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Nach Astrazeneca-Stopp: Baden-Württemberg setzt Impftermin-Buchungen aus

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Das Land Baden-Württemberg reagiert auf den Stopp der Astrazeneca-Impfungen. Ältere Personen sollen mit anderem Impfstoff geimpft werden, andere werden sich erneut um einen Termin bemühen müssen. Im Südwesten fallen zunächst täglich rund 15000 Impfungen weg.

von Michael Schwarz
Foto: dpa
Foto: dpa  Foto: Christoph Soeder (dpa)

Das Land reagiert auf den Stopp der Corona-Impfungen mit Astrazeneca. "Wir versuchen gemeinsam mit den Impfzentren möglichst viele Termine durch direkte Umbuchungen auf die beiden anderen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zu halten und zeitnah weiterhin zu ermöglichen", erklärt Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha (Grüne). Mit der stark verminderten Impfstoffmenge sollten jetzt vor allem "besonders vulnerable Menschen aus der ersten Priorität" vorrangig geimpft werden, so Lucha weiter.

Bis kommenden Montag keine neuen Termine

Durch den am vergangenen Montag von der Bundesregierung verfügten Impfstopp von Astrazeneca fallen in Baden-Württemberg täglich rund 15 000 Impfungen weg. Bis einschließlich kommenden Montag sollen im Südwesten nun alle Termine mit Astrazeneca-Impfungen abgesagt werden. Spätere Termine bleiben zunächst bestehen. Laut Sozialministerium sollen die Menschen, deren Ersttermin abgesagt wird, ihren Zweittermin vorerst noch behalten. Bislang hätten im Südwesten mit Astrazeneca noch keine Zweitimpfungen - diese erfolgt neun Wochen nach der ersten Spritze - stattgefunden.


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Unterschiedliches Vorgehen

Das Land ordnet zudem an, dass das Terminbuchungssystem ebenfalls bis einschließlich kommenden Montag geschlossen bleibt. In der Zeit können weder per Telefon noch online Impftermine gebucht werden. Personen auf der Warteliste sollen vom Callcenter kontaktiert werden. Wer ab Dienstag eine Terminabsage erhält, wird in die Warteliste aufgenommen - und kommt direkt nach der Gruppe der Menschen aus der ersten Priorität. Allerdings: Wer bereits am vergangenen Montag eine Absage erhalten hatte, soll sich nach Angaben des Sozialministeriums um einen neuen Termin bemühen, sobald das Buchungssystem wieder geöffnet wird. Die bereits gebuchten Impftermine mit Biontech/Pfizer und Moderna bleiben bestehen.

Zahlen im Südwesten

In Baden-Württemberg wurden bis zum 15. März knapp 1,3 Millionen Menschen erstmals geimpft. Fast 400 000 Personen haben bereits die Zweitimpfung hinter sich. Bei den Erstimpfungen wurde zuletzt der Impfstoff von Astrazeneca am häufigsten verimpft.


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Modellprojekt ist nicht betroffen

Das Modellprojekt, bei dem landesweit in den Arztpraxen gegen das Coronavirus geimpft wird, sei vom Astrazeneca-Stopp nicht betroffen. Im Rahmen des Projektes wird laut Sozialministerium nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer gespritzt. Ob der Astrazeneca-Stopp auch Einfluss auf den geplanten flächendeckenden Impfstart in den Arztpraxen im April habe, könne man derzeit noch nicht abschätzen, erklärt eine Sprecherin Luchas. Um in den Praxen im Südwesten die Impfungen durchzuführen, müssten insgesamt rund 80 000 Impfdosen zusätzlich am Tag zur Verfügung stehen.

Warnungen des Landkreistags

Der Landkreistag in Baden-Württemberg geht davon aus, dass die Probleme bei der Impfterminvergabe nochmals zunehmen. "Der bereits bestehende Terminstau wird durch die zusätzlich abgesagten Termine nur noch weiter verschärft", sagt Hauptgeschäftsführer Alexis von Komorowski. Er rechne zudem damit, dass es immer mehr Menschen geben werde, die eine Impfung mit Astrazeneca ablehnten. "Diese Vorbehalte dem Impfstoff gegenüber dürften sich verstärken und dafür sorgen, dass die Abläufe in den Impfzentren kurzfristig angepasst werden müssen", so von Komorowski.

Impfzentren an Schwankungen gewöhnt

Zahlreiche Impfzentren im Südwesten haben bereits den Personalbestand reduziert, weil sie in den nächsten Tagen deutlich weniger impfen werden. Von Komorowski setzt hier auf kommunale Lösungen: "An solche Schwankungen in der Auftragslage sind die Impfzentren gewöhnt. Man wird auch hierfür passende Lösungen vor Ort finden."


Kommentar von Michael Schwarz: Hängepartie 

Das Hin und Her bei Astrazeneca führt nicht nur zu einem weiteren Vertrauensverlust in der Bevölkerung in dieses Vakzin, sondern sorgt auch für zusätzliches Chaos bei der Impfterminvergabe. In Baden-Württemberg legt das Land das ganze Buchungssystem gleich für mehrere Tage auf Eis. Das heißt, der Terminstau bei den Impfungen wird weiter zunehmen. Besonders großes Pech haben diejenigen im Südwesten, deren Impftermin bereits am Montag abgesagt worden ist. Sie müssen sich nun um einen neuen Termin bemühen. Wer seine Absage am Dienstag erhielt, der kommt automatisch auf die Warteliste. Es bleibt wohl das Geheimnis des Landes, was hinter dieser Ungleichbehandlung steckt.

In den Impfzentren müssen die Kapazitäten jetzt angepasst werden. Schließlich wird mit Astrazeneca der Impfstoff zunächst nicht mehr verabreicht, der bei den Erstimpfungen mehr als die Hälfte aller gespritzten Dosen ausmachte. Etliche Impfzentren stellen deswegen schon auf den Einschichtbetrieb um. Doch das kann sich bald wieder ändern. Falls die Europäische Arzneimittelagentur die weitere Verwendung von Astrazeneca empfiehlt, müssten die Kapazitäten wieder schnell hochgefahren werden. Die Warteliste ist schließlich voll. Vor Ort muss jetzt ausgebadet werden, was bei den Impfstoff-Untersuchungen versäumt worden ist.

 

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