Corona-Impfungen: Zwischen null und starken Nebenwirkungen
Die Diskussion ums Impfen hält an. Geimpfte berichten, was Corona-Spritzen bei ihnen auslösten. Die medizinischen Leiter in den Kreisimpfzentren Heilbronn und Ilsfeld berichten, dass sie bislang keine schweren Komplikationen kennen.

Es sind große Unterschiede, von denen Geimpfte nach den Corona-Spritzen berichten. Der Talheimer Bruno Kohler (81) war bei den allerersten Patienten im Kreisimpfzentrum in Heilbronn-Horkheim dabei. Von der ersten Biontech-Spritze hat er "gar nichts" gemerkt, nach der zweiten gab es einen leichten Ausschlag unter dem Arm. "Sonst nichts. Ich bin rundum zufrieden." Auch einen Monat danach sagt er, er sei froh, "dass ich es gemacht habe".
Schüttelfrost, Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen
Die Weinsberger Allgemeinärztin Dr. Corina Vogler (42) hat auch Biontech erhalten. Nach der zweiten Spritze erlebte sie Gliederschmerzen, Schüttelfrost, bis 38,5 Grad Fieber, Abgeschlagenheit. "Es war einen Tag richtig heftig." Dann sei wieder alles weg gewesen und sie sei arbeiten gegangen.
Die Diskussion ums Impfen hat auch durch die Überprüfung des Astrazeneca-Impfstoffs im Land neue Nahrung erhalten. Es geht um einige wenige Fälle mit Thrombosen bei 1,6 Millionen Impfungen mit dem britisch-schwedischen Impfstoff.
Mit Astrazeneca ist der Abstatter DRK-Mitarbeiter Roland Walter (53) geimpft worden. Zwei Tage merkte er "ein bisschen was" am Arm, dieser sei zehn Prozent schwächer gewesen als sonst. Schmerzen hatte er nicht. Er wünscht sich wie viele, dass man endlich wieder ein Stück Alltag leben kann. Wenn es im April viele Impfdosen gebe und viele Bürger weg bleiben würden, wäre es in der Pandemie "das Schlimmste, was passieren könnte", findet er.
DRK-Notfallsanitäter Jonas Gysin (24) hat den Moderna-Impfstoff erhalten. Ein bisschen ein Schweregefühl hatte der Bad Friedrichshaller danach am Arm, ein leichtes Brennen des Impfstoffes habe er gut zwei Stunden gespürt. Inzwischen hat er null Beschwerden und geht "ganz entspannt" in die zweite Impfung.
Inzwischen mit Freude die Enkel wieder gesehen
Zwei Biontech-Impfdosen hat die Bad Rappenauerin Margarethe Künzel (81) in Heilbronn erhalten. Sie habe "überhaupt nichts" bemerkt, sagt sie am Telefon, verweist auf ihr gutes Immunsystem. Keine Nebenwirkungen mit Biontech hat auch eine 81-jährige Heilbronnerin gespürt, die ungenannt bleiben will. Ihr Sohn habe indes nach der Impfung einen Tag Schüttelfrost gehabt. Sie selbst ist "froh, dass ich es gemacht habe". Sie sei weiter vorsichtig. Inzwischen ist sie zum Friseur gegangen und hat mit Freude ihre Enkel wieder gesehen.
Woran liegen so unterschiedliche Reaktionen des Immunsystems auf die Spritzen? Dr. Martin Uellner ist medizinischer Leiter im Heilbronner Impfzentrum. Solche Reaktionen seien nicht vorhersagbar. Man könne sie auch nicht vom Alter abhängig machen. Die klare Mehrheit der Menschen erlebe keine Impfreaktionen, ist seine Erfahrung. Bei Astrazeneca seien Reaktionen eher nach der 1. Impfung aufgetreten, bei Biontech eher nach der 2. Spritze. Vielleicht ein Patient von 100 habe beim Hauptimpfstoff Biontech grippale Beschwerden gehabt, stuft er das Verhältnis ein. Er selbst habe bei seiner Impfung mit Biontech nur leichte Muskelschmerzen verspürt.
Vom Nutzen der Impfungen überzeugt

Von schwerwiegenden Komplikationen nach den Impfungen hat Uellner bisher keine Informationen vorliegen. Mit Blick auf einzelne festgestellte schwere Thrombose-Fälle in Deutschland nach einer Dosis Astrazeneca hält er es für plausibel, dass dies ähnlich sei wie es sonst in der Normalbevölkerung auftrete. Uellner ist vom Nutzen der Impfungen überzeugt. Er ist zudem sicher, dass "ein Großteil der Hausärzte" in der Region Heilbronn mitmacht, wenn das System breiter aufgestellt wird.
Auch Ärztin Corina Vogler rät prinzipiell zu einer Impfung. Weil Nebenwirkungen einer Corona-Infektion viel heftiger ausfallen können, über längere Zeit. Was sie Menschen sagt, die mahnen, dass es noch keine Langzeitstudien zu den Impfstoffen gebe? Die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe seien gründlich getestet. "Sonst wäre die Zulassung nicht erfolgt." Und: "Nachbeobachtungsstudien laufen ja noch weiter", um die Impfstoffsicherheit weiter zu bewerten und zu verbessern.
Risikoabwägung
Mehr als 11.000 Bürger sind im Kreisimpfzentrum in Ilsfeld bis Anfang dieser Woche geimpft worden. Er habe nichts gehört von schweren Komplikationen oder Folgeschäden, teilt der medizinische Leiter Alexander Kohler auf Stimme-Anfrage mit.
"Ich würde mich mit Astrazeneca impfen lassen", sagt der Anästhesie-Facharzt in der aktuellen Diskussion. Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es nicht. Corona-Impfstoffe hätten ausführliche Testverfahren durchlaufen. Wie die Probleme in den bekannt gewordenen Einzelfällen in Deutschland zustande kamen, sei derzeit noch nicht klar. Er sieht in den Einzelfällen bei 1,6 Millionen Impfungen mit dem Wirkstoff eine sehr geringe Größenordnung. Die Wahrscheinlichkeit, an einer schweren Covid-Infektion zu erkranken oder daran zu sterben, sei "deutlich höher".