerversorgung eng werde. Das Regierungspräsidium in Stuttgart, das für diese Schulen verantwortlich ist, gibt allerdings Entwarnung. "Die Gymnasien im Landkreis Heilbronn, im Stadtkreis Heilbronn und im Hohenlohekreis können ausreichend versorgt in das neue Schuljahr starten", sagt Pressereferentin Lisa Schmidt. Der Pflichtunterricht könne an allen Gymnasien der Region stattfinden. Außerdem seien alle freie Stellen besetzt worden.
"War eine Besetzung im vorrangig angestrebten Fach nicht möglich, konnte eine Einstellung in anderen Fächern nach interner Umverteilungen an den Schulen die Unterrichtsversorgung sicherstellen." Nach Auskunft des RP gibt es in der Region keine Lücken. Die Versorgung in Engpassfächern bei einzelnen Gymnasien sei durch Abordnungen von Lehrkräften von anderen Gymnasien sichergestellt worden.
Nach Hohenlohe kommen 29 neue Lehrer
117 neue Lehrkräfte sprechen in der Stadthalle Künzelsau ihren Eid und werden die Schulen im Zuständigkeitsbereich des Schulamtes Künzelsau in den Kreisen Hohenlohe, Schwäbisch Hall und Main-Tauber verstärken. In den Hohenlohekreis kommen 29 neue Lehrer an Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen sowie an die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ). Schulamtsdirektorin Bettina Hey hofft auf weitere Verträge, die sie bis Ende September unterschreiben kann. Im Vorjahr waren so noch 91 Stellen besetzt worden. Für Krankheitsvertretungen wurden 98 befristete Verträge geschlossen.
Schulamtsdirektor Alois Schmitt erinnerte bei der feierlichen Vereidigung der neuen Kollegen an die Zeit seiner Neueinstellung in den 1980er-Jahren, als es eine große Lehrerarbeitslosigkeit gab. Von den 83 Anwärtern seines Jahrgangs seien nur acht eingestellt worden. "Damals mussten wir in die Region Stuttgart, um überhaupt etwas zu bekommen", erinnert er sich. Und feierlich sei der Arbeitsbeginn auch nicht gewesen: "Wir fünf wurden einzeln vereidigt." Ganz anders nun der Festakt in zwei Durchgängen.
Das doppelte Prozedere ist nach wie vor Corona geschuldet: "Wir wollen nicht riskieren, dass durch unsere Veranstaltung der Schulbeginn durch Coronausfälle erschwert wird", sagt Bettina Hey. Sie hat die Verantwortung für 146 Schulen, 30 000 Schüler und 3500 aktive Lehrkräfte. Sie wirbt bei den jungen Kollegen um lebenslanges Lernen, darum, sich Hilfe und Unterstützung bei Kollegen zu holen, immer aber auch abzugleichen, ob deren Entwürfe zum eigenen Verständnis passen. "Behalten Sie die Autonomie über Ihren Entwicklungsprozess."