Astrazeneca-Impfstopp: Im Hohenlohekreis müssen keine Termine abgesagt werden
1100 Menschen hätten das Astrazeneca-Vakzin bekommen sollen. Aber es ist ausreichend Ersatz vorhanden, um Termine zu halten. Allerdings wurden keine neuen Termine freigeschaltet.

Jetzt hatte das Impfen gerade Fahrt aufgenommen. Allein im Kreisimpfzentrum Öhringen waren am Wochenende 3050 Menschen gegen das Coronavirus immunisiert worden. Nun sorgt die Diskussion um den Impfstoff Astrazeneca für eine Verzögerung. Im Vergleich zu anderen Landkreisen aber mussten in Hohenlohe für das kommende Wochenende keine Termine abgesagt werden.
Die Menschen, die Astrazeneca bekommen hätten, können mit Biontech geimpft werden. "Die Menschen mit Termin für das kommende Wochenende müssen ihre Impftermine nicht stornieren", erklärt Mike Weise, Leiter des Kreisimpfzentrums in Öhringen. Es seien ausreichend Impfdosen da. Wie es dann aber weitergehe an den kommenden Wochenenden, das ist noch offen, erklärt Weise.
Bisher wurden in Öhringen 4000 Dosen Astrazeneca verimpft. Für die kommenden drei Wochenenden waren weitere 1900 Termine für die infrage kommende Personengruppe vergeben worden.
Verlangsamt das Impftempo
Wie wird der Impfstopp von Astrazeneca in der Region diskutiert? Was bedeutet das für flächiges Impfen in Hausarztpraxen? Was erwartet all die Menschen, die die erste Impfung mit Astrazeneca erhalten haben? "Wie es weitergeht, das wird sich in den nächsten Tagen zeigen", sagt Weise. Vorerst bedeutet das, dass keine neuen Termine vergeben werden, bis die Entscheidung über die weitere Nutzung von Astrazeneca gefallen ist oder ein neuer Impfstoff verfügbar ist.
Menschen diskutieren unterschiedlich
Die Menschen selbst sind zwiegespalten: Johann T. ist 22 Jahre alt, Student. Er hat Asthma und ist deshalb impfberechtigt. Er hat vor acht Tagen seine erste Impfung mit Astrazeneca bekommen. Und lag im Anschluss mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Gliederschmerzen im Bett. Zwei Tage lang. Dann war er so fit wie zuvor. Seinen zweiten Impftermin hat er Anfang Mai. Den würde er wahrnehmen. Mit dem Impfstoff Astrazeneca. Das sagt er mit Blick auf die Statistik.
Ganz anders ist das Stimmungsbild bei Ramona S. Die 61-Jährige beobachtet mit Sorge die Impffolgen mit Kopfschmerzen, Fieber und Mattigkeit bei ihrem Mann, der dieses Wochenende mit Astrazeneca geimpft wurde. Sie selbst würde sich aktuell nicht mit dem Vakzin impfen lassen. Sie fürchtet Komplikationen in Zusammenhang mit Vorerkrankungen wie hohem Blutdruck und Gerinnungsstörungen.
Vermehrt Fragen, wenig nicht wahrgenommene Termine
Robert Wagner ist Arzt in einer Öhringer Corona-Schwerpunktpraxis und ist immer wieder im Kreisimpfzentrum. Deshalb weiß er, dass es zuletzt immer mehr Fragen zu dem Impfstoff im Rahmen der Aufklärungsgespräche gegeben hat. Die Aussetzung des Vakzins verlangsame das Impftempo in Deutschland erheblich. Wagner geht davon aus, dass die Zulassungsbehörden den Astrazeneca-Impfstoff bald wieder freigeben werden. "Ich glaube auch nicht an einen kausalen Zusammenhang zwischen diesen Thrombosen und der Impfung."
Wagner selbst würde nicht zögern: "Wenn die Aussetzung aufgehoben wird, würde ich den Behörden vertrauen und mich wieder mit Astrazeneca impfen lassen", erklärt er. Immer wieder werde er gefragt, ob es eine Empfehlung zur Corona-Impfung bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren geben wird. Die gibt es noch nicht. Er geht aber davon aus, dass diese Empfehlung zumindest für chronisch kranke Kinder und Jugendliche kommen werde, schon alleine, um eine bessere Herden-Immunität zu erreichen.
Lehrer sind verunsichert
Mit großer Sorge und Verunsicherung hätten Lehrkräfte im Kreis auf die Nachricht reagiert, sagt Jana Kolberg, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Hohenlohekreis. Sie hätte bereits erste Telefonate mit Lehrern an Hohenloher Schulen geführt, deren Termine für diese Woche abgesagt worden seien. "Die hängen jetzt in der Luft", sagt Kolberg. Vor allem an der sonderpädagogischen Zentren bei der Arbeit mit behinderten Kindern könne kein Abstand gehalten werden. Das gelte auch für Grundschulen. Die Lehrer hoffen, so Kolberg, dass die Priorisierung der Lehrer auch ohne Astrazeneca erhalten bleibe.