Nach dem vorläufigen Stopp von Astrazeneca: In Praxen wird später geimpft
Durch den Stopp von Astrazeneca verschiebt sich die flächige Impfung bei Hausärzten. Aktuell wäre zu wenig Impfstoff verfügbar. Die Pilotpraxen in der Region sind zufrieden mit dem bisherigen Verlauf.

Die Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca trifft nicht nur die Kreisimpfzentren hart. Auch das Pilotprojekt Impfen in Hausarztpraxen wird davon ausgebremst. Auch wenn dort seit Anfang März der Impfstoff von Biontech verwendet wird.
War geplant, dass ab Mitte, spätestens Ende April der Impfstoff Astrazeneca durch die Hausärzte gespritzt werden sollte, ist dieser Termin nun aus Sicht der Kreisimpfbeauftragten Dr. Susanne Bublitz unrealistisch geworden. Eine Tatsache, die die Hohenloher Allgemeinmedizinerin und Sprecherin der Kreisärzteschaft Öhringen sehr bedauert.
Auswirkungen lassen sich nicht abschätzen
Ob und welche Auswirkungen der Impfstopp von Astrazeneca auf die geplante breitere Beteiligung der Praxen hat, lasse sich im Moment nicht seriös abschätzen, heißt es dazu aus dem Sozialministerium. Der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz sehe vor, im Verlauf des Aprils flächendeckend in den Praxen zu impfen. "Darauf bereiten wir uns im engen Austausch mit der Ärzteschaft vor", erklärt das Sozialministerium auf Nachfrage.
Abhängig von konkret verfübargen Mengen
Die nächsten Schritte seien von der Verfügbarkeit des Impfstoffs und den konkreten Mengen abhängig. Für den Übergang in die Praxen müsse eine Mindestmenge an Impfstoff zur Verfügung stehen, so dass sich die Beteiligung der Praxen auch lohne. "Sonst verteilt man am Ende nur eine Handvoll Impfdosen in die Praxen", erklärt Ministeriums-Sprecher Pascal Murmann.
Für Baden-Württemberg seien das 80.0000 Impfdosen pro Tag. Das entspreche der maximalen Kapazität der Impfzentren. "Genaue und verlässliche Lieferzahlen liegen uns für die Zeit ab April noch für keinen der zugelassenen Impfstoffe vor."
Kein Terminchaos
Wichtig sei bei der Organisation, dass bereits bestehende Termine für Erst- und Zweitimpfungen in den Impfzentrum dann auch dort wahrgenommen werden. Terminabsagen und Verweise an die Arztpraxen aufgrund einer Umverteilung des Impfstoffs würden zu großem Unmut und Verwirrung in der Bevölkerung führen. Für das Sozialministerium gibt es noch offene Fragen mit Blick auf den Distributionsweg. Der Bund habe noch keine Aussagen zur Menge und zum Verteilsystem in die Praxen gemacht. Aus Sicht des Landes brauche es für die Anfangszeit, wenn noch wenig Impfstoff zur Verfügung steht, Kriterien, nach denen die wenigen Praxen, denen im ersten Schritt Impfstoff geliefert werden kann, ausgewählt werden.
162 Patienten geimpft
Seit 8. März gibt es vorerst 41 Pilotpraxen. Von der in Hohenlohe weiß Dr. Susanne Bublitz, dass das Impfen in Praxen funktioniert. Wenngleich bislang in vernachlässigbaren Dimensionen. In den drei Wochen Probebetrieb seien in der Hohenloher Pilotpraxis 162 Patienten geimpft worden. Denn der Zeitaufwand dafür sei groß gewesen. Denn es sei versucht worden, besonders bedürftige Patienten aus der Kartei zu fischen. Also Menschen, die aufgrund ihrer Vorerkrankungen und ihres Alters besonders gefährdet sind, an einem schweren Verlauf zu sterben. Diese Menschen anzurufen und Termine zu vereinbaren und die jeweiligen Anamnesegespräche wie am Fließband zu führen, das fordere die Kollegen, hat Dr. Susanne Bublitz erfahren. Hier müssten andere Modalitäten gefunden werden. Was allerdings wie sie gehört hat gut funktioniert habe, das sei Lieferung und Lagerung des Impfstoffs. Einzelne Dosen seien auch bei Hausbesuchen verimpft worden.
Ihr Fazit nach den Gesprächen: Es funktioniert und es wäre wichtig. Doch mit der Aussetzung von Astranezeneca, bedauert sie, sei absehbar zu wenig Impfstoff verfügbar.
Dabei geht den Ärzten aktuell die Arbeit sowieso nicht aus. Zusätzliche Aufgaben haben die Hausärzte durch die Schnelltests an Schulen beispielsweise. Und auch die Sorgen von Menschen, die mit Astrazeneca geimpft sind und nun wegen Kopfschmerzen in die Praxis kommen, binden Kapazitäten. "Aber klar, wenn sich jemand sorgt und Angst hat, eine Thrombose zu haben, dann nehmen wir das ernst und untersuchen die Patienten", sagt Dr. Bublitz. Es wird Blut genommen und ein Gerinnungstest gemacht, außerdem folgt eine neurologische Untersuchung, um alle Eventualitäten auszuschließen.
Es funktioniert. Das ist auch das Fazit der zweiten Pilotpraxis in der Region. Es ist die Eppinger Gemeinschaftspraxis Dr. Linke. Die Zahl der Impfdosen ist derzeit noch auf 54 pro Woche begrenzt. Geimpft werden Patienten der Gemeinschaftspraxis, die in der ersten Priorität eingeordnet sind. "Das Rollout ist gut angelaufen", teilt der Praxeninhaber Stefan Linke mit. Die Praxis erhält den auf 70 Grad heruntergekühlten Impfstoff des Herstellers Biontech in Ampullen, die ungeöffnet gelagert und binnen 120 Stunden verarbeitet werden müssen. Dazu verwendet die Eppinger Gemeinschaftspraxis die auch für andere Impfstoffe vorgesehenen Kühlschränke. Das sei absolut ausreichend.